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Gestaendnis im Palazzo der Traeume

Gestaendnis im Palazzo der Traeume

Titel: Gestaendnis im Palazzo der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Baird
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stand auf einer Lichtung inmitten einer Obstwiese zwischen den Apfelbäumen eine verwitterte Schaukel und Rutsche und am Ende einer Rotdornhecke eine große alte Buche. Als Kind war das Sophies Lieblingsplatz gewesen. Nie würde sie vergessen, wie ihre Mutter sie hier auf der Schaukel angestoßen oder am Ende der Rutsche liebevoll in die Arme genommen hatte.
    Gerührt betrachtete sie die alte Buche samt der grob zusammengezimmerten Plattform auf der Astgabel des Stammes, die Timothy als „Baumhaus“ bezeichnet hatte. Mit acht hatte Sophie es zusammen mit ihrer Mutter gebaut. Vergangenes Jahr hatte sie das alte Ding für Timothy ausgebessert und verstärkt. Jetzt half sie ihrem kleinen Bruder hinauf und kletterte hinterher. Kindheitserinnerungen – ein Blick in Timothys strahlende Augen bewies Sophie, dass sie unbezahlbar waren. Es war richtig gewesen, Max’ unehrenhaften Vorschlag anzunehmen.
    „Also wirklich, Sophie, was muss der arme Max von dir denken? In deinem Alter noch auf Bäume zu klettern!“ Margots helles Lachen veranlasste Sophie, in die Richtung zu sehen, aus der ihre Stiefmutter an Max’ Arm durch den Garten auf das Baumhaus zukam. Kokett lächelte Margot Max an. „Sophie ist manchmal ein größeres Kind als Timothy, und ich habe sie schon unzählige Male gebeten, ihn nicht klettern zu lassen. Aber sie hört überhaupt nicht auf mich.“ Mit einem strengen Blick nach oben fügte sie hinzu: „Komm jetzt sofort herunter!“
    Auch Max sah hinauf. Ein paar Herbstblätter hatten sich in ihr seidiges Haar verirrt, der kurze Rock war ebenso achtlos wie reizvoll hochgerutscht. Ihr Anblick ließ Max ganz und gar nicht an ein Kind denken. Fest hielt sie den kleinen Tim im Arm, und beide wirkten gleichermaßen ertappt wie schuldbewusst.
    „Du hast gehört, was deine Mutter gesagt hat, Sophie“, meinte Max nun vielsagend, wobei seine dunklen Augen amüsiert funkelten.
    „Ich bin nicht ihre Mutter“, widersprach Margot empört, und Sophie unterdrückte ein Lachen.
    Aber Max kümmerte sich nicht um Margot. Seine ganze Aufmerksamkeit galt Sophie. „Komm, Sophie, reich mir Tim herunter.“ Er hob die Arme nach oben und lächelte unerwartet jungenhaft. „Dann komme ich hoch und hole dich.“
    Lachend gab Sophie ihm ihren kleinen Bruder in die Arme. Bevor er Tim jedoch auf den Boden gesetzt hatte, schwang sie sich selbst vom Baum herunter.
    Max legte einen Arm um ihre Taille und zog sie an sich. „Du bist ein seltsames Wesen, Sophie, einerseits eine wunderschöne elegante Frau, andererseits kannst du dich wie ein Kind benehmen.“ Er betrachtete sie eindringlich. „Ich und dein Vater sind uns einig. Du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen. Nachdem ich dich zusammen mit Tim gesehen habe, verstehe ich dich etwas besser.“
    Das bezweifelte sie stark, nicht zuletzt, weil er glaubte, dass sie ein männermordender Vamp mit einer langen Reihe von Liebhabern war. In diesem Moment fühlte sie sich jedoch in seinem Arm seltsam beschützt und wollte nicht mit ihm streiten.
    Als Margot später drängte, Sophie und Max sollten doch zum Abendessen und über Nacht bleiben, widersprach sie allerdings heftig. Nachdrücklich erklärte sie, dass sie unbedingt nach ihrer Wohnung in Hove sehen und sich vergewissern müsse, dass ihre Nachbarin sich um alles kümmerte. Hilfe suchend wandte sie sich zuletzt an Max. „Das haben wir doch so besprochen, oder nicht?“
    Als Max sah, wie blass und zerbrechlich sie wirkte, begriff er, dass die Nerven seiner schönen Geliebten zum Zerreißen gespannt waren. „Ja, natürlich.“ Mehr noch, er stand sofort auf, legte ihr beruhigend einen Arm um die Schultern und zog sein Handy aus der Tasche. „Ich rufe den Chauffeur an. In zehn Minuten können wir aufbrechen, okay?“
    „Danke“, erwiderte Sophie leise. „Ich mache mich rasch noch ein wenig frisch.“
    Max entging nicht, wie viel Anstrengung es sie kostete, mit stolz erhobenem Kopf an Margot vorbeizugehen, als diese erneut protestierte.
    „Wirklich, Sophie, du lässt dich doch so selten hier blicken. Was soll schon mit deiner kleinen Wohnung sein? Du und Max, ihr müsst einfach bleiben!“
    „Nein, Margot, es tut mir leid“, widersprach Sophie fest. „Wir müssen gehen.“ Ohne sich noch einmal umzusehen, verließ sie das Zimmer, und zum ersten Mal, seit er Sophie wieder begegnet war, regte sich in Max ein Zweifel an seinem Handeln.
    Kritisch betrachtete er Sophies sogenannte Eltern und erkannte, dass es wohl kaum zwei

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