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Geständnis

Titel: Geständnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bernd
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halb vier heute Nachmittag hat Joey bei uns
angerufen und gesagt, dass er alles zugeben will.“
    Dontes einzige Reaktion bestand darin, ungläubig den Kopf zu
schütteln.
    „ Wir versuchen, noch einen Antrag zu stellen, einen, der seine
eidesstattliche Erklärung enthält, und damit haben wir eine
Chance.“
    Sie saßen vornübergebeugt da, sodass sich ihre Köpfe fast
berührten, und unterhielten sich im Flüsterton. Es gab so viel zu
sagen und zugleich so wenig. Robbie war wütend auf das System, so
wütend, dass er fast gewalttätig geworden wäre. Es belastete ihn,
dass er Donte in seinem Prozess nicht mit Erfolg verteidigt hatte.
Doch vor allem war er traurig.
    Für Donte waren die Stunden vor seiner Hinrichtung mehr als
verwirrend. Vor ihm, keine zehn Meter von ihm entfernt, lag eine
Tür, die in den Tod führte, eine Tür, die er lieber nicht geöffnet
hätte. Hinter ihm lagen der Todestrakt und die langen, einsamen
Jahre in einer Zelle, die er nie wiedersehen wollte. Er hatte
gedacht, er wäre bereit für die Tür, doch er war es nicht. Aber
nach Polunsky wollte er auch nicht zurück.
    „ Machen Sie sich keine Vorwürfe, Robbie. Es ist schon
okay.“
    Nachdem Keith um Erlaubnis gebeten hatte, ging er ins Freie
und versuchte durchzuatmen. In Topeka hatte es am Montagmorgen
geschneit, hier in Texas fühlte es sich an, als wären es
siebenundzwanzig Grad. Er lehnte sich an einen Zaun und starrte auf
den Stacheldraht über sich.
    Er rief Dana an und sagte, wo er war, was er gerade machte,
was er dachte. Sie schien genauso erstaunt zu sein wie
er.
     
    Nachdem die Sache mit dem Antrag im Fall Drumm erledigt war,
verließ der Vorsitzende Richter Milton Prudlowe sein Büro und
beeilte sich, in den Rolling Creek Country Club zu kommen, der im
westlichen Stadtgebiet von Austin lag. Er hatte um siebzehn Uhr ein
Tennis-Match mit einem Mann, der eine erhebliche Summe für seine
letzte Wahlkampagne gespendet hatte und dies auch in Zukunft wieder
tun sollte. Als er im Wagen saß, klingelte sein Mobiltelefon. Der
Leiter der Geschäftsstelle informierte ihn darüber, dass er einen
Anruf von der Defender Group bekommen habe und dass gerade ein
weiterer Antrag geschrieben werde.
    „ Wie spät ist es?“, wollte Prudlowe wissen.
    „ 16.49 Uhr.“
    „ Ich habe diese Scheiße so satt“, erwiderte Prudlowe. „Wir
schließen um fünf, was auch jeder weiß.“
    „ Ja, Sir“, sagte der Büroleiter. Er wusste sehr gut, dass
Richter Prudlowe es hasste, wenn verzweifelte Anwälte in letzter
Minute Anträge stellten. Die Fälle schleppten sich jahrelang dahin,
ohne dass viel passierte, und wenige Stunden vor der Hinrichtung
gaben die Anwälte plötzlich Gas.
    „ Wissen Sie, was eingereicht wird?“, fragte
Prudlowe.
    „ Ich glaube, es ist das Gleiche wie heute Morgen - ein
Augenzeuge zieht seine Aussage zurück. Sie haben irgendein
Computerproblem.“
    „ Na, das ist ja mal eine originelle Entschuldigung. Wir
schließen um fünf. Die Tür wird um fünf abgesperrt, keine Minute
später. Haben wir uns verstanden?“
    „ Ja, Sir.“
    Um 16.45 Uhr hatten Cicely Avis und zwei Assistenten mit dem
Antrag und Gambles eidesstattlicher Erklärung das Büro der Defender
Group verlassen. Sie hatten die vorgeschriebenen zwölf Kopien
dabei. Während sie durch die Stadt rasten, rief Cicely in der
Geschäftsstelle des Gerichts an und sagte, dass sie auf dem Weg
seien. Der Leiter der Geschäftsstelle teilte ihr mit, dass er um
fünf schließen werde, zur üblichen Zeit also, wie an den anderen
vier Tagen der Woche.
    „ Aber wir müssen einen Antrag einreichen, der eine
eidesstattliche Erklärung des einzigen Augenzeugen aus dem Prozess
enthält.“
    „ Ich glaube, den Antrag haben wir schon gesehen.“
    „ Nein, den haben Sie noch nicht gesehen! Der hier kommt mit
einer Aussage unter Eid.“
    „ Ich habe gerade mit dem Vorsitzenden Richter gesprochen. Wir
schließen um fünf.“
    „ Das schaffen wir nicht! Wir kommen ein paar Minuten
später!“
    „ Wir schließen um fünf.“
     
    Travis Boyette saß an einem Fenster im Besprechungsraum, den
Stock über die Knie gelegt, und beobachtete die Menschen, die sich
draußen gegenseitig anbrüllten. Fred Pryor, der sich in seiner Nähe
hielt, tat das Gleiche.
    Boyette, der nicht verstand, was da gerade vor sich ging,
erhob sich und ging zum Konferenztisch. „Könnte mir mal jemand
erklären, was los ist?“, fragte er.
    „ Ja, klar. Wir verlieren gerade“, führ Carlos ihn
an.
    „ Was

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