Gestaendnis im Palazzo der Traeume
sehenswert. Ich will nur ein paar Sachen zusammenpacken und bei meiner Nachbarin vorbeisehen. Es würde dich nur langweilen.“ Ganz beiläufig versuchte sie, ihm ihre Hand zu entziehen.
Doch Max schüttelte spöttisch den Kopf und hielt sie fest. „Das kann nicht dein Ernst sein, Sophie. Ich bin für heute genug herumgefahren.“ Und bevor sie widersprechen konnte, entließ er den Fahrer bis zum nächsten Morgen.
Resigniert schloss Sophie die Eingangstür auf und ging voraus in das elegante holzvertäfelte Foyer. „Ich wohne im ersten Stock“, erklärte sie leise und spürte Max’ Blick in ihrem Rücken, als sie die Treppe hinaufging und die Tür aufschloss, die in ihren Flur führte.
„Ich fürchte, es entspricht nicht ganz deinem Standard“, meinte sie unverblümt, als sie Max in ihr kleines Wohnzimmer bat. Ganz automatisch zog sie sich die Schuhe aus und ließ die Handtasche auf das eigenwillige Sofa fallen, bevor sie sich zu Max umdrehte. „Aber mir gefällt es.“
Es war nicht zu übersehen, wie angespannt sie war. Sie wollte ihn nicht in ihren vier Wänden haben. „Das kann ich mir gut vorstellen“, meinte Max freundlich. „Es ist sehr hübsch.“
Mit seiner hohen Decke und den hellen Eichendielen besaß der Raum eine eigene dezente Eleganz. Ein offener Kamin aus grauem Marmor und ein großer Erker mit einer breiten gepolsterten Bank und Blick aufs Meer sorgten für Gemütlichkeit. Die Einrichtung war eher unaufdringlich, wobei der Teppich und die Polstermöbel farbliche Akzente setzten. Ein halbhohes Mahagoniregal entlang der einen Wand war mit Büchern gefüllt, und darüber hing eine Gruppe geschmackvoller Zeichnungen.
„Möchtest du Kaffee oder ein Glas Wein?“
„Wein, bitte. Ihr Engländer macht einen schrecklichen Kaffee.“ Max zog sich das Jackett aus, warf es über die Seitenlehne des Sofas und setzte sich.
„Nun, ich habe eine Flasche Chardonnay im Kühlschrank, wobei ich allerdings nicht garantieren kann, dass er besser ist als mein Kaffee“, erwiderte Sophie kühl. Als sie Max sah, wie er so lässig auf dem Sofa saß, ganz so, als gehörte er dahin, bestätigten sich ihre schlimmsten Ängste. Nie mehr würde sie dieses Bild aus dem Kopf bekommen, daher war sie froh, erst einmal in die Küche entfliehen zu können.
Dort hängte sie ihre Kostümjacke über die Rückenlehne eines Stuhls, nahm den Wein aus dem Kühlschrank, öffnete die Flasche und schenkte zwei Gläser ein. Ganz bewusst ließ sie sich Zeit und nippte an ihrem Wein, bis ihr auf einmal klar wurde, dass dies ein Fehler war. Je schneller sie Max wieder aus ihrer Wohnung schaffte, desto besser. Also trank sie ihr Glas in wenige Schlucken aus.
Kurz darauf kehrte sie mit dem anderen Weinglas ins Wohnzimmer zurück und stellte es vor Max auf den Tisch. „Wohl bekomm’s. Die Flasche steht im Kühlschrank, falls du dir nachschenken möchtest. Ich werde jetzt ein paar Sachen zusammenpacken. Es dauert bestimmt nicht lang. Dann spreche ich noch kurz mit meiner Nachbarin, und wir können wieder los.“
Doch Max packte sie am Handgelenk und zog sie neben sich auf das Sofa.
„Was soll das?“ Sie versuchte, sich zu befreien, aber Max hielt sie fest.
Lächelnd sah er sie an. „Entspann dich, Sophie. Du hast eine gemütliche Wohnung, und wir gehen heute Abend nirgendwo mehr hin. Als du dich nach dem Mittagessen entschieden hast, dass wir noch hierher fahren, habe ich meinen Piloten angerufen und ihm bis morgen früh freigegeben.“ Sanft massierte er ihren Nacken. Das war so ein sinnliches Gefühl, dass es Sophie für einen Moment den Atem verschlug. Doch sie war entschlossen, sich nicht wieder von seiner männlicherotischen Ausstrahlung einwickeln zu lassen.
„Es ist doch erst sechs“, protestierte sie. „Wenn ich mich beeile, könnten wir leicht bis sieben am Flughafen und bis halb zehn wieder in Venedig sein.“
„Es schmeichelt mir ja sehr, dass du so wild darauf bist, wieder in mein Haus zurückzukehren, cara“ , meinte Max ungerührt, „aber wir bleiben hier.“
„Du kannst unmöglich hier schlafen!“ Verdammt, es war ihre eigene Schuld! Warum war sie nur so dumm gewesen, darauf zu bestehen, in ihre Wohnung zu fahren? Schlimm genug, dass Max jetzt in ihrem Wohnzimmer saß, aber es würde noch schlimmer sein, wenn er ihr Schlafzimmer vereinnahmte.
„Würdest du mir bitte erklären, warum nicht?“ Er löste den roten Schal, der ihr Haar zusammenhielt, und griff in die seidige Fülle. „Komm schon,
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