Geständnis
den Tisch abzuräumen. Sie sprachen über die
Pressekonferenz, Robbies brillante Darstellung des Falls und
Roberta Drumms bewegende Worte. Matthew interessierte sich für
Slone, die Brände und die Gewalt, aber Reith hatte davon nur wenig
mitbekommen. Er hatte die Spannung gespürt, den Qualm gerochen, die
über ihnen schwebenden Polizeihubschrauber gehört, doch von der
Stadt hatte er nicht viel gesehen.
Mit frischem Kaffee setzten die drei sich an den Tisch,
redeten über Reiths Erlebnisse und überlegten, wo sich Travis
Boyette herumtrieb. Aber Reith hatte bald genug von den Details.
Ihm brannten andere Probleme auf der Seele, und Matthew hatte sich
auf das Gespräch vorbereitet.
„ Kannst du mir als Rechtsberater sagen, welche Schwierigkeiten
ich mir mit dieser Sache eingehandelt habe?“, fragte
Reith.
„ Das Gesetz ist da nicht eindeutig. Es gibt kein ausdrückliches
Verbot, das es untersagen würde, einem verurteilten Verbrecher bei
dem Verstoß gegen seine Bewährungsauflagen zu helfen. Trotzdem ist
es gegen das Gesetz. Der maßgebliche Paragraf befasst sich mit
>Behinderung der Justiz<, einem riesigen Auffangbecken für
alle möglichen Verhaltensweisen, die ansonsten schwer einzustufen
wären. Die Verbringung von Boyette aus diesem Gerichtsbezirk,
obwohl du wusstest, dass er damit gegen seine Bewährungsauflagen
verstieß, war gesetzwidrig.“
„ Wie ernst ist die Sache?“
Matthew zuckte die Achseln, schnitt eine Grimasse, rührte mit
einem Löffel in seinem Kaffee. „Das ist ein Vergehen, aber kein
schweres. Und es ist kein Gesetzesverstoß, für den wir uns
besonders interessieren würden.“
„ Wir?“, fragte Dana.
„ Wir Staatsanwälte. Dafür wäre der Bezirksstaatsanwalt
zuständig, das ist eine andere Staatsanwaltschaft. Ich bin bei der
Stadt.“
„ Ein Verbrechen?“, fragte Keith.
„ Vermutlich. Es sieht so aus, als hätte niemand hier in Topeka
etwas von deinem Ausflug nach Texas gemerkt. Du bist den Kameras
aus dem Weg gegangen, und gedruckt habe ich deinen Namen auch noch
nicht gesehen.“
„ Aber du weißt davon, Matthew“, sagte Dana.
„ Das stimmt, und rein theoretisch müsste ich wohl die Polizei
informieren und dich ausliefern. Aber so läuft das nicht. Unsere
Kapazitäten sind begrenzt. Wir sind gezwungen, uns zu entscheiden,
welche Straftaten wir verfolgen wollen. Das ist kein Rechtsbruch,
mit dem sich irgendein Staatsanwalt herumschlagen will.“
„ Boyette ist im Augenblick ein berühmter Mann“, gab Dana zu
bedenken. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein Journalist hier
Wind von der Sache bekommt. Der Mann hat sich nach Texas abgesetzt,
ohne sich um seine Bewährungsauflagen zu scheren, und sein Gesicht
ist mittlerweile überall zu sehen.“
„ Schon, aber wer kann die Verbindung zwischen Reith und Boyette
herstellen?“
„ Mehrere Leute in Texas“, sagte Reith.
„ Das stimmt, aber ich glaube nicht, dass die sich für die
Ereignisse hier bei uns interessieren. Außerdem sind diese Leute
doch auf unserer Seite, stimmt's?“
„ Da hast du wohl recht.“
„ Also, wer kann die Verbindung herstellen? Hat dich irgendwer
mit Boyette gesehen?“
„ Was ist mit dem Aufseher des Übergangshauses?“, fragte
Dana.
„ Kann schon sein“, meinte Keith. „Ich war mehrfach dort und
habe nach Boyette gefragt. Ich habe mich eingetragen, und am
Empfang war ein Mann, ein gewisser Rudy, der meinen Namen
kannte.“
„ Aber er hat dich Mittwochnacht nicht mit Boyette wegfahren
sehen?“
„ Niemand hat uns gesehen. Es war nach Mitternacht.“
Matthew zuckte zufrieden die Achseln. Einen Augenblick lang
beschäftigten sich alle drei mit ihrem Kaffee.
„ Ich kann die Verbindung herstellen, Matthew“, sagte Keith
dann. „Ich wusste, dass es rechtswidrig war, mit Boyette nach Texas
zu fahren, weil du mir das sehr deutlich gesagt hattest. Ich habe
die Entscheidung getroffen. Ich wusste, dass ich das Richtige tat.
Das bereue ich auch jetzt nicht - sofern Boyette gefunden wird,
bevor er irgendwem etwas antut. Aber wenn er nicht gefunden wird
und jemand zu Schaden kommt, dann werde ich die Sache sehr bereuen.
Ich will nicht, dass ein potenzielles Strafverfahren wie ein
Damoklesschwert über mir hängt. Lass uns jetzt planen, wie wir
damit umgehen.“
Dana und Keith sahen Matthew an.
„ Damit hatte ich schon fast gerechnet“, sagte
dieser.
„ Ich will nicht davonlaufen“, bestätigte Keith. „Und wir können
nicht ständig in der Angst leben, dass ein
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