Geständnis auf der Hochzeitsreise
wird, und außerdem ist Richard Winton so gut mit uns bekannt, dass er deshalb nicht übermäßig besorgt sein wird. Phoebe, meine Liebe, ich erhielt heute Morgen die Mitteilung, warum er uns besuchen will. Er hat um deine Hand angehalten und bittet um meine Erlaubnis. Großzügigerweise bietet er an, Sarah, Penny und auch mich bei sich aufzunehmen, falls, wie er sich ausdrückt, unsere Lage unerträglich werden sollte. Du musst dich nur entscheiden, meine Liebe.“
Phoebe traute ihren Ohren kaum. Ihre grauen Augen füllten sich mit Tränen, und sie umarmte ihre Mutter vor Freude.
Penelope bedachte die Zukunft ihrer Schwester mit ehrlichem Entzücken. Richard Winton war ein enger Freund der Familie. Von guter Herkunft, besaß er etwas Vermögen und ein Anwesen, zehn Meilen entfernt. Er sah annehmbar aus, war freundlich und, wie Penelope vermutete, seit etwa zwei Jahren in Phoebe verliebt. Er gehörte zu den wenigen Menschen, die die Zwillinge mühelos auseinanderhalten konnten. Aus diesem Grund allein schon befürwortete Penelope seine Werbung. Gedankenverloren streichelte sie Gelerts mächtigen Schädel, dann erhob sie sich, um ihre Schwester zu umarmen. „Ach, Phoebe, ihr werdet zusammen so glücklich sein, und es ist nicht weit weg, sodass wir euch beide oft besuchen können!“
„Vielleicht möchten sie allein sein!“, lachte Mrs. Ffolliot.
Phoebe protestierte empört. „Natürlich wollen wir euch sehen, Mama! Er sagt das selbst in seinem Brief.“
„Trotzdem, meine Liebe, ich denke, wir werden dir Zeit lassen, damit du dich daran gewöhnen kannst, Mrs. Winton zu sein, ehe wir über dich herfallen. Jetzt geh und trockne dein Gesicht. Du musst die Blumen arrangieren, ehe Mr. Winton kommt“, erwiderte Mrs. Ffolliot.
Singend ging Phoebe hinaus, aber Penelope blieb zurück. „Mama, hast du eine Ahnung, warum Geoffrey nach Hause gekommen ist?“, fragte sie.
„Nein, meine Liebe. Warum willst du das wissen? Du hast wohl den Lärm gehört? Tinson sagte mir nur, dass er zurück ist. Nach dem, was Tinson nicht erwähnte, nehme ich an, dass Geoffrey bei seiner Ankunft nicht ganz nüchtern war, aber das ist nichts Ungewöhnliches“, entgegnete ihre Mutter.
Penelope schwieg einen Moment lang. Dann bemerkte sie: „Ich bin aufgewacht. Phoebe und Sarah schliefen weiter, daher bin ich in den Korridor hinausgegangen, als ich hörte, dass er die Tür schloss. Mama, etwas stimmt nicht. Er sprach über Lord Darleston und – irgendeine Schuld. Glaubst du, er hat eine große Summe verspielt?“
Mrs. Ffolliot erbleichte. „Wir müssen annehmen, dass er etwas verloren hat. Vielleicht sogar viel. Du hast doch Phoebe nichts gesagt?“ Penelope schüttelte den Kopf. „Gut. Wir sollten ihr nicht den Tag verderben. In ein oder zwei Stunden wird Richard hier sein, sodass wir jetzt nicht daran denken sollten.“
„Ja, Mama, aber was weißt du über Lord Darleston? Ich bin ihm einmal begegnet, als ich mit Papa unterwegs war. Er schien – nun ja, nicht zu den Männern zu gehören, die sich in Spielhöllen herumtreiben, so wie Geoffrey es tut. Und schon gar nicht wie sein schrecklicher Cousin.“ Penelope unterdrückte nur mit Mühe ein Schaudern.
„Du hast Lord Darleston getroffen?“, fragte ihre Mutter. „Dein Vater hat das nie erwähnt.“
„Nun ja, Lord Darleston hielt mich für Phoebe, und Papa hat ihn nicht über seinen Irrtum aufgeklärt, weil ich ihm unter der Kutschdecke einen Stoß versetzte. Ich glaube, er hat Phoebe bei Almack’s kennen gelernt. Ja, so war es, denn ich fragte Phoebe nach ihm, und sie erklärte, einen so gut aussehenden Mann wie ihn hätte sie noch nie zuvor gesehen. Das war natürlich, ehe sie sich in Richard verliebte.“
„Penny!“, rief Mrs. Ffolliot aus und versuchte vergeblich, nicht zu lachen.
„Wie auch immer, ich fand ihn sehr charmant, und er bewunderte Gelert! Ich vermute, Papa hat dir deshalb nichts erzählt, weil er meinte, du würdest verärgert sein, dass wir einen Earl beschwindelt haben. Also warnte ich Phoebe, und das war alles. Abgesehen davon, dass ich ihn noch einmal bei einem Konzert traf“, schloss Penelope.
Gegen ihren Willen musste Mrs. Ffolliot schmunzeln. Wenn jemand Gelert ehrlich bewunderte, so gewann er damit auf kürzestem Wege Penelopes Sympathien. „Lord Darleston ist in der Tat sehr charmant, und ich wäre euch beiden sehr böse gewesen, weil ihr ihn so hinters Licht geführt habt!“, sagte sie. „Ich weiß nicht viel über ihn, nur das, was
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