Geständnis auf der Hochzeitsreise
nähern.
Doch Penelope schien andere Vorstellungen zu haben. Sie hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass sie beschäftigt war und seiner Gesellschaft keinesfalls bedurfte. Viel Zeit verbrachte sie mit seiner Haushälterin, lernte von ihr die Haushaltsführung, und noch mehr Zeit verbrachte sie im Salon, wo sie Piano spielte. Gelegentlich war er vor der Tür stehen geblieben, um sich an der Musik zu erfreuen. Aus Erfahrung wusste er, dass sie aufhören würde, sobald er eintrat.
„Guten Morgen, Penelope“, sagte er und blickte von seinen Briefen auf, als seine Gemahlin zusammen mit Gelert in den Frühstückssalon kam. „Hast du gut geschlafen?“
„Sehr gut, danke, Peter“, erwiderte Penelope.
Peter erhob sich, um seiner Gemahlin einen Stuhl zurechtzurücken und Gelert zu streicheln, der ihn inzwischen als Freund akzeptiert hatte. „Möchtest du eine Tasse Tee?“
„Ja, bitte.“
Er schenkte ihr ein, und als er ihr die Tasse reichte, fragte er: „Hast du heute viel vor, meine Liebe? Ich dachte, wir könnten gemeinsam ausfahren.“
„Das ist sehr freundlich von dir, Peter, aber ich werde den größten Teil des Tages in der Vorratskammer verbringen. Vielleicht ein andermal.“
„Wie du meinst.“
Nachdem er sich überzeugt hatte, dass es Penelope an nichts fehlte, beschäftigte er sich wieder mit seiner Korrespondenz. Vielleicht war er zu gründlich gewesen, jeder gefühlsmäßigen Bindung an seine Gemahlin aus dem Weg zu gehen. Obwohl sie ihn im Allgemeinen beim Vornamen nannte, verhielt sie sich so förmlich, dass es klang, als würde sie ihn mit ‚Mylord‘ ansprechen.
Doch was für Peter schlimmer war, war der Umstand, dass es ihm schwerfiel, auf seiner Seite der Tür zu bleiben, die ihre Zimmer voneinander trennte. Er schlief nicht besonders gut, und wenn, dann träumte er Dinge, die es noch schwerer machten, nicht durch die Tür zu gehen. Seit jenem ersten Tag im Garten hatte er nicht mehr versucht, sie zu küssen, und die Erinnerung an ihre Reaktion verfolgte ihn.
Es war kaum zu glauben, dass die schweigsame junge Frau am anderen Ende der Tafel so reizend in seinen Armen gelegen hatte. Sie wirkte so fern und kühl wie das Mondlicht. Frustriert sah Peter sie an, als sie da im Sonnenlicht saß, ein Hörnchen aß und an ihrem Tee nippte. Ihr kastanienfarbenes Haar zeigte in der Sonne kupferne Lichter, und auf ihren gewöhnlich blassen Wangen lag ein Hauch von Rot.
Wie immer spürte Penelope genau, dass Peter sie musterte. Sie mied seine Gesellschaft nicht, weil sie ihn verabscheute, sondern weil sie ihren eigenen Gefühlen nicht traute. Ihr war nur zu bewusst, dass sie sich allzu leicht in ihren Gemahl verlieben könnte. Offensichtlich war das das Letzte, was er wollte. Er hatte keinen weiteren Versuch unternommen, sie zu küssen oder etwas anderes zu tun, das zu einer Ehe gehörte, also musste sie annehmen, dass er sich entweder nicht zu ihr hingezogen fühlte oder sie ihn zurückgestoßen hatte. Daher wäre es sehr unklug, zärtliche Gefühle für ihn zu entwickeln. Sie trank einen weiteren Schluck Tee, war sich bewusst, dass er sie ansah, ahnte aber nicht, dass er eifersüchtig war auf ihre Teetasse.
„Ich habe einen Brief von George Carstares bekommen. Würde es dir etwas ausmachen, wenn er uns besucht, Penelope?“
„Nicht im Geringsten, Peter. Ich möchte unbedingt deine Freunde kennen lernen. Wann wird er eintreffen?“
„Ich werde ihm schreiben, dass er kommen kann, wann immer es ihm passt, was bedeutet, dass er vermutlich aufbrechen wird, sobald er meine Nachricht erhält.“
„Dann werde ich Mrs. Bates bitten, umgehend ein Zimmer für ihn herzurichten. Es freut mich, dass du ein wenig Gesellschaft bekommst.“ Sie hatte ihr Frühstück beendet und stand auf. „Wenn du mich bitte entschuldigen würdest, Peter, ich werde jetzt mein Tagwerk beginnen.“
„Einen Augenblick noch, Penelope, bitte.“ Peter hatte einen raschen Entschluss gefasst. Er musste versuchen, die Kluft zwischen ihnen zu überwinden.
Sie sah ihn fragend an und setzte sich wieder.
Bei der kühlen Förmlichkeit ihrer Reaktion zuckte er zusammen. Offensichtlich wartete sie aus Pflichtgefühl, nicht aus Zuneigung. Einen Moment lang zögerte er, dann sagte er: „Es wäre mir sehr lieb, wenn du mich auf der Fahrt heute begleiten würdest, meine Liebe. Wir sehen so wenig voneinander. Außerdem wird Gelert den Lauf genießen!“ Gelert, der seinen Namen hörte, bellte freudig und wedelte mit dem
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