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Geständnis

Titel: Geständnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bernd
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Klagen
einreichen, doch jetzt musste er nachdenken. „Vom Supreme Court
erwarte ich mir keine Hilfe. Sie etwa?“, fragte er.
    „ Nein, eigentlich nicht.“
    „ Dann war's das wohl.“
    „ Ja, das denken die anderen hier auch.“
    „ Wir hätten nur noch vierundzwanzig Stunden gebraucht. Wenn
Travis Boyette und Joey Gamble uns noch vierundzwanzig Stunden
verschafft hätten, hätten wir diese verdammte Hinrichtung stoppen
können und gute Chancen gehabt, dass Donte eines Tages aus dem
Gefängnis kommt. Vierundzwanzig Stunden.“
    „ Der Meinung bin ich auch. Da wir gerade von Boyette sprechen -
er steht draußen und wartet auf ein Kamerateam vom Fernsehen. Er
hat sie angerufen, nicht wir, allerdings habe ich ihm die
Telefonnummer gegeben. Er will reden.“
    „ Lassen Sie ihn reden. Er soll es der ganzen Welt sagen. Es ist
mir egal. Ist Carlos mit der Bearbeitung des Videos
fertig?“
    „ Ich glaube, ja.“
    „ Dann los. Ich möchte, dass jede große Zeitung und jeder große
Fernsehsender in Texas das Video bekommt. Sofort. Wir machen so
viel Lärm wie möglich. Wenn wir schon untergehen, dann mit
Geschrei.“
    „ Alles klar, Chef.“
    Robbie hörte die Sprechchöre der Demonstranten aus der Ferne,
während er auf sein Mobiltelefon starrte. Wen sollte er anrufen?
Gab es noch jemanden auf der Welt, der helfen konnte?
     
    Keith zuckte zusammen, als sich die Gittertür hinter ihm
schloss. Es war nicht das erste Mal, dass er einen Häftling im
Gefängnis besuchte, doch er war zum ersten Mal in einer Zelle
eingesperrt. Sein Atem ging stoßweise, und in seinem Magen rumorte
es. Doch er hatte Gott um Beistand gebeten. Es war ein sehr kurzes
Gebet gewesen: Gott, gib mir Mut und Weisheit. Und dann bring mich
bitte hier raus.
    Donte stand nicht auf, als Keith in die Besuchszelle kam, doch
er lächelte und hielt ihm die Hand hin. Keith schüttelte sie, ein
schlaffer, passiver Händedruck. „Ich bin Keith Schroeder“, sagte
er, als er sich auf den Hocker setzte, den Rücken zur Wand, die
Schuhe nur wenige Zentimeter von denen Dontes entfernt.
    „ Robbie meinte, Sie sind in Ordnung“, sagte Donte. Er schien
sich auf Reiths Priesterkragen zu konzentrieren, als würde er sich
vergewissern müssen, dass Keith tatsächlich Geistlicher
war.
    Keith stockte die Stimme, als er darüber nachdachte, was er
sagen sollte. Ein ernstes „Wie geht es Ihnen?“ wäre wohl nur
grotesk. Was sagte man zu einem jungen Mann, der in weniger als
einer Stunde sterben würde, dessen Tod feststand, aber hätte
vermieden werden können?
    Man redete über den Tod. „Robbie hat mir erzählt, dass Sie
nicht mit dem Gefängniskaplan sprechen wollten“, sagte
Keith.
    „ Er arbeitet für das System. Dieses System hat mich neun Jahre
lang verfolgt, und sehr bald schon wird es das bekommen, was es
will. Daher mache ich keine Zugeständnisse an das
System.“
    Das klingt logisch, dachte Keith. Donte saß jetzt etwas
aufrechter da, die Arme vor der Brust verschränkt, als hätte er
absolut nichts gegen eine interessante Diskussion, in der es um
Religion, Glauben, Himmel, Hölle oder sonst etwas ging, über das
Keith reden wollte.
    „ Sie sind nicht aus Texas, stimmt's?“, fragte Donte.
    „ Ich bin aus Kansas.“
    „ Ihr Akzent. Glauben Sie, dass der Staat das Recht hat,
Menschen zu töten?“
    „ Nein.“
    „ Glauben Sie, dass Jesus die Todesstrafe billigen
würde?“
    „ Natürlich nicht.“
    „ Gilt >Du sollst nicht töten< für alle, oder hat Moses
nur vergessen, für die Regierungen einiger Bundesstaaten eine
Ausnahme zu machen?“
    „ Die Regierung gehört dem Volk. Das Gebot gilt für
alle.“
    Donte lächelte und wurde ein wenig lockerer. „Okay, Sie haben
bestanden. Wir können reden. Was haben Sie zu sagen?“
    Reith fiel das Atmen jetzt etwas leichter. Er war froh, Dontes
Test bestanden zu haben. Eigentlich war er davon ausgegangen, einem
jungen Mann zu begegnen, der nicht mehr ganz richtig im Kopf war,
aber er hatte sich geirrt. Robbies Behauptung, dass Donte im
Todestrakt verrückt geworden sei, ging wohl an der Wahrheit
vorbei.
    Reith wagte den Sprung nach vorn. „Robbie hat mir erzählt,
dass Sie früh getauft wurden, einen starken Glauben hatten, von
Eltern großgezogen wurden, die gläubige Christen waren.“
    „ Stimmt alles. Ich war Gott nahe, Mr. Schroeder, bis Gott mich
verlassen hat.“
    „ Nennen Sie mich bitte Reith. Ich habe einen Artikel über einen
Mann gelesen, der auch einmal hier saß, genau hier in dieser

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