Geständnis
Deputys der örtlichen Polizei,
State Troopers, der für die Klärung der Todesursache zuständige
County Coroner, Ermittler der Missouri State Highway Patrol und
schließlich auch noch ein Experte der Spurensicherung. Als
bekanntwurde, dass Boyette verschwunden war, verfluchten die Cops
seinen Namen, als hätten sie ihn schon immer gekannt. Robbie rief
Keith auf dem Handy an und informierte ihn. Keith schilderte ihm
die Vorgänge im Krankenhaus. Er konnte sich nicht vorstellen, dass
Boyette weit kommen würde, dazu war er rein körperlich nicht in der
Lage. Sie waren sich einig, dass er gefasst werden würde, und zwar
bald.
Um zwei Uhr nachmittags hatte Robbie genug. Er hatte seine
Geschichte erzählt und den Ermittlern tausend Fragen beantwortet,
mehr war für ihn nicht zu tun. Sie hatten Nicole Yarber gefunden,
jetzt konnten sie nach Slone zurückkehren, wo unzählige Aufgaben
auf sie warteten. Bryan Day hatte genug Filmmaterial für eine
Miniserie, würde aber gezwungenermaßen ein paar Stunden warten
müssen, bevor er senden durfte. Robbie informierte den Sheriff über
ihren Aufbruch. Diesmal ohne den Subaru schlängelte sich die
Karawane durch den Verkehr bis zum Highway, auf dem es nach Süden
ging. Carlos schickte per E-Mail Dutzende Fotos und das Video an
die Kanzlei. Eine Präsentation wurde zusammengestellt.
„ Können wir reden?“, fragte Martha Handler, als sie ein paar
Minuten unterwegs waren. „Nein“, erwiderte Robbie.
„ Du hast mit der Polizei gesprochen, was kommt
jetzt?“
„ Die sterblichen Überreste werden mitsamt Werkzeugkiste in eine
Außenstelle des kriminaltechnischen Labors in Joplin gebracht. Wenn
die ihre Arbeit getan haben, sehen wir weiter.“
„ Wonach werden sie suchen?“
„ Zunächst einmal werden sie versuchen, die Leiche anhand der
Zahnunterlagen zu identifizieren. Das dürfte einfach sein und wird
vermutlich nur ein paar Stunden dauern. Vielleicht hören wir noch
heute Abend was.“
„ Die haben Zahnunterlagen?“
„ Ich habe ihnen einen Satz gegeben. Im Vorfeld von Dontes
Verhandlung hat uns die Anklage eine Woche vor der Auswahl der
Geschworenen mehrere Kartons mit Unterlagen geliefert, die uns
vorgelegt werden mussten. Dabei hat bei der Staatsanwaltschaft mal
wieder irgendwer nicht aufgepasst, und in einer Akte befand sich
ein Satz Röntgenbilder von Nicoles Zähnen. In den ersten Tagen der
Suche waren mehrere Sätze davon in Umlauf, und Koffee hatte auch
einen. Den hat er uns unabsichtlich gegeben. War keine große Sache,
weil die Zahnunterlagen bei der Verhandlung gar nicht zur Sprache
kamen. Wie wir wissen, gab es keine Leiche. Ein Jahr später habe
ich die Akte Koffee zurückgeschickt, mir aber vorher eine Kopie
gemacht. Man weiß ja nie, was man eines Tages noch
braucht.“
„ Wusste er, dass du eine Kopie behalten hast?“
„ Weiß ich nicht mehr, aber ich bezweifle es. Ist auch nicht so
wichtig.“
„ Das ist also keine Verletzung der Privatsphäre?“
„ Natürlich nicht. Wessen Privatsphäre denn? Nicoles?“ Martha
machte sich Notizen, während ihr Tonband lief.
Robbie schloss die Augen und versuchte, nicht die Stirn zu
runzeln.
„ Wonach werden sie sonst noch suchen?“, fragte sie.
Robbie runzelte die Stirn, ohne die Augen zu öffnen. „Bei
einer Strangulation lässt sich die Todesursache nach neun Jahren
nicht mehr bestimmen. Sie werden nach DNA-Spuren Ausschau halten,
vielleicht in getrocknetem Blut oder in Haaren. Ansonsten gibt es
nichts - weder Sperma noch Haut, Speichel, Ohrenschmalz oder
Schweiß -, was sich an einer verwesenden Leiche so lange halten
würde.“
„ Spielt die DNA überhaupt eine Rolle? Wir wissen doch, wer sie
getötet hat.“
„ Schon, aber ich hätte gern den DNA-Beweis. Wenn wir den haben,
ist das der erste Fall in der Geschichte der Vereinigten Staaten,
in dem durch die DNA belegt ist, dass der Falsche hingerichtet
wurde. Es gibt etwa ein Dutzend Fälle, in denen der dringende
Verdacht besteht, dass der Staat den Falschen umgebracht hat, aber
keinen mit eindeutigen biologischen Beweisen. Willst du was
trinken? Ich brauche einen Drink.“
„ Nein.“
„ Carlos?“
„ Gern. Ich nehme ein Bier.“
„ Aaron?“
„ Ich fahre, Boss.“
„ War nur ein Witz.“
Robbie holte zwei Bier aus dem Kühlschrank und gab eines davon
Carlos. Nach einem kräftigen Schluck aus der Flasche schloss er
wieder die Augen.
„ Woran denkst du?“, fragte Martha.
„ An Boyette, Travis
Boyette. Wir waren so dicht
Weitere Kostenlose Bücher