Geständnis
willst. Hinrichtungen
werden ständig aufgeschoben. Was hätten dreißig Tage oder ein Jahr
für eine Rolle gespielt?“
„ Wir dachten, das wäre alles erfunden. Der Mann ist ein
notorischer Vergewaltiger und völlig unglaubwürdig.“
„ Im Augenblick ist er jedenfalls wesentlich glaubwürdiger als
der Texas Court of Criminal Appeals. Der Mörder gesteht, keiner
glaubt ihm, also zeigt er, wo er die Leiche vergraben hat. Klingt
ziemlich glaubwürdig.“
Robbie legte eine Pause ein, um einen Schluck Wasser zu
trinken. „Nun zum Gouverneur: Bei seinem Büro ging am
Donnerstagnachmittag um 15.11 Uhr eine Kopie des Boyette-Videos
ein. Ich weiß nicht mit Sicherheit, ob der Gouverneur das Video
gesehen hat. Wir wissen jedoch, dass er um 16.30 Uhr zu einer
Gruppe von Demonstranten sprach und öffentlich einen Aufschub für
Donte Drumm ablehnte.“
Der Gouverneur sah die Sendung ebenfalls. Für ein Golfspiel
angezogen, das nicht stattfinden würde, stand er, flankiert von
Wayne und Barry, in seinem Büro im Governor's Mansion. „Stimmt
das?“, fragte er, als Robbie innehielt. „Hatten wir das Video um
15.11 Uhr?“
Wayne log zuerst. „Das weiß ich nicht. Da war ja der Teufel
los. Die haben tonnenweise Zeug eingereicht.“
Barry tischte die zweite Lüge auf. „Ich höre zum ersten Mal
davon.“
„ Hat sich irgendwer das Video angesehen, als es vorgelegt
wurde?“, fragte der Gouverneur zunehmend gereizt.
„ Ich weiß nicht, Boss, aber das finden wir heraus“, erwiderte
Barry.
Der Gouverneur starrte auf den Bildschirm. Seine Gedanken
überschlugen sich, während er versuchte, die Tragweite des Gesagten
zu erfassen.
„ Selbst nach Ablehnung des Gnadengesuchs hatte der Gouverneur
die Möglichkeit, seine Entscheidung zu überdenken und die
Hinrichtung aufzuschieben“, sagte Robbie gerade. „Das hat er
abgelehnt.“
Der Gouverneur zischte das Wort „Arschloch“ und brüllte dann:
„Findet raus, was da passiert ist, und zwar sofort!“
Carlos klappte den Laptop zu, und die Leinwand wurde weiß.
Robbie blätterte durch seinen Block, um sicherzugehen, dass er
genug gesagt hatte. Dann senkte er die Stimme und wurde sehr ernst:
„Zum Schluss kann ich nur feststellen, dass es nun tatsächlich
geschehen ist. Diejenigen, die sich mit der Todesstrafe befassen,
und diejenigen, die sie bekämpfen, fürchten diesen Tag seit langem:
den Tag, an dem wir aufwachen in dem entsetzlichen Bewusstsein,
einen Menschen hingerichtet zu haben, dessen Unschuld im Nachhinein
eindeutig und überzeugend bewiesen werden kann. Es ist nicht das
erste Mal, dass ein Unschuldiger hingerichtet wurde, aber bisher
gab es keine eindeutigen Beweise. Bei Donte ist kein Zweifel
möglich.“ Eine Pause. Im Sitzungssaal herrschte vollkommene Stille.
„In den kommenden Tagen werden wir ein erbärmliches Schauspiel
erleben, in dem jeder mit dem Finger auf den anderen zeigt, lügt
und nach einem Sündenbock sucht. Ich habe Ihnen soeben die Namen
der Verantwortlichen und einige Gesichter geliefert. Nehmen Sie
sich diese Leute vor, hören Sie sich ihre Lügen an. Das hätte nicht
passieren müssen. Es war kein unvermeidlicher Irrtum. Donte Drumms
Rechte wurden bewusst missachtet. Möge er in Frieden ruhen. Danke
für Ihre Aufmerksamkeit.“
Bevor die Fragen auf ihn einprasselten, ging Robbie zum
Zuschauerraum und nahm Roberta Drumm an der Hand. Sie erhob sich
und schritt neben Robbie mit steifen Schritten zum Rednerpult. Dort
zog sie das Mikrofon zu sich herunter.
„ Mein Name ist Roberta Drumm“, sagte sie. „Donte war mein Sohn.
Im Augenblick habe ich nicht viel zu sagen. Meine Familie trauert.
Wir stehen unter Schock. Aber ich bitte die Menschen dieser Stadt,
ich flehe sie an: Macht Schluss mit der Gewalt! Hört auf, Brände zu
legen und Steine zu werfen, hört auf mit Kämpfen und Drohungen.
Bitte hört auf. Das bringt nichts Gutes. Ja, wir sind wütend. Ja,
wir sind verletzt. Aber diese Gewalt bringt nichts. Ich rufe meine
Leute auf, die Waffen niederzulegen, Respekt vor ihren Mitmenschen
zu zeigen und sich aus den Straßen zurückzuziehen. Diese Gewalt
entehrt das Andenken meines Sohnes.“
Robbie führte sie an ihren Platz zurück und lächelte in die
Menge. „So, hat jetzt jemand eine Frage?“
Chapter
35
Matthew Burns besuchte die Schroeders zu einem späten
Frühstück mit Pfannkuchen und Würstchen. Die Jungen aßen eilig auf
und kehrten zu ihren Videospielen zurück. Dana machte noch mehr
Kaffee und fing an,
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