Geständnis auf der Hochzeitsreise
sich in einer Reihe aufstellen und er sie fragen sollte, welche von ihnen Hunde mag, ohne ihnen den Grund zu nennen, und dann Gelert hereinzubringen. Ich war die Einzige, die nicht erschrak!“ Das Letzte sagte sie voller Stolz, und Penelope musste sich nach einem Augenblick der Verblüffung setzen, so heftig musste sie lachen über diese ungewöhnliche Art, eine Zofe auszusuchen.
Eine halbe Stunde später geleitete Ellen sie nach unten zum Arbeitszimmer, wo Lord Darleston sie erwartete. Sie war ein wenig aufgeregt, zum einen wegen des bevorstehenden Empfangs und zum anderen, weil sie nicht wusste, wie Gelert auf ihren Gemahl reagieren würde. Ellen war eine gute Blindenführerin, beschrieb die Gänge und die Lage der Türen sehr genau, sodass Penelope wusste, sie würde den Weg zurück allein finden. „Danke, Ellen“, sagte sie, als sie die Zofe entließ. Sie klopfte, und als sie hörte, wie ihr Gemahl „Herein!“, rief, trat sie ein.
Peter saß an seinem Sekretär und ging ein paar Unterlagen durch. „Guten Morgen, Penelope.“
„Guten Morgen, Mylord.“
„Peter.“
„Wie bitte?“
„Peter. Mein Name ist Peter. Eigentlich Peter Augustus, aber das ist beinahe so förmlich wie ‚Mylord‘. Wenn es dir nichts ausmacht, dann nenn mich bitte Peter, wenn wir unter uns sind.“
Penelope hörte sehr genau zu. In der Stimme ihres Ehemannes war nichts als Freundlichkeit. Der ganze Ärger des vergangenen Tages schien verschwunden zu sein. Sie entspannte sich. Peter, der sie sehr genau beobachtete, war immens erleichtert. In der vergangenen Nacht hatte er schlecht geschlafen. Jedes Mal, wenn er kurz davor gewesen war einzunicken, ließ sein schlechtes Gewissen ihn wieder hochschrecken. Immer noch schockierte ihn sein eigenes Verhalten, er konnte kaum glauben, was er getan hatte, und so bemühte er sich, Penelope zu helfen, sich einzuleben.
Außerdem hatte er an diesem Morgen einen sehr beunruhigenden Brief von Richard Winton bekommen. Er war nicht ganz sicher, wie er seiner Gemahlin den Inhalt dieses Schreibens übermitteln sollte. Jedem anderen Menschen hätte er die Nachricht einfach zum Lesen gegeben, doch bei Penelope war das natürlich unmöglich.
„Sag mir, Penelope“, fing er an, „warst du sehr enttäuscht, dass dein Bruder nicht da war, um dich dem Bräutigam zu übergeben?“
Penelope errötete. Schließlich erwiderte sie: „Ich fürchte, Peter, dass ich darüber nicht im Geringsten enttäuscht war. Mein Halbbruder und ich, wir mögen uns nicht besonders. Ich war glücklich darüber, dass mein Schwager mich zum Altar führte. In Anbetracht der besonderen Umstände unserer Heirat würde es mich nicht wundern, wenn es Geoffrey peinlich gewesen wäre, uns beiden gegenüberzutreten.“
Jetzt zögerte Peter. Dann sagte er schlicht: „Dann hoffe ich, es wird dich nicht zu sehr aufregen, dass einer eurer Reitknechte uns einen Brief von Richard Winton brachte. Darin bittet er mich, dir zu sagen, dass dein Bruder vorletzte Nacht die Kellertreppe hinuntergefallen sein muss. Gestern früh fand ihn der Butler mit gebrochenem Genick. Mit Rücksicht auf dich entschloss er sich, deine Mutter erst nach unserer Eheschließung zu informieren. Es tut mir leid, Penelope.“ Peter fiel nichts ein, was er seiner Braut sonst noch hätte sagen können.
Sie schien vollkommen überrascht zu sein, dann schüttelte sie den Kopf und sagte ungläubig: „Geoffrey ist tot? Oh, lieber Gott! Und das an unserem Hochzeitstag! Ich habe dich geheiratet, um einen Skandal zu verhindern, nicht um ihn zu verursachen. Was werden die Leute sagen?“
Peter hatte schon darüber nachgedacht und eine Antwort parat. „Wir werden einfach bei der Wahrheit bleiben. Weißt du, Unfälle passieren nun einmal, und wir können betonen, dass der Butler seiner jungen Herrin nicht den glücklichen Tag verderben wollte!“ Man muss ja nicht unbedingt hinzufügen, dass der Bräutigam das auch ganz allein und ohne fremde Hilfe geschafft hat, dachte er.
Penelope schien nicht überzeugt. „Hat Richard auch erwähnt, was Geoffrey da unten suchte? Nicht, dass ich danach erst fragen müsste. Zweifellos war er betrunken, wie immer.“
Ihr Gemahl nickte verlegen. „Äh, ja. Winton meinte, dass Geoffrey allem Anschein nach ein wenig beschwipst war.“
„Ein wenig beschwipst?“, lautete die verächtliche Antwort. „Ich bin nur erstaunt, dass er überhaupt bis zum Keller gekommen ist.“ Dann fasste sie sich und sagte beschämt: „Verzeihen Sie,
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