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Geständnis

Titel: Geständnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bernd
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Co-Kapitän.
    „ Wir spielen nicht“, verkündete die Nummer 2, der andere
Co-Kapitän.
    „ Warum nicht?“
    „ Aus Protest“, erwiderte die Nummer 71. „Wir sind mit unseren
Brüdern in Slone solidarisch.“
    Der Coach versetzte dem Rasen einen Tritt und überlegte, was
ihm für Möglichkeiten blieben. Es war klar, dass sich die Lage in
absehbarer Zeit nicht ändern würde. „Nur zur Klarstellung: Wenn ihr
das durchzieht, wird das für uns als Niederlage gewertet, wir
fliegen aus der Play-off-Runde und bekommen vermutlich eine Strafe.
Wollt ihr das?“
    „ Ja!“, sagten an die sechzig Stimmen im Chor.
    Der Trainer hob resigniert die Hände, verließ das Feld und
setzte sich auf die Bank. Der Trainer von Slone rief seine Spieler
vom Feld. Von beiden Seitenlinien aus starrten die weißen die
schwarzen Spieler an. Das Feld war von grünen Lobos-Trikots und
Helmen übersät. Die Offiziellen zogen sich in eine Endzone zurück
und sahen nur zu, für sie war der Tag vorbei.
    Die Minuten vergingen, und allmählich wurde allen die Realität
bewusst. Dann löste sich die Nummer 35, ein weißer
Reserve-Fullback, von der Longview-Seitenlinie, trat auf das Feld,
nahm den Helm ab, zog sein Trikot aus und setzte sich in der Nähe
seiner schwarzen Mannschaftskollegen an die 40-Yard-Linie. Einer
nach dem anderen folgten die übrigen Spieler, bis nur noch die
Trainer an der Seitenlinie standen.
    Der Trainer von Slone wusste nicht recht, was er tun sollte.
Offenbar hatte er soeben einen Sieg geschenkt bekommen und war
durch ein Wunder vor der sicheren Niederlage gerettet worden. Als
er gerade seine Spieler anweisen wollte, vom Platz zu gehen, trat
die Nummer 88 vor - Denny Weeks, Starting Tight End und Sohn eines
Polizeibeamten aus Slone - und zog das Trikot aus. Denny setzte
sich zu den Spielern von Longview auf das Feld, von denen ihm einer
die Hand schüttelte. Einer nach dem anderen folgten die übrigen
Warriors, bis alle einundvierzig die Seitenlinie verlassen
hatten.
     
    Um fünfzehn Uhr gab das Büro des Gouverneurs eine
Presseerklärung ab. Der Entwurf stammte von Barry Ringfield, nach
der Überarbeitung durch Wayne Wallcott und den Gouverneur selbst
lautete die endgültige Version wie folgt:
     
    Gouverneur Gill Newton ist angesichts der neuesten
Entwicklungen im Fall Donte Drumm höchst besorgt. Die Behauptung,
sein Büro habe direkt vor der Hinrichtung eine Videoaufnahme des
Geständnisses des mutmaßlichen Mörders erhalten, entbehrt jeder
Grundlage. Der Gouverneur hat das Video erstmals gestern, also am
Freitag, gesehen, etwa sechzehn Stunden nach der Hinrichtung. Der
Gouverneur wird sich am Montag eingehend zu dieser Angelegenheit
äußern.
     
    Am Samstagnachmittag schloss der Bahnhof endgültig seine
Pforten. Aaron Rey postierte vor dem Gebäude zwei bewaffnete
Wachen, die jeden, der in ihre Nähe kam, vertreiben
sollten.
    Die Kanzlei Flak versammelte sich bei Robbie zu Hause zu einer
spontanen Feier. Alle waren mit ihren Partnern gekommen. DeDe hatte
einen Caterer engagiert, der auf Barbecues spezialisiert war, und
bald war der Garten von dem köstlichen Duft der Spareribs auf dem
Grill erfüllt. Fred Pryor übernahm die Bar, und die Drinks flössen
reichlich. Alle versammelten sich im Pavillon am Pool und
versuchten, sich zu entspannen. Im Fernsehen lief ein Footballspiel
der Longhorns, das auf einiges Interesse stieß. Robbie versuchte,
jede Erwähnung des Falls Drumm zu verbieten, aber das Gespräch kam
unweigerlich darauf zurück. Sie konnten nicht anders. Sie waren
erschöpft, ausgelaugt, geschlagen, aber die Spannung löste sich.
Das war zum Großteil dem Alkohol zu verdanken.
    Als die Ereignisse beim Spiel gegen Longview bekannt wurden,
erhoben sie die Gläser auf die Teilnehmer an dem Sit-in.
    Fred Pryor hörte hinter der Bar den Polizeifunk mit. In den
Straßen von Slone war es erstaunlich ruhig, was sie Roberta Drumms
bewegender Bitte zuschrieben. Außerdem war ihnen zu Ohren gekommen,
dass Roberta, Marvin, Cedric und Andrea zum Washington Park
gefahren waren und die Menschen dort gebeten hatten, nach Hause zu
gehen und der Gewalt ein Ende zu machen.
    Obwohl Robbie Anweisung gegeben hatte, alle Handys
auszuschalten, kam der Anruf durch. Carlos nahm ihn an und gab die
Neuigkeiten an die anderen weiter, die schlagartig verstummt waren.
Die Behörden in Joplin hatten die Untersuchungen beschleunigt und
waren zu interessanten Ergebnissen gekommen. Auf Nicoles
Unterwäsche waren verwertbare Spermaspuren

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