Geständnis
Beamter an die Tür
klopft. Bringen wir es hinter uns.“
Matthew schüttelte den Kopf. „Von mir aus, aber du brauchst
einen Anwalt.“
„ Was ist mit dir?“, fragte Dana.
„ Einen Verteidiger, einen Strafverteidiger, meine ich. Ich? Ich
stehe jetzt auf der anderen Seite, und da bin ich, ehrlich gesagt,
auch viel nützlicher.“
„ Muss Keith vielleicht ins Gefängnis?“, wollte Dana
wissen.
„ Du redest aber nicht um den heißen Brei herum.“ Keith
lächelte.
Dana blieb ernst. Ihre Augen waren feucht.
Matthew streckte die Arme über seinem Kopf aus, dann beugte er
sich vor und stützte sich auf die Ellbogen. „Ich werde euch sagen,
was schlimmstenfalls passieren könnte. Nicht dass ich damit rechne,
das ist nur der schlimmste Fall. Wenn du zugibst, dass du Boyette
nach Texas gefahren hast, werden die Medien darüber berichten.
Falls Boyette wieder eine Frau vergewaltigt, wird die Hölle
losbrechen. Ich kann mir vorstellen, dass dir der
Bezirksstaatsanwalt das Leben schwermacht, aber ich halte es für
völlig ausgeschlossen, dass du ins Gefängnis gehst. Möglicherweise
musst du dich schuldig bekennen, eine Bewährungsstrafe akzeptieren,
eine kleine Geldstrafe zahlen, aber selbst das bezweifle
ich.“
„ Ich müsste vor Gericht und mich vor einem Richter schuldig
bekennen?“
„ So läuft das normalerweise.“
Keith nahm Danas Hand, die sie auf den Tisch gelegt hatte.
„Was würdest du tun, Matthew?“
„ Einen Anwalt engagieren und beten, dass Boyette entweder tot
ist oder zu krank, um jemanden anzugreifen.“
Um zwölf Uhr mittags trafen sich die einundvierzig weißen
Mitglieder der Footballmannschaft der Slone High auf dem Parkplatz
einer kleinen Grundschule am Rande der Stadt. Dort bestiegen sie
rasch einen gemieteten Bus und verließen die Stadt. Ihre Ausrüstung
wurde in einem kleinen Mietvan transportiert, der hinter dem Bus
führ. Eine Stunde später trafen sie in Mount Pleasant ein, einem
Ort mit fünfzehntausend Einwohnern. Ein Polizeifahrzeug führte den
Bus zum Footballfeld der Highschool. Die Spieler zogen sich eilig
um und liefen auf das Feld, um ihre Aufwärmübungen zu machen. Es
war ein eigenartiges Gefühl, sich ohne Lichter und ohne Fans
aufzuwärmen. Die Sicherheitsvorkehrungen waren streng,
Polizeifahrzeuge blockierten alle Zufahrten zum Feld.
Wenige Minuten nach ihnen kamen die Lobos der Longview High
auf das Feld. Es gab keine Cheerleader, keine Band, keine
Nationalhymne, kein Gebet vor dem Spiel, keine Ankündigungen aus
den Lautsprechern. Als die Münze geworfen wurde, sah der Trainer
von Slone über das Feld zu den Lobos und überlegte, wie schlimm das
Gemetzel werden würde. Sie hatten achtzig Spieler auf einer Liste,
von denen mindestens siebzig Prozent schwarz waren. Slone hatte
Longview seit den Tagen von Donte Drumm nicht mehr geschlagen, und
diesmal hatten die Warriors nicht die geringste Chance.
Die Ereignisse in Slone waren in ganz East Texas zu spüren,
wenn nicht darüber hinaus.
Slone gewann den Münzwurf und entschied sich, den Ball
anzunehmen. Im Grunde war es egal, aber der Trainer wollte einen
langen Kick-off Return und sieben schnelle Punkte vermeiden. Seine
annehmende Mannschaft ging aufs Feld, und die Lobos stellten sich
für den Kick-off auf. Zwei schwarze Jugendliche und ein weißer
Kicker. Beim Anpfiff trat der dem Ball am nächsten stehende Spieler
plötzlich vor und nahm sich den Ball. So etwas war noch nie
vorgekommen, und für einen Augenblick standen alle unter Schock.
Dann rissen sich die zehn schwarzen Mitglieder der
Kick-off-Mannschaft die Helme vom Kopf und legten sie auf den
Rasen. Die Schiedsrichter bliesen in ihre Trillerpfeifen, die
Trainer brüllten, und ein paar Sekunden lang herrschte völlige
Verwirrung. Wie auf ein Stichwort gingen die übrigen schwarzen
Spieler von Longview auf das Feld, wobei sie unterwegs Helme und
Trikots fallen ließen. Die Spieler von Slone auf dem Feld wichen
fassungslos zurück. Das Spiel war vorbei, bevor es überhaupt
begonnen hatte.
Die schwarzen Spieler bildeten einen engen Kreis und setzten
sich an der Mittellinie auf den Boden, die moderne Version eines
Sit-ins. Die Offiziellen, vier Weiße und zwei Schwarze, berieten
sich kurz und blieben gelassen. Keiner der sechs erbot sich, den
Ball zu holen.
Der Trainer von Longview ging zur Mittellinie. „Was zum Teufel
geht hier vor?“
„ Das Spiel ist vorbei, Coach“, sagte die Nummer 71, ein
hundertfünfzig Kilo schwerer Tackle und
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