Geständnis
geschlagen und sich
ins Gefecht gestürzt, um einem Mann das Leben zu retten. Eine echte
Heldentat.“
„ Danke, Herr Bischof, aber so heldenhaft habe ich mich dabei
gar nicht gefühlt. Ich habe einfach gehandelt.“
„ Ganz recht, ganz recht. Aber Sie hatten doch sicher furchtbare
Angst. Wie war es? Die Gewalt, die Todeszelle, Boyette? Ich stelle
mir das entsetzlich vor.“
Keith hatte nicht die geringste Lust, die Geschichte zu
erzählen, aber der Mönch sah ihn erwartungsvoll an.
„ Sie haben doch die Zeitungen gelesen“, wehrte Keith ab. „Sie
wissen, was geschehen ist.“
„ Nun tun Sie mir schon den Gefallen. Was ist wirklich
passiert?“
So sehr es ihn selbst auch langweilte, Keith tat dem Mönch
tatsächlich den Gefallen. Dieser kommentierte die Schilderung alle
fünfzehn Sekunden mit einem verblüfften „Unglaublich!“ oder einem
gegackerten „Oje, oje!“. Als er einmal den Kopf schüttelte, löste
sich der Krümel und fiel in den Kaffee des Bischofs, aber der
merkte nichts davon. In dieser Version ließ Keith die Geschichte
mit Boyettes furchterregendem Anruf enden.
„ Oje, oje.“
Typisch für den Bischof war, dass sie mit dem unangenehmen
Teil - dem Leitartikel - begonnen hatten, dann zu einem
erfreulicheren Thema - Keiths mutige Fahrt nach Süden - gewechselt
hatten, um dann plötzlich auf den eigentlichen Zweck ihres Treffens
zurückzukommen. In den ersten beiden Absätzen des Leitartikels
wurde Keith für seinen Mut gelobt, aber das war nur der Anfang. Im
übrigen Teil wurde er für sein gesetzwidriges Verhalten kritisiert,
wobei die Redaktion, genau wie die Juristen, nicht recht sagen
konnte, worin sein Verbrechen eigentlich bestand.
„ Ich nehme an, Sie haben einen erstklassigen Rechtsberater“,
sagte der Mönch, der offenkundig nur darauf wartete, dass Keith ihn
um Rat bat.
„ Ich habe einen guten Anwalt.“
„ Und?“
„ Sie wissen doch, dass Anwaltsgespräche vertraulich
sind.“
Der überbeanspruchte Rücken des Bischofs wurde erstaunlich
steif. Der Mönch nahm die Abfuhr zur Kenntnis, gab aber nicht auf.
„Selbstverständlich. Ich will ja auch nicht neugierig sein, aber
wir müssen uns natürlich um die Sache kümmern. Es heißt,
möglicherweise werde es strafrechtliche Ermittlungen geben, wo Sie
dann sozusagen in Schwierigkeiten wären. Das ist wohl kaum eine
Privatangelegenheit.“
„ Ich habe mir tatsächlich etwas zuschulden kommen lassen. Ich
habe es getan, da gibt es nichts zu beschönigen. Mein Anwalt meint,
ich müsse mich vielleicht irgendwann schuldig bekennen, die Justiz
behindert zu haben. Kein Gefängnis. Eine kleine Geldstrafe. Eine
Vorstrafe, die später gelöscht wird. Das ist alles.“
Mit einem energischen Biss verschlang der Mönch den Rest
seines Croissants und kaute eine Weile darauf herum. Dann spülte er
mit einem Rest Kaffee nach. Er wischte sich den Mund mit einer
Papierserviette ab und sprach erst weiter, nachdem er sich
gesäubert hatte.
„ Und falls Sie sich schuldig bekennen, Reverend Schroeder, was
erwarten Sie dann von der Kirche?“
„ Nichts.“
„ Nichts?“
„ Ich hatte zwei Möglichkeiten. Ich konnte auf Nummer sicher
gehen, in Kansas bleiben und das Beste hoffen. Oder ich konnte so
handeln, wie ich es getan habe. Überlegen Sie: Was wäre, wenn ich
anders gehandelt, die Wahrheit über den Mörder des Mädchens
erfahren und es nicht gewagt hätte, etwas zu unternehmen? Der
falsche Mann wird hingerichtet, die Leiche wird gefunden, und ich
muss für den Rest meines Lebens mit der Schuld leben, nicht
eingegriffen, es nicht einmal versucht zu haben. Was hätten Sie an
meiner Stelle getan?“
„ Wir bewundern Sie aufrichtig“, erwiderte der Mönch mit leiser
Stimme, ohne auch nur ansatzweise auf die Frage einzugehen.
„Allerdings beunruhigt uns der Gedanke an eine Strafverfolgung, die
Möglichkeit, dass einer unserer Geistlichen eines Verbrechens
beschuldigt werden könnte, und auch noch unter den Augen der
Öffentlichkeit.“
Der Mönch verwendete gerne das Pronomen „wir“, um seinen
Worten Nachdruck zu verleihen, als wären alle Führer der
christlichen Welt mit der Angelegenheit befasst, die dem Bischof
gerade auf der Seele brannte.
„ Und wenn ich mich schuldig bekenne?“, fragte Keith. „Das
sollten Sie unbedingt vermeiden.“
„ Wenn es aber nicht anders geht?“
Die ganze massige Gestalt rutschte auf dem Stuhl hin und her,
dann zupfte der Bischof an seinem hängenden linken Ohrläppchen und
faltete
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