Geständnis
führte Boyette Mr. Flak und
andere, zu denen auch ich gehörte, an den Ort in Missouri, an dem
er das Mädchen begraben hatte. Danach ging es Boyette sehr
schlecht. Ich brachte ihn in ein Krankenhaus in Joplin, aus dem ihm
die Flucht gelang. Ich führ nach Hause. Seitdem habe ich keinen
Kontakt mehr mit Boyette gehabt.“
Am anderen Ende der Leitung war es still, während sie das
verdaute. „Reverend Schroeder, ich habe tausend Fragen.“
„ Und ich komme zu spät zum Fußballtraining. Auf Wiederhören.“
Keith legte auf und lief aus dem Büro.
Fordyce - Hitting Hardt zeigte am Montagabend zur besten
Sendezeit eine einstündige Sondersendung. Für dieses Ereignis war
das gesamte Wochenende über schamlos geworben worden, und Sean
Fordyce meldete sich live aus Slone, Texas, wo er immer noch
hektisch nach neuen Bränden oder, noch besser, einer Leiche oder
Bombenexplosion suchte. Die erste halbe Stunde widmete sich Reeva,
die tränenreich der Hinrichtung entgegenfieberte. Es gab
Filmaufnahmen von Nicole, wie sie als kleines Mädchen bei einer
Aufführung tanzte und, an der Seitenlinie hopsend, die Warriors
anfeuerte. Ein Clip zeigte Donte, der einen Running Back
attackierte. Und immer wieder Reeva, mit dem Interview nach der
Hinrichtung als Highlight. In Anbetracht des Offensichtlichen
wirkte sie lächerlich, geradezu erbärmlich, und es war klar, dass
Fordyce sie zum Abschuss freigegeben hatte. Es gab Nahaufnahmen von
Reeva, die hemmungslos heulte und plötzlich verstummte, als sie zum
ersten Mal das Video von Boyette sah. Sie war sichtlich
erschüttert, während Boyette Nicoles Klassenring zeigte. Danach war
von Reeva nichts mehr zu sehen. Für die zweite Hälfte hatte Fordyce
Videos und Interviews zusammengeschnitten, die aber nichts
enthielten, das nicht bereits bekannt gewesen wäre. Das Machwerk
war furchtbar. Die Ironie dabei war, dass ein glühender Verfechter
der Todesstrafe eine Exklusivsendung über eine unrechtmäßige
Hinrichtung brachte, aber Sean Fordyce war immun gegen Ironie. Ihn
interessierten nur die Zuschauerzahlen.
Keith und Dana sahen sich die Sendung an. Während der
chaotischen Stunden in Slone und der hektischen Fahrt dorthin,
hatte er von Nicoles Familie niemanden zu Gesicht bekommen. Er
hatte im Internet über Reeva gelesen, aber sie nie sprechen gehört.
Zumindest für eine Sache war die Fordyce-Sendung gut. Da er Reeva
nicht persönlich kannte, fiel es ihm leicht, Mitleid für sie zu
empfinden.
Seit Stunden schob er einen Anruf vor sich her. Während Dana
die Jungen bettfertig machte, zog sich Keith ins Schlafzimmer
zurück und rief Elmo Laird an. Er entschuldigte sich dafür, dass er
ihn zu Hause störe, aber es habe neue Entwicklungen gegeben, und er
halte den Anruf für wichtig. Kein Problem, meinte Laird. Nachdem
Keith sein Gespräch mit Eliza Keene detailliert geschildert hatte,
zeigte sich der Anwalt jedoch besorgt. „Keine gute Idee“, so seine
erste Reaktion.
„ Aber sie hatte die Story, Mr. Laird, Fakten, Papiere, das
Foto. Sie wusste alles. Es hätte albern gewirkt, wenn ich versucht
hätte, die Dinge abzustreiten.“
„ Sie sind nicht verpflichtet, mit Journalisten zu sprechen, das
wissen Sie doch.“
„ Ich weiß, aber ich will mich nicht verstecken. Ich stehe zu
dem, was ich getan habe. Die Wahrheit musste ans Licht
kommen.“
„ Das kann ich durchaus nachvollziehen, aber Sie haben mich
engagiert, damit ich Sie berate. Es hätte einen besseren Zeitpunkt
und Ort gegeben, um Ihre Geschichte zu erzählen, in einem von uns
gewählten Rahmen.“
„ Tut mir leid. Ich kenne mich mit den juristischen Feinheiten
nicht aus. Im Augenblick bin ich mit dem rechtlichen Zeug und
diesen endlosen Verfahren überfordert.“
„ Ist mir klar, das geht den meisten meiner Mandanten so.
Deswegen kommen sie zu mir.“
„ Ich habe es also vermasselt?“
„ Nicht unbedingt. Aber stellen Sie sich darauf ein, dass der
Teufel los sein wird, wenn ich das so ausdrücken darf. Die Medien
werden sich auf die Sache stürzen. Viel Neues ist über die
Drumm-Affäre nicht mehr zu schreiben, aber Ihre Geschichte bringt
natürlich einen weiteren Aspekt ins Spiel.“
„ Jetzt verstehe ich gar nichts mehr, Mr. Laird. Klären Sie mich
auf. Wie wird sich die Berichterstattung in den Medien auf meinen
Fall auswirken?“
„ Nicht übertreiben, Reverend, im Grunde gibt es gar keinen
Fall. Es wurde keine Anklage erhoben. Bisher ist kein Verfahren
gegen Sie anhängig, und vielleicht kommt
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