Geständnis
ist mit meiner Aussage? Hat mir irgendjemand
zugehört?“
„ Nein. Das Gericht war alles andere als
beeindruckt.“
„ Die glauben, dass ich lüge?“
„ Ja, Travis, die glauben, dass Sie lügen. Es tut mir leid. Wir
glauben Ihnen, aber unsere Stimme zählt nicht.“
„ Ich möchte mit den Reportern reden.“
„ Ich schätze, die sind gerade dabei, das nächste brennende
Gebäude zu suchen.“
Sammie Thomas warf einen Blick auf ihren Laptop, kritzelte
etwas auf ein Stück Papier und gab es Boyette. „Das ist die Nummer
eines Mobiltelefons. Es gehört einem dieser Idioten vom Fernsehen,
der bei unserem Lokalsender arbeitet.“ Sie wies auf einen kleinen
Tisch in der Nähe des Fernsehers. „Und da ist ein Telefon. Tun Sie
sich keinen Zwang an, Mr. Boyette.“ Travis schlurfte zum Telefon,
gab die Nummer ein und wartete. Sammie, Carlos, Bonnie und Fred
Pryor beobachteten ihn.
Boyette hielt den Hörer in der Hand und starrte auf den Boden.
Dann zuckte er zusammen und sagte: „Ahm, ja, hallo, ist dort
Garrett? Ich heiße Travis Boyette und bin gerade in der Kanzlei von
Robbie Flak. Ich habe den Mord an Nicole Yarber begangen und würde
gern ein Geständnis im Fernsehen ablegen.“ Pause. Das nervöse
Zucken. „Ich möchte den Mord an dem Mädchen gestehen. Donte Drumm
hatte nichts damit zu tun.“ Pause. Das nervöse Zucken. „Ja, das
sage ich Ihnen auch in die Kamera. Und ich habe noch eine Menge
mehr zu sagen.“ Die anderen konnten die Aufregung in Garretts
Stimme fast hören. Was für eine Geschichte!
Boyette sagte „Okay“ und legte auf. Er sah sich im
Besprechungsraum um. „Sie sind in zehn Minuten da.“
„ Fred, geh mit ihm nach draußen und such eine gute Stelle vor
dem Bahnhof“, sagte Sammie.
„ Ich kann doch gehen, wenn ich möchte, oder nicht? Ich muss
nicht hierbleiben?“, fragte Boyette.
„ Was mich angeht, sind Sie ein freier Mann“, erwiderte Sammie.
„Tun Sie, was Sie wollen. Es ist mir egal.“
Boyette und Pryor verließen den Besprechungsraum und warteten
vor dem Bahnhof auf die Leute vom Sender.
Carlos bekam einen Anruf von Cicely Avis. Sie sagte, dass alle
Türen und Büros abgesperrt gewesen seien, als sie um 17.07 Uhr am
Gericht angekommen seien. Sie habe den Leiter der Geschäftsstelle
auf dessen Handy angerufen. Er habe gesagt, er sei nicht mehr im
Gericht, sondern auf dem Weg nach Hause.
Dontes letzter Antrag konnte nicht eingereicht
werden.
Aus dem Gästebuch des Country Club ging hervor, dass der
Vorsitzende Richter Milton Prudlowe und sein Gast auf Platz 8 eine
Stunde lang Tennis spielten, von siebzehn bis achtzehn
Uhr.
Chapter
25
Paul Koffees Hütte lag sechzehn Kilometer südlich von Slone an
einem kleinen See. Er besaß sie schon seit Jahren und benutzte sie
als Fluchtpunkt, als Versteck, als Angelhütte. Während seiner
Affäre mit Richterin Vivian Grale war sie auch sein Liebesnest
gewesen. Die verhängnisvolle Geschichte hatte zu einer hässlichen
Scheidung geführt, bei der er die Hütte fast verloren hätte. Seine
Exfrau bekam stattdessen das Haus.
Nach dem Mittagessen am Donnerstag verließ er sein Büro und
fuhr zur Hütte. Die Stadt stand kurz vor dem Zusammenbruch, und
langsam wurde es gefährlich. Sein Handy klingelte ununterbrochen,
und im Büro hatten alle aufgegeben, so zu tun, als würden sie
arbeiten. Er floh vor den Unruhen und war nach kurzer Zeit am See,
wo er die Vorbereitungen für die Party traf, zu der er vor einer
Woche eingeladen hatte. Er stellte das Bier kalt, bestückte die
Bar, räumte die Hütte auf und wartete auf seine Gäste. Die meisten
trafen schon vor siebzehn Uhr ein - sie waren früher von der Arbeit
gegangen -, und alle brauchten einen Drink. Sie gingen auf die
Terrasse, die fast bis ans Wasser reichte - Anwälte, die im
Ruhestand waren, Anwälte, die noch praktizierten, zwei
Jungstaatsanwälte aus Koffees Büro, ein Ermittler und einige
Freunde, von denen die meisten auf die eine oder andere Art mit dem
Gesetz zu tun hatten.
Auch Drew Kerber und ein anderer Detective waren gekommen.
Jeder wollte mit Kerber reden, dem Ermittler, der den Fall gelöst
hatte. Ohne dessen geschicktes Verhör von Donte Drumm hätte es
keine Verurteilung gegeben. Er hatte die Spürhunde organisiert, die
Nicoles Geruch in dem grünen Ford-Van gewittert hatten. Er hatte
den Spitzel gefunden, der im Gefängnis ein zweites Geständnis des
Verdächtigen gehört und anschließend ausgesagt hatte. Gute, solide
Polizeiarbeit. Der
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