Geständnis
vermeiden. Einen
Augenblick bitte.“ Eine Pause. „Jetzt läuft die
Aufzeichnung.“
„ Okay“, gab er zurück, aber nur, weil er das Gefühl hatte, sich
auch irgendwie äußern zu müssen. Er beschloss, auf Zeit zu spielen,
während er versuchte, seine Gedanken zu ordnen. „Hören Sie, Ms.
Keene, ich habe nicht viel mit Journalisten zu tun. Kann ich
irgendwie überprüfen, dass Sie tatsächlich beim Houston Chronick
arbeiten?“
„ Ist Ihr Computer eingeschaltet?“
„ Ja.“
„ Dann schicke ich Ihnen jetzt meine Biografie. Außerdem
bekommen Sie von mir ein Foto, das vor der Kanzlei von Robbie Flak
aufgenommen wurde. Das war letzten Donnerstag, als Mr. Flak und
sein Team das Büro verließen. Auf dem Foto sind vier Personen zu
sehen, eine von ihnen trägt ein dunkles Sakko und einen weißen
Kragen. Ich wette, das sind Sie.“
Reith öffnete die Mail und sah sich den Anhang an. Das war
tatsächlich er. Er überflog ihre Biografie, obwohl er wusste, dass
das nicht nötig war.
„ Sympathischer Mensch“, sagte Keith.
„ Fanden wir auch. Sind Sie das?“
„ Ja.“
„ Haben Sie der Hinrichtung von Donte Drumm
beigewohnt?“
Keith fühlte, wie sein Mund trocken wurde. Er knurrte etwas
und räusperte sich. „Wieso glauben Sie, ich wäre bei der
Hinrichtung dabei gewesen?“
„ Wir haben uns die Unterlagen vom Gefängnis besorgt. Dort sind
Sie als Zeuge des Gefangenen aufgeführt. Außerdem war einer der
Männer, die während der Hinrichtung hinter Ihnen standen,
Journalist, allerdings bei einer anderen Zeitung. Er hatte Ihren
Namen nicht mitbekommen. Ich habe ihn herausgefunden.“
Was würde Elmo Laird jetzt raten? Vielleicht, den Mund zu
halten. Sicher war sich Keith nicht, aber er war beeindruckt. Wenn
sie die Unterlagen aus dem Gefängnis und ein Foto hatte, was mochte
sie dann noch wissen? Seine Neugier gewann die Oberhand. „Dann war
ich wohl bei der Hinrichtung dabei“, gab er zu.
„ Warum wohnt ein lutherischer Geistlicher aus Topeka einer
Hinrichtung in Texas bei?“, fragte sie. Die Frage hatte sich Keith
selbst schon tausendmal gestellt.
Reith lachte gezwungen. „Das ist eine lange
Geschichte.“
„ Ein Freund von Donte Drumm?“
„ Nein.“
„ Travis Boyette war in einem Übergangshaus in Topeka
untergebracht, dann tauchte er plötzlich in Slone, Texas, auf.
Irgendeine Vorstellung, wie er dort hingekommen sein
könnte?“
„ Vielleicht.“
„ Fahren Sie einen rotbraunen Subaru, Kennzeichen aus Kansas,
mit der Nummer LLZ787?“
„ Ich nehme an, Sie haben eine Kopie der Zulassung.“
„ So ist es, und einem unserer Reporter ist der Wagen in Slone
aufgefallen. Kommt nicht oft vor, dass es jemanden aus Kansas nach
Slone verschlägt. Sie haben nicht zufällig Boyette
mitgenommen?“
Diesmal war sein Lachen echt. „Also gut, Ms. Keene, was wollen
Sie von mir?“
„ Ich will die Story, Reverend Schroeder, in allen
Einzelheiten.“
„ Das würde Stunden dauern, und so viel Zeit habe ich im
Augenblick nicht.“
„ Wann sind Sie Travis Boyette zum ersten Mal
begegnet?“
„ Heute vor einer Woche, letzten Montag.“
„ Und hat er damals den Mord an Nicole Yarber
gestanden?“
Er konnte sich nicht vorstellen, dass seine Schweigepflicht
noch galt. Boyette hatte sein Geständnis in alle Welt
hinausposaunt, da gab es nicht mehr viele Geheimnisse. Manches ging
die Öffentlichkeit allerdings nichts an. Keith war nicht
verpflichtet, diese Frage oder irgendeine andere zu beantworten. Er
fürchtete die Wahrheit nicht, ganz im Gegenteil, er war
entschlossen, damit nicht hinter dem Berg zu halten. Wenn seine
Fährte so leicht aufzunehmen war, würden sich bald noch mehr
Journalisten bei ihm melden. Am besten brachte er es hinter
sich.
„ Ich bin bereit, Ihnen Folgendes zu sagen, Ms. Keen. Travis
Boyette fand am Sonntag letzter Woche zu uns in die Kirche. Er
hatte das Bedürfnis, zu reden, deswegen kam er am nächsten Tag
wieder. Er vertraute sich mir an, und wir fuhren schließlich nach
Slone, Texas, wo wir letzten Donnerstag um die Mittagszeit
eintrafen. Er war entschlossen, die Hinrichtung aufzuhalten, weil
Donte Drumm unschuldig war. Boyette ging auf Sendung, gestand, der
Mörder zu sein, und gab die Erklärung ab, die wir alle kennen. Mr.
Flak bat mich, ihn nach Huntsville zu begleiten. Ich war nicht
begeistert, fuhr aber mit, und dann führte eines zum anderen. Ich
traf Donte und wohnte der Hinrichtung bei, was ich überhaupt nicht
geplant hatte. Am nächsten Morgen
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