Geständnis
einen
Streifenwagen vor dem Haus postieren“, sagte Kerber.
„ Tun Sie, was Sie nicht lassen können. Mir ist es egal. Wenn
die Schwarzen den Aufstand proben, dann sicher nicht hier. Stecken
die nicht normalerweise erst einmal ihre eigenen Häuser in
Brand?“
Die Männer zuckten die Achseln. Mit Rassenunruhen hatten sie
keine Erfahrung. Slone hatte in dieser Hinsicht erstaunlich wenig
erlebt. Was sie wussten, stammte aus den Fernsehnachrichten. Ja, es
schien in der Tat so zu sein, dass sich Aufstände meist auf die
Ghettos beschränkten.
Sie sprachen noch ein paar Minuten lang über dieses Thema,
dann war es Zeit, zu gehen. An der Haustür umarmten sie sich und
verabredeten sich für nach der Hinrichtung. Was würde das für ein
erhebender Moment werden. Das Ende eines Martyriums. Endlich
Gerechtigkeit.
Robbie Flak parkte vor dem Haus der Drumms und bereitete sich
innerlich auf die bevorstehende Begegnung vor.
„ Wie oft warst du schon hier?“, fragte seine
Beifahrerin.
„ Ich weiß nicht. Viele Dutzend Male.“ Er öffnete die Tür, stieg
aus, und sie folgte seinem Beispiel.
Flaks Begleiterin hieß Martha Handler. Sie war freie
Journalistin und hatte sich auf Enthüllungsstorys spezialisiert,
die sie gelegentlich an große Magazine verkaufte. In Slone war sie
zwei Jahre zuvor zum ersten Mal gewesen, wegen des Skandals um Paul
Koffee, und von da an hatte sie der Fall Donte Drumm fasziniert.
Robbie und sie hatten viele Stunden zusammen verbracht, rein
beruflich, und es hätte sich durchaus mehr daraus entwickeln
können, wenn Robbie sich nicht kurz zuvor an eine zwanzig Jahre
jüngere Lebensgefährtin gebunden hätte. Martha glaubte nicht mehr
an Bindungen und sandte widersprüchliche Signale in seine Richtung.
Es herrschte eine starke sexuelle Spannung zwischen ihnen, als
müssten sie beide ständig dem Drang widerstehen, Ja zu sagen.
Bislang war ihnen das gelungen.
Zunächst hatte Martha erklärt, ein Buch über den Fall Drumm zu
schreiben. Dann war es ein langer Artikel für Vanity Fair. Dann
einer für den New Torker. Schließlich war es ein Drehbuch, das
einer ihrer Exgatten in Los Angeles produzieren wollte. Robbie
fand, dass sie einen ganz guten Stil und ein ausgezeichnetes
Gedächtnis für Fakten hatte, aber eine Niete war, wenn es um
Organisation und Planung ging. Was auch immer das Endprodukt sein
würde, er hatte volles Einspruchsrecht, und sollte sie jemals etwas
an dem Projekt verdienen, würden er und die Drumm-Familie beteiligt
werden. Nach zwei Jahren mit ihr rechnete er nicht mehr mit
finanziellen Einnahmen. Aber er mochte sie. Sie hatte einen
bissigen Humor, Respekt vor nichts und niemand, stand
hundertprozentig hinter der Sache, und sie hatte auf praktisch
jeden Menschen, den sie in Texas kennengelernt hatte, einen
ausgeprägten Hass entwickelt. Außerdem vertrug sie Bourbon und
hielt bis spät in die Nacht beim Pokern durch.
Das kleine Wohnzimmer war voller Menschen. Roberta Drumm saß
auf der Klavierbank, ihrem üblichen Platz. Zwei ihrer Brüder
standen an der Tür zur Küche. Ihr Sohn Cedric, Dontes ältester
Bruder, hielt auf dem Sofa ein schlafendes Kleinkind im Arm. Ihre
Tochter Andrea, Dontes jüngere Schwester, hockte auf einem Stuhl,
ebenso wie der Pfarrer der Familie, Reverend Canty. Robbie und
Martha nahmen auf wackeligen Küchenstühlen Platz, die eigens aus
der Küche geholt worden waren. Martha war bereits ein paarmal da
gewesen und hatte sogar schon für Roberta gekocht, als diese mit
Grippe im Bett lag.
Nach der üblichen Begrüßung mit Umarmungen und einer Runde
Instantkaffee ergriff Robbie das Wort. „Heute ist nichts passiert,
das ist kein gutes Zeichen. Morgen wird als Erstes der
Bewährungsausschuss seine Entscheidung bekanntgeben. Die Mitglieder
treten nicht zusammen, es wird nur der Fall benannt, dann gibt
jeder seine Stimme ab. Wir rechnen nicht mit einer
Begnadigungsempfehlung. Das kommt selten vor. Wir rechnen damit,
dass das Gnadengesuch abgelehnt wird. Mit der Ablehnung gehen wir
dann zum Gouverneur und bitten ihn um Vollstreckungsaufschub. Der
Gouverneur hat das Recht, einen dreißigtägigen Aufschub zu
gewähren. Es ist unwahrscheinlich, dass wir ihn bekommen. Wir
müssen um ein Wunder beten.“ Robbie Flak hatte mit Beten nichts am
Hut, aber im bibelfesten East Texas musste er zumindest so tun, als
ob. Dieser Raum war voller Menschen, die rund um die Uhr beteten,
von Martha Handler abgesehen.
„ Positiv ist, dass wir Kontakt zu Joey Gamble
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