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Geständnis

Titel: Geständnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bernd
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Fragen vorab?“
    „ Natürlich macht er das. Der tut alles für uns.“
    „ Gefällt mir. Wayne?“
    Wayne knackste so energisch mit den Knöcheln, als wollte er
sie brechen. „Immer mit der Ruhe. Warum die Eile? Du bist
abgetaucht, das stimmt, aber lass dir Zeit. Überlegen wir mal, wo
wir in einer Woche stehen.“
    „ Ich vermute, genau da, wo wir jetzt sind“, meinte Barry. „Wir
sitzen hier hinter verschlossener Tür, raufen uns die Haare und
überlegen, was wir als Nächstes tun sollen.“
    „ Aber es ist so ein wichtiger Augenblick“, maulte der
Gouverneur. „Den will ich mir doch nicht entgehen
lassen.“
    „ Solltest du aber“, meinte Wayne. „Im Moment siehst du ganz
schlecht aus, Gov, und das lässt sich nicht ändern. Wir brauchen
Zeit, und zwar nicht zu knapp. Ich sage, wir bleiben in Deckung,
bis sich der Sturm gelegt hat, und lassen die Presse Roffee, die
Cops und den Court of Criminal Appeals in der Luft zerfetzen.
Warten wir einen Monat. Das wird nicht angenehm, aber das Leben
geht weiter.“
    „ Ich bin dafür, dass wir mit Fox reden“, sagte
Barry.
    „ Und ich bin dagegen“, konterte Wayne. „Am besten stellen wir
eine Handelsdelegation für China zusammen und setzen uns die
nächsten zehn Tage lang ab. Ausländische Märkte erkunden, neue
Absatzmöglichkeiten für texanische Produkte, mehr Arbeitsplätze für
unsere Leute.“
    „ Das hatten wir doch schon vor drei Monaten“, gab Newton zu
bedenken. „Ich hasse chinesisches Essen.“
    „ Es schwächt deine Position“, meinte Barry, „wenn du mitten in
der größten Katastrophe seit dem letzten Hurrikan wegläufst. Keine
gute Idee.“
    „ Stimmt. Ich bleibe hier.“
    „ Kann ich dann allein nach China fliegen?“, fragte
Wayne.
    „ Nein. Wie spät ist es?“ Der Gouverneur trug eine Armbanduhr,
und es gab mindestens drei weitere Uhren im Büro. Wenn diese Frage
am späten Nachmittag gestellt wurde, konnte das nur eines bedeuten.
Barry ging zum Schrank und holte eine Flasche Knob Creek Bourbon
heraus.
    Der Gouverneur ließ sich hinter seinem massiven Schreibtisch
nieder und trank einen Schluck. „Wann ist die nächste
Hinrichtung?“, fragte er Wayne.
    Der Anwalt hämmerte auf den Tasten herum und starrte auf
seinen Laptop. „In sechzehn Tagen.“
    „ Oje“, sagte Barry.
    „ Wer ist es?“, fragte Newton.
    „ Drifty Tucker“, erwiderte Wayne. „Männlich, weiß,
einundfünfzig, Panola County, hat seine Frau getötet, als er sie
mit dem Nachbarn im Bett erwischt hat. Den Nachbarn hat er auch
erschossen, mit acht Kugeln. Musste nachladen.“
    „ Ist das ein Verbrechen?“, fragte Barry.
    „ Nicht für mich“, meinte Newton. „Und er beteuert nicht etwa
seine Unschuld?“
    „ Nein. Er hat auf Unzurechnungsfähigkeit plädiert, aber die
Sache mit dem Nachladen hat ihm das Genick gebrochen.“
    „ Können wir ein Gericht dazu bringen, einen Aufschub zu
beschließen?“, fragte Newton. „Damit will ich mich jetzt lieber
nicht befassen.“
    „ Ich kümmere mich drum.“
    Der Gouverneur trank noch einen Schluck, schüttelte den Kopf
und murmelte vor sich hin. „Das hat uns gerade noch gefehlt, schon
wieder eine Hinrichtung.“
    Wayne schoss plötzlich hoch, als hätte er eine Ohrfeige
bekommen. „Hört euch das mal an! Robbie Flak hat soeben am Gericht
in Chester County Klage eingereicht, gegen eine ganze Reihe von
Beklagten, von denen einer Gouverneur Gill Newton ist. Fünfzig
Millionen Schadenersatz wegen der widerrechtlichen Tötung von Donte
Drumm.“
    „ Das kann er doch gar nicht“, protestierte der
Gouverneur.
    „ Hat er aber gerade. Sieht aus, als hätte er per E-Mail eine
Kopie an alle Beklagten und sämtliche Zeitungen in Texas
geschickt.“
    „ Ich genieße Immunität.“
    „ Natürlich tust du das, aber er hat dich trotzdem
verklagt.“
    Barry setzte sich und fing an, sich am Kopf zu kratzen. Der
Gouverneur schloss die Augen und murmelte erneut vor sich hin.
Wayne glotzte mit weit geöffnetem Mund seinen Laptop an. Ein
schlimmer Tag hatte gerade eine Wendung zum Schlechteren
genommen.
     

Chapter
38
     
    Keith saß in seinem Büro in der Kirche, hatte die Hände hinter
dem Kopf verschränkt, die nur in Socken steckenden Füße auf den
Schreibtisch gelegt und starrte an die Decke, während sich seine
Gedanken überschlugen. Ein- oder zweimal in den vergangenen Tagen
hatte er es geschafft, sich wieder mit familiären oder kirchlichen
Angelegenheiten zu befassen, aber diese angenehmen

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