Geständnis
zwei von Dontes Briefen vor und fand erneut
einige komische Stellen. Zum Schluss beschrieb er seine letzten
Augenblicke mit Donte.
„ Dontes letzter Wunsch war, dass sich eines Tages, wenn die
Wahrheit ans Licht gekommen war, wenn Nicoles Mörder gefunden und
Dontes Name für immer reingewaschen war, Familie und Freunde an
seinem Grab versammeln, eine Party feiern und der ganzen Welt Donte
Drumms Unschuld verkünden. Donte, wir planen die Party!“
Cedrics vierzehnjähriger Sohn, Emmitt, las einen Brief der
Familie, einen langen, herzzerreißenden Abschied von Donte, und
blieb dabei bemerkenswert gefasst. Es folgte ein weiteres
Kirchenlied, dann predigte Reverend Canty eine Stunde
lang.
Keith und Dana sahen die Beerdigung live im Kabelfernsehen, im
Haus von Danas Mutter in Lawrence, Kansas, der Stadt, in der Dana
aufgewachsen war. Danas Vater war verstorben, ihre Mutter war
Professorin für Rechnungswesen an der University of Ransas gewesen,
bevor sie in den Ruhestand ging. Nachdem sie die Rinder zur Schule
gebracht hatten, entschlossen sich Reith und Dana wegzufahren,
einen Tagesausflug zu machen, um aus der Stadt wegzukommen. Die
Kirche wurde von Reportern heimgesucht. Die Telefone schrillten.
Das Foto von Reith, Robbie, Martha und Aaron hatte am Morgen auf
der Titelseite der Lokalzeitung geprangt, und Reith hatte die
Aufmerksamkeit und die Fragen satt. Außerdem war Boyette mit seinen
krankhaften Fantasien von Dana auf freiem Fuß, und Reith wollte sie
in der Nähe haben.
Billie, seine Schwiegermutter, lud sie zum Mittagessen ein,
was sie sofort annahmen.
„ Ich kann nicht glauben, dass du dabei warst“, sagte Billie
immer wieder, als sie die Beerdigung verfolgten.
„ Ich auch nicht.“ Es war so weit weg und so lange her, aber
wenn Keith die Augen schloss, roch er immer noch das
Desinfektionsmittel, mit dem die Zelle gereinigt wurde, in der
Donte wartete, und hörte die Familie nach Atem ringen, als sich die
Vorhänge öffneten und Donte mit den Injektionsschläuchen in den
Venen vor ihnen lag.
Seine Augen wurden feucht, als er sah, mit welcher Wärme
Robbie von der Trauergemeinde aufgenommen wurde, und als Dontes
Neffe Abschied nahm, weinte er. Zum ersten Mal, seit er Texas
verlassen hatte, fühlte Keith den Drang, zurückzukehren.
Donte wurde an einem langen, sanften Hang im Greenwood
Cemetery zur Ruhe gebettet, wo die meisten Schwarzen von Slone
begraben wurden. Der Nachmittagshimmel hatte sich bezogen, es war
kühl geworden, und als die Sargträger ihn mühsam die letzten
fünfzig Meter schleppten, marschierte ein Trommlerzug vor ihnen
her, dessen regelmäßiger, präziser Rhythmus durch die feuchtkalte
Luft hallte. Die Familie folgte dem Sarg, bis er sorgfältig über
dem Grab abgesetzt wurde, dann ließ sie sich auf samtbezogenen
Stühlen nieder, die nur wenige Zentimeter von der frisch
ausgehobenen Erde entfernt standen. Die Trauergäste drängten sich
dicht um das lilafarbene Trauerzelt. Reverend Canty sprach ein paar
Worte, las aus der Bibel und nahm schließlich endgültig Abschied
von ihrem gefallenen Bruder. Donte wurde neben seinem Vater in die
Erde gelassen.
Eine Stunde verging, und die Menge zerstreute sich. Roberta
und die Familie blieben unter dem Zelt zurück, blickten auf den
Sarg unten im Grab und die darauf verstreute Erde. Robbie blieb bei
ihnen, als Einziger, der nicht zur Familie gehörte.
Am Dienstag um neunzehn Uhr trat der Stadtrat von Slone in
nichtöffentlicher Sitzung zusammen, um die Zukunft von Detective
Drew Kerber zu diskutieren. Dieser war über die Sitzung informiert,
aber nicht eingeladen worden. Die Tür war versperrt, nur die sechs
Stadträte, der Bürgermeister, der Rechtsberater der Stadt und ein
Verwaltungsangestellter waren anwesend. Der einzige schwarze
Stadtrat, ein Mr. Varner, eröffnete die Debatte mit der Forderung
nach Kerbers sofortiger Entlassung und einer einstimmigen
Entschließung, in der die Stadt ihre Fehler in der Drumm-Affäre
eingestand. Es wurde schnell klar, dass gar nichts einstimmig
passieren würde. Mit einiger Mühe beschloss der Stadtrat, die
Entscheidung über eine Resolution zumindest für den Augenblick zu
vertagen. Diese heiklen Fragen sollten Schritt für Schritt
angegangen werden.
Der Rechtsberater warnte vor einer fristlosen Kündigung. Wie
allgemein bekannt, habe Mr. Flak eine Mammutklage gegen die Stadt
eingereicht, und wenn Kerber gefeuert werde, käme das praktisch
einem Haftungsanerkenntnis gleich.
„
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