Geständnis auf der Hochzeitsreise
fragte sie mit zitternder Stimme.
„Jemand hat auf uns geschossen. Oder genauer gesagt – auf dich.“
„Auf mich geschossen? Hast du den Verstand verloren? Warum?“
George antwortete nicht gleich. „Wir fahren besser zurück und erzählen Peter davon“, erwiderte er und ließ die Grauschimmel in Schritt fallen.
„George! Warum hat jemand auf mich geschossen? Du musst es mir sagen.“ Penelope war vor Angst und Zorn den Tränen nahe.
George ergab sich dem Unvermeidlichen, sah sie an und erwiderte: „Vermutlich sollte ich das, aber Peter würde es nicht gefallen.“
„Weiß er davon?“
„Nun, offensichtlich glaubte keiner von uns, dass hier Gefahr drohen könnte!“, meinte George ausweichend. Dann fuhr er fort: „Was hat dir Peter über seinen Erben Jack Frobisher erzählt?“
„Nicht viel. Nur, dass er ihn nicht mag. Deswegen hat er mich geheiratet. Damit Mr. Frobisher nicht den Titel erbt.“ Penelope errötete.
„Das ist vermutlich die Erklärung für diesen Angriff. Frobisher ist in finanziellen Schwierigkeiten. Er zählt auf Peters Geld, doch als Countess of Darleston durchkreuzt du seine Pläne. Letzte Nacht habe ich Peter gewarnt, dass ihr beide in Gefahr sein könntet, aber er glaubte nicht, dass es hier Probleme geben könnte. Oder einen so direkten Angriff. Mach dir keine Sorgen, Penny. Wir kehren heim, und Peter wird sich darum kümmern.“
„Er war kein sehr guter Schütze“, sagte Penelope in dem Versuch, die Stimmung zu lockern.
George lachte kurz auf. „Wäre er besser gewesen, hätte er Peter erneut zum Witwer gemacht. Fühl den Rand deiner Schute, Penny!“
12. KAPITEL
„Peter, kann ich dich einen Moment sprechen?“
Darleston sah von seinem Schreibtisch auf. Das Eintreten seiner Gemahlin überraschte ihn genauso wie der verstörte Klang ihrer Stimme. Selten suchte sie ihn freiwillig auf. Ihre Finger an Gelerts Halsband bebten. Er stand auf, ging zu ihr und nahm ihre Hand, um sie zum Sofa zu führen.
„Komm und setz dich, Penelope. Beunruhigt dich etwas? Sag mir, was es ist.“
Gehorsam nahm sie Platz, blieb aber stumm, weil sie nicht sicher war, womit sie beginnen sollte. Würde er sie zurechtweisen, oder schlimmer noch, auf George böse sein? Peter ließ sich neben ihr nieder und beobachtete ihr Mienenspiel. Wieder verfluchte er sich, weil er sie von sich ferngehalten hatte. Wenn sie mir gegenüber doch nur nicht so reserviert wäre, dachte er. Beinahe ohne zu merken, was er tat, nahm er ihre Hand in seine beiden und hielt sie fest, wobei er sanft mit dem Daumen das Handinnere streichelte. Wieder fühlte er die seltsame Sehnsucht, die ihn jedes Mal erfasste, wenn er sie berührte. Warum empfand er so? Er mochte sie doch nicht einmal, oder?
„Komm schon, Penny, so schlimm kann es nicht sein! Hat George die Kutsche zu Bruch gefahren?“ Der sanfte Klang seiner Stimme hätte sie um ein Haar zum Weinen gebracht. Warum konnte er nicht immer so sein?
Sie lächelte zittrig. „Nein Peter, George ist ein ebenso guter Fahrer wie du.“
„Es freut mich, das zu hören, denn immerhin hat er meine Pferde benutzt. Sag mir, was los ist. Ich verspreche, dass ich dir nicht böse sein werde.“
„Auch nicht mit George?“
Die Frage erschreckte Peter. Was zum Teufel meinte sie damit? Hatte George ihr doch Avancen gemacht? Er starrte sie an. War sie deshalb so außer sich? Abrupt ließ er ihre Finger los und stand auf, kaum noch fähig zu sprechen. „Dann erzählst du es mir besser.“
Penelope hörte seinen unterdrückten Zorn und sagte tapfer: „Du darfst George keinen Vorwurf machen. Es war nicht seine Schuld.“
„Das glaube ich gern. Ich wusste doch, du warst zu freundlich zu ihm.“ Penelope begriff zunächst gar nicht, was er meinte. Dann, als ihr der Grund für seine Wut dämmerte, errötete sie tief. Peter bemerkte es, blieb jedoch stumm.
Penelope rang mit dem Wunsch, ohne ein Wort hinauszugehen. Nur die Erkenntnis, dass er eine Freundschaft zerstören würde, wenn er in dieser Stimmung zu George ging, ließ sie bleiben.
„George klärte mich über deinen Cousin auf, seine Drohungen und das Geld, das er geliehen hat. Stimmt es, dass er versucht, dich umzubringen?“
Peter war verblüfft. „Was? George muss den Verstand verloren haben, dass er dir davon erzählt. Es ist kaum mehr als ein Verdacht.“
„Es blieb ihm kaum etwas anderes übrig, Peter. Als wir unterwegs waren, hat jemand auf uns geschossen. Sieh nur!“ Sie hielt ihm die ruinierte Schute
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