Geständnis auf der Hochzeitsreise
begann Peter die Führung durch das Haus. Er erachtete es als das Wichtigste, dass sie sich sicher bewegen konnte. Die Dienerschaft war darauf hingewiesen worden, dass nichts herumliegen und nichts umgeräumt werden durfte, ohne dass man die Herrin darauf hinwies.
Das sagte er ihr, als sie das Arbeitszimmer betraten. „Danke, Mylord. Ich meine – Peter. Aber du musst dich nicht zu sehr sorgen. Gelert würde niemals zulassen, dass ich über irgendetwas falle. In den letzten vier Jahren hat er meine Augen ersetzt. Ohne ihn wäre alles viel schwerer gewesen. Mit seiner Hilfe habe ich mir ein wenig Unabhängigkeit bewahren können.“
Peter blieb überrascht stehen. „Demnach warst du nicht immer blind?“
„Nein, es war ein Unfall. Eines Tages gab Geoffrey neben meinem Pferd einen Schuss ab. Als ich abgeworfen wurde, schlug ich mit dem Kopf auf einer Baumwurzel auf. Ich war tagelang bewusstlos. Als ich erwachte, hatte ich entsetzliche Kopfschmerzen und konnte nichts sehen. Ich kann Licht und Schatten unterscheiden und erkenne Bewegungen, aber das ist alles.“
Peter erwiderte nichts, aber er war erleichtert. Die Ehe zu annullieren kam nicht infrage, aber er war in Sorge gewesen, ob seine Frau ihre Behinderung an ein Kind weitergeben könnte. Jetzt musste er sich nur noch überlegen, wie er Penelope am besten umwarb, und dann anfangen, eine Familie zu gründen.
Trotz seiner Zurückhaltung spürte Penelope seinen leichten Stimmungswandel und erkannte schnell den Grund dafür. „Peter, es war schlimm genug, dass wir dir nichts von Phoebe gesagt haben, oder von meiner Blindheit, aber niemals hätte ich dich geheiratet, wenn auch nur im Geringsten die Gefahr bestanden hätte, meine Blindheit zu vererben. Bitte, das musst du mir glauben.“
Peter blieb wie angewurzelt stehen und sah seine Gemahlin erstaunt an. „Woher wusstest du, was mich beschäftigt?“, fragte er schließlich.
„Ich – keine Ahnung. Es lag wohl an deiner Stimme … Mit Phoebe gelingt mir das ständig, weil wir uns so nahestehen. Ich spüre immer, wenn etwas nicht stimmt, und ihr geht es mit mir genauso.“
„Wenn du weißt, was in meinem Kopf vorgeht, dann muss ich mich benehmen. Selbst in Gedanken!“ Insbesondere einer von ihnen musste mit Gewissheit noch eine Weile warten. Während er Penelope betrachtete, wurde ihm klar, wie schwer es ihm fallen würde, sie nicht in sein Bett zu holen. Lebhaft erinnerte er sich, wie sich in der Kirche ihre Lippen angefühlt hatten und wie es gewesen war, sie am vergangenen Abend zu Bett zu bringen. Bei dieser Gelegenheit hatte er sich vornehm zurückgehalten, hoffte aber inständig, dass sich so eine Situation nicht noch einmal ergab.
Ehrlicherweise musste er sich eingestehen, dass die Chance, dass ihm noch einmal eine ähnliche Selbstdisziplin gelang, gleich null war. Unter anderen Umständen wären die sanften Rundungen seiner Gemahlin eine ständige Versuchung gewesen, doch das Wissen, dass er das Recht hätte, sie zu lieben, machte diesen Entschluss doppelt schwer. Er hoffte sehr, dass sie nicht wusste, was er gerade dachte, und konzentrierte sich darauf, ihr den Raum zu beschreiben.
Nach dem Arbeitszimmer kam der Große Speisesaal, gefolgt von dem Kleinen Speisezimmer, beide im Erdgeschoss, danach stiegen sie hinab in die Küche, wo Penelope dem französischen Koch François vorgestellt wurde.
Am Nachmittag nahm Peter sie mit zu dem Teil des Hauses, den er ihr schon gezeigt hatte, und war überrascht festzustellen, dass sie ohne größere Schwierigkeiten den Weg finden konnte. Sie lachte über seine Verwunderung und sagte, sie habe gelernt, solche Dinge sehr schnell zu verinnerlichen. „Du bist ganz unglaublich, meine Liebe“, wiederholte er. „Als George das erste Mal hier war, hat er sich auf dem Weg zwischen seinem Schlafzimmer und dem Speisesaal verlaufen.“
„Du und George, ihr steht euch sehr nahe, oder?“
„Ja, wir haben unter Wellington zusammen gekämpft, auch bei Waterloo. Als wir dort verwundet wurden, kamen wir beide hierher zurück, um uns zu erholen. Georges Eltern sind tot, und ich wollte zu der Zeit …“ Er brach ab. Er mochte nicht darüber sprechen, wie seine erste Frau mit ihrem Liebhaber geflohen war, als sie hörte, dass er aus dem Krieg zurückkehren würde.
Gemeinsam mit Gelert gingen sie hinaus in den Garten. Fasziniert beobachtete Peter, wie der große Hund seine Herrin geleitete und sie vor Unfällen schützte. Vor Treppen blieb er immer stehen, schob sie
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