Geständnis auf der Hochzeitsreise
hatte! „Nun, wir kennen einander noch nicht so gut. Ich – ich will mich dir nicht aufzwingen.“
„Weil ich blind bin.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Verlegen errötete sie. Das alte Problem. Er bemitleidete sie. Fand sie vielleicht sogar abstoßend.
Peter hörte den Schmerz in ihrer Stimme, sah die geröteten Wangen und war verwirrt. Was hatte er gesagt, das sie so verletzte? „Nun“, sagte er freundlich, „ich denke, es wäre unfair von mir darauf zu bestehen, dass du das Bett mit mir teilst, ehe du mich kennst und mir vertraust, vor allem nach dem, was gestern geschehen ist.“
In seiner Stimme hörte sie ernsthafte Besorgnis. Ja, ihr Gemahl war aufmerksam, trotz des Ausbruchs am vergangenen Tag. Weder wollte er sie bevormunden, noch bemitleidete er sie, er fügte sich nur seinem Ehrgefühl. „Danke, Peter.“ Sie wusste sonst nichts zu sagen.
Er musterte sie und verstand nicht, was sie so erregt hatte. Ihm kam der Gedanke, dass es wichtig sein würde, dass er sie verstand, um in Zukunft Fehler zu vermeiden.
„Ich dachte, dass ich dir heute das Haus und einen Teil des Gartens zeigen sollte. Ellen wird dir ebenfalls helfen. Unglücklicherweise hat sie als Zofe nicht sehr viel Erfahrung, aber …“
„Sie mag Gelert!“ Leise lachend beendete Penelope den Satz für ihn. „Danke, Peter. Ellen hat mir erzählt, wie du sie ausgesucht hast. Es wäre reizend, wenn du mich heute herumführen könntest. Sobald ich weiß, wo alles ist, kann Gelert das übernehmen.“
„Gelert? Was meinst du damit?“
Penelopes Erfahrung nach war eine Demonstration am effektivsten. „Du sitzt gerade, oder?“
„Nun – ja.“ Woher zum Teufel wusste sie das?
„An einem Schreibtisch. Steht zwischen uns ein Schreibtisch?“
„Ja.“
Vollkommen sicheren Schrittes ging sie auf ihn zu, die Hand an Gelerts Halsband, und blieb dann stehen. „Der Tisch ist ungefähr anderthalb Fuß entfernt, oder?“
„Gütiger Gott! Woher weißt du das? Du wusstest sogar, dass ich sitze.“
„Ich lausche auf deine Stimme. Sie kommt aus einer Höhe, da kannst du unmöglich stehen. Und ich hörte dich mit Papier rascheln, daher dachte ich mir, dass da ein Schreibtisch steht. Und was den Standort des Tisches angeht, da hat Gelert mich veranlasst, stehen zu bleiben.“
Peter starrte sie und das Tier ungläubig an. „Und das macht er immer?“
„Ja. Das ist sehr viel einfacher für mich, als wenn ich auf Leute warten muss, die extra meinetwegen ihr Tun unterbrechen müssen. Ich bin lieber so unabhängig wie möglich.“
Himmel! Da hatte er nun geglaubt, an ein Mädchen gekettet zu sein, das seine ständige Aufmerksamkeit benötigte. Diese Vorstellung verwarf er sehr schnell wieder. Sie war kein hilfloses Kind, dem bei jeder Schwierigkeit geholfen werden musste. Vermutlich würde sie ihn scharf zurechtweisen, wenn er es versuchte!
Er überlegte, was er jetzt sagen sollte, dann entschied er sich für den direkten Weg. „Damit, meine Liebe, befinde ich mich in einer unangenehmen Situation. Mein Instinkt sagt mir, dich um jeden Stuhl herumzuführen, dafür zu sorgen, dass du keinen Schritt allein machst, aber irgendwie glaube ich, dass du das nicht besonders honorieren würdest.“
Penelope lächelte. „Ganz und gar nicht, Peter. Es würde mich wahnsinnig machen. Ich schätze meine Unabhängigkeit, und es ist mir lieber, wenn jemand meine Gesellschaft aus Freude sucht und nicht aus Pflichtgefühl oder Mitleid.“
„Das verstehe ich, Penelope. Aber es wird Zeiten geben, da brauchst du vielleicht meine Unterstützung, und ich merke es nicht. Ich wünsche mir, dass du mich dann ohne Zögern darum bittest.“
„Danke, Peter. Ich werde daran denken.“ Noch immer hörte er ein wenig Zurückhaltung in ihrer Stimme, und er ahnte, dass es ihr nicht leichtfallen würde, um seine Hilfe zu ersuchen. Er fragte sich, welchen Anteil sein gestriges Verhalten daran hatte. Doch dann ließ er das Thema fallen und beschloss abzuwarten. „Sollen wir unsere Tour dann im Frühstückszimmer beginnen? Bist du hungrig?“
„Ja, Peter, bitte.“
Er trat an ihre Seite und fragte sich, wie der Hund darauf wohl reagieren würde, aber Gelert, der spürte, dass seine Herrin keine Angst hatte, sah ihn nur an. „Möchtest du meinen Arm nehmen, Penelope?“ Wortlos streckte sie die Hand aus. Er küsste sie und legte sie auf seinen Arm. Penelope wunderte sich, dass die Berührung seiner Lippen sie erbeben ließ.
Nach dem Frühstück
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