Geständnis
aufnehmen
konnten, den wir in der Nähe von Houston in einem Ort namens
Mission Bend gefunden haben. Unser Ermittler hat mit ihm zu Mittag
gegessen, ihn mit der Wahrheit konfrontiert und ihm die
Dringlichkeit der Lage vor Augen geführt. Er verfolgt den Fall und
weiß, was auf dem Spiel steht. Wir haben ihn aufgefordert, eine
eidesstattliche Erklärung zu unterzeichnen, in der er seine Lügen
aus dem Prozess widerruft. Das hat er aber abgelehnt. Trotzdem
geben wir nicht auf. Er wirkte unentschlossen. Was mit Donte
passieren soll, scheint ihm nahezugehen.“
„ Was, wenn er die Erklärung unterschreibt und die Wahrheit
sagt?“, fragte Cedric.
„ Dann haben wir wieder etwas Munition, eine Kugel oder zwei im
Colt, etwas, womit wir zum Gericht gehen und Rabatz machen können.
Das Problem ist, wenn Lügner ihre Aussage zurücknehmen, werden alle
misstrauisch, ganz besonders Berufungsrichter. Wo fängt das Lügen
an, wo hört es auf? Hat er damals gelogen, oder lügt er jetzt? Es
ist ein gewagter Versuch, ganz ehrlich, aber in unserer Situation
ist jeder Versuch gewagt.“ Robbie war immer offen und ehrlich
gewesen, vor allem gegenüber den Familien seiner Todeskandidaten.
In dieser Phase von Dontes Fall wäre es sträflich gewesen, noch
Hoffnungen zu wecken.
Roberta saß stoisch da, die Hände unter die Schenkel geklemmt.
Sie war sechsundfünfzig, sah aber viel älter aus. Seit dem Tod
ihres Mannes Riley vor fünf Jahren hatte sie sich die Haare nicht
mehr gefärbt und aß kaum noch etwas. Sie war grau und ausgezehrt
und sprach wenig, wobei sie nie viel geredet hatte. Riley war immer
der Wortführer, der Prahlhans und Polterer gewesen, während Roberta
die Rolle der Schlichterin eingenommen hatte, die den Frieden
wiederherstellte und die Risse kittete, die er verursacht hatte. In
den letzten paar Tagen hatte sie sich allmählich mit der Realität
abgefunden, und das schien sie all ihre Kraft zu kosten. Weder sie
noch Riley noch irgendein anderes Familienmitglied hatten je an
Dontes Unschuld gezweifelt.
Früher hatte sich Donte bemüht, auf dem Footballfeld
Ballcarrier und Quarterbacks unschädlich zu machen, auf dem
Spielplatz oder auf der Straße hatte er sich im Notfall ganz gut
verteidigen können. Aber im Grunde war er immer ein harmloser,
empfindsamer junger Mann gewesen, der niemals jemandem etwas
zuleide tun konnte.
„ Martha und ich fahren morgen zu Donte nach Polunsky“, sagte
Robbie. „Ich kann Post für ihn mitnehmen, wenn Sie was
haben.“
„ Ich habe morgen um zehn einen Termin beim Bürgermeister“, warf
Reverend Canty ein. „Es kommen noch ein paar weitere Pastoren dazu.
Wir möchten unsere Sorge darüber zum Ausdruck bringen, was in Slone
passieren könnte, falls Donte tatsächlich hingerichtet
wird.“
„ Da wird was los sein“, bemerkte ein Onkel.
„ Allerdings“, bekräftigte Cedric. „Die Leute hier sind außer
sich vor Wut.“
„ Ist die Exekution immer noch für Donnerstagabend, achtzehn
Uhr, angesetzt?“, fragte Andrea. „Ja“, erwiderte Robbie.
„ Und wann wird man genau wissen, ob sie durchgeführt
wird?“
„ Normalerweise erst im allerletzten Moment. Das liegt daran,
dass die Anwälte meist bis zur letzten Minute kämpfen.“
Andrea warf einen unsicheren Blick auf Cedric. „Also, Robbie,
ich kann Ihnen sagen, dass eine Menge Leute hier vorhaben, auf die
Straße zu gehen, wenn es passiert. Es wird Ärger geben, und ich
verstehe gut, warum. Aber wenn es einmal angefangen hat, könnte die
Lage außer Kontrolle geraten.“
„ Die ganze Stadt sollte auf der Hut sein“, sagte
Cedric.
„ Genau das werden wir dem Bürgermeister sagen“, erklärte Canty.
„Dass er besser etwas unternehmen sollte.“
„ Er kann im Grunde nur reagieren“, sagte Robbie. „Mit der
Hinrichtung hat er nichts zu tun.“
„ Kann er nicht den Gouverneur anrufen?“
„ Schon, aber glauben Sie ja nicht, dass er gegen die
Hinrichtung ist. Wenn er zum Gouverneur vordringt, wird er
wahrscheinlich gegen den Aufschub plädieren. Der Bürgermeister ist
ein Texaner der alten Garde. Die Todesstrafe ist für ihn das
Größte.“
Niemand im Baum mochte den Bürgermeister. Ebenso wenig wie den
Gouverneur. Robbie lenkte das Gespräch von den drohenden Unruhen
auf praktische Details, die noch zu besprechen waren. „Den
Vorschriften der Gefängnisbehörde zufolge findet der letzte
Familienbesuch am Donnerstagmorgen um acht Uhr in Polunsky statt,
ehe Donte nach Huntsville gebracht wird. Ich weiß,
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