Gespraechsfuehrung (TaschenGuide)
Sie nur, wenn Sie es zulassen. Eleanor Roosevelt soll gesagt haben: „Niemand kann Ihnen ohne Ihre Zustimmung das Gefühl der Minderwertigkeit vermitteln.“ Allerdings haben Sie in asymmetrischen oder symmetrischen Beziehungen unterschiedlichen Handlungsspielraum. Wenn sich Ihr Chef mit Ihnen nicht sachlich und argumentativ auseinandersetzen möchte, so wird er das nicht tun müssen. Sie können ihn nicht dazu zwingen,sondern sich nur darum bemühen. In nicht-abhängigen Beziehungen, wie im folgenden Beispiel, können Sie den Einschüchterungsversuch ins Leere laufen lassen und auf der sachlichen Auseinandersetzung beharren. Einschüchterung ist in der Regel ein Versuch, Sie mundtot zu machen. In symmetrischen Beziehungen müssen Sie sich das nicht gefallen lassen.
Beispiel: Sich nicht einschüchtern lassen
Eine Elternvertreterin stellt auf einer Schulkonferenz unliebsame Fragen nach dem Verbleib der Einnahmen aus dem Weihnachtsmarkterlös. Der Direktor versucht, sie vor dem Plenum bloßzustellen und dadurch einzuschüchtern, damit sie keine weiteren unbequemen Fragen stellt:
„Was, das wissen Sie nicht? Das kann ja wohl nicht Ihr Ernst sein! Das weiß doch jeder, der sich auch nur ein bisschen mit der Materie befasst hat.“ „Herr Schumann, es mag sein, dass jeder das hier weiß. Ich aber nicht. Ich möchte gerne wissen, wie hoch die Einnahmen im letzten Jahr waren und was damit geschehen ist.“
Notfalls das Gespräch abbrechen
Ist ein konstruktives Gespräch trotz deutlich signalisierter Kooperationsbereitschaft Ihrerseits nicht möglich, beenden Sie das Gespräch nach einer entsprechenden Vorwarnung. Machen Sie deutlich, unter welchen Bedingungen Sie gesprächsbereit bereit sind und wo Ihre Grenzen liegen.
Beispiel: Das Gespräch beenden
„Herr Beyer, ich sehe im Moment nicht, dass wir in dieser Sache weiterkommen. Ich möchte das Gespräch an dieser Stelle abbrechen und vorschlagen, dass jeder von uns die Sache noch mal durchdenkt. Ich bin gerne bereit, einen neuen Termin mit Ihnen auszumachen. Ich möchte dann auf alle Fälle auf eine konstruktive Weise mit Ihnen verhandeln. Aber im Moment sehe ich keinen Sinn darin, weiter miteinander zu reden.“
Ausblick
Gespräche sind komplexe Prozesse mit vielen gleichzeitig wirkenden, veränderbaren Faktoren. Eine kurz hochgezogene Augenbraue, ein einziges falsches Wort, eine Unaufmerksamkeit in der Einschätzung des Gegenübers und schon ist alles komplett anders. Gesprächstechniken machen diese komplexen Prozesse nicht verlässlich regel- und steuerbar. Ihr bewusster Einsatz hilft Ihnen jedoch, sich in dieser Komplexität flexibel und zielorientiert zu verhalten.
Um Ihren aktiven Umgang mit Gesprächstechniken zu verbessern, brauchen Sie
zum einen das entsprechende Know-how: Worauf kommt es an? Was muss ich berücksichtigen? Was kann ich wie beeinflussen? Dieser TaschenGuide hat Ihnen dazu eine erste Orientierung geben können.
zum anderen Bewusstheit über Ihr Gesprächsverhalten und dessen Wirkung. Was tun Sie in welchen Situationen und wie tun Sie es? Was löst dies bei anderen aus? Dies können Sie nach dieser Lektüre gezielt bei sich beobachten.
und last but not least brauchen Sie die Rückmeldung von anderen. Wollen Sie sich gesprächstechnisch gezielt weiterentwickeln, ist die Unterstützung von Kommunikations-Fachleuten in Seminaren und Coaching eine sinnvolle Ergänzung zur Lektüre.
Abschließend wünsche ich Ihnen viel Erfolg beim Gestalten Ihrer Gespräche.
Ich wünsche Ihnen
Lust am Üben und Verfeinern Ihrer Gesprächstechniken und ausreichend Zeit Ihre Erfahrungen zu reflektieren;
Kraft und Nerven, sich auf Ihre Mitmenschen einzulassen und mit Ihnen tragfähige Lösungen zu finden;
Vertrauen in sich selbst und ein gutes Gespür für das, was Ihnen Kraft, Klarheit und Orientierung gibt;
viel Erfolg beim Vertreten Ihrer Interessen und Vorstellungen.
Literatur
Allhoff D. und W.: Rhetorik und Kommunikation. Regensburg, 14. Aufl. 2006
Cohn, R.: Von der Psychoanalyse zur Themenzentrierten Interaktion. Stuttgart 2004, 15. Aufl. 2004
Heilmann, Ch. M.: diverse Publikationen in wissenschaftlichen Fachzeitschriften zum Thema Körpersprache und Kommunikationsverhalten von Männern und Frauen
Maletzke, G.: Interkulturelle Kommunikation. Opladen 1996
Pawlowski, K.: Konstruktiv Gespräche führen. Fähigkeiten aktivieren, Ziele verfolgen, Lösungen finden. Hamburg, 4. Auflage 2005
Schulz von Thun, F.: Miteinander reden. Bd. 1 (2006), Bd. 2
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