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Geständnis

Titel: Geständnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bernd
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es nicht. In drei Stunden? Wir haben zweimal
angehalten, um Kaffee zu kaufen, weil ich seit drei Tagen nicht
geschlafen habe. Ich habe einen Strafzettel für zu schnelles Fahren
bekommen, den mir der langsamste Verkehrspolizist von ganz Oklahoma
ausgestellt hat. Und jetzt kotzt sich Boyette gerade die Seele aus
dem Leib. Mir ist es lieber, er tut das im Straßengraben und nicht
in meinem Auto. Ich weiß es wirklich nicht, Robbie. Aber wir
versuchen es.“
    „ Beeilen Sie sich.“
     

Chapter
19
     
    Als die Sonne aufgegangen war und die Stadt sichtlich nervös
zum Leben erwachte, war die Polizei von Slone in erhöhter
Alarmbereitschaft. Die Verschlüsse an den Holstern wurden geöffnet,
Funkgeräte quäkten und rauschten, Streifenwagen rollten durch die
Straßen, und jeder Beamte versuchte vorherzusehen, wo es als
Nächstes Ärger geben würde. Man ging davon aus, dass es an der
Highschool losgehen würde, also schickte der Polizeichef am
Donnerstagmorgen ein halbes Dutzend Männer dorthin. Als die Schüler
zum Unterricht erschienen, parkten Streifenwagen vor dem Eingang,
was kein gutes Zeichen war.
    Ganz Slone kannte die schwarzen Footballspieler, die das
Training am Mittwoch boykottiert und geschworen hatten, am Freitag
nicht zu spielen. Für eine Stadt, die derart in Football vernarrt
war, konnte es keine schlimmere Beleidigung geben. Die Fans, noch
vor einer Woche begeisterte Anhänger der Mannschaft, fühlten sich,
als hätte man sie verraten. Gefühle hatten sich aufgestaut, Nerven
lagen blank. In Slone brodelte es. Im weißen Teil der Stadt war
Football der Grund der Verbitterung, dazu kam jetzt noch der Brand
einer Kirche. Im schwarzen Teil drehte sich alles um die
Hinrichtung.
    Wie bei den meisten gewalttätigen Konflikten war im Nachhinein
nicht mehr festzustellen, warum der Tumult eigentlich ausbrach. Als
alles vorbei war und die ganze Geschichte die Runde machte, wurden
lediglich zwei Dinge deutlich: Die schwarzen Schüler gaben den
weißen Schülern die Schuld, und die weißen gaben den schwarzen die
Schuld.
     
    Die Frage, wann es losgegangen war, ließ sich schon etwas
präziser beantworten. Wenige Sekunden nach dem ersten Läuten um
8.15 Uhr passierten mehrere Dinge gleichzeitig. In den Toiletten
der Jungen im Erdgeschoss und im ersten Stock detonierten
Rauchbomben. Im Hauptkorridor wurden Feuerwerkskörper gezündet, die
wie Haubitzen unter den Schließfächern aus Metall explodierten. In
der Nähe der Treppe ging ein Strang Knallfrösche los, was eine
Panik auslöste. Die meisten schwarzen Schüler verließen die
Klassenräume und mischten sich in den Fluren unter die übrigen
Schüler. Als ein schwarzer und ein weißer Hitzkopf in einem
Klassenzimmer der Unterstufe aneinandergerieten und sich
gegenseitig Beleidigungen an den Kopf warfen, brach eine Schlägerei
aus. Einige Mitschüler fühlten sich ebenfalls angesprochen und
machten engagiert mit. Die Lehrerin rannte aus dem Raum und rief um
Hilfe. Die Prügelei löste ein Dutzend andere aus. Es dauerte nicht
lange, und die Schüler rannten aus dem Gebäude, um sich in
Sicherheit zu bringen. Einige brüllten „Feuer! Feuer!“, obwohl
niemand Flammen gesehen hatte. Die Polizei forderte Verstärkung und
die Feuerwehr an. Im Erdgeschoss und im ersten Stock explodierten
immer mehr Feuerwerkskörper. Der Rauch wurde immer dichter, das
Chaos immer größer. In der Nähe des Eingangs zur Sporthalle
plünderten einige Schwarze die Vitrinen mit den Pokalen, wobei sie
von einer Gruppe Weißer erwischt wurden. Wieder brach eine
Schlägerei aus, die sich nach einer Weile auf den Parkplatz neben
der Sporthalle verlagerte. Der Rektor blieb in seinem Büro und
brüllte pausenlos in die Lautsprecheranlage der Schule. Seine
Ansagen wurden ignoriert und trugen nur noch mehr zur allgemeinen
Verwirrung bei. Um 8.30 Uhr gab er bekannt, dass der Unterricht an
diesem und am nächsten Tag ausfalle.
    Nachdem die Verstärkung eingetroffen war, gelang es der
Polizei irgendwann, die Lage zu beruhigen und die Slone High School
zu räumen. Es gab keine Brände, nur Rauch und den beißenden Geruch
billiger Feuerwerkskörper. Die Schäden bestanden aus einigen
eingeschlagenen Fenstern, verstopften Toiletten, umgerissenen
Schließfächern und gestohlenen Rucksäcken. Außerdem war ein
Getränkeautomat zerstört worden. Drei Schüler - zwei weiße, ein
schwarzer - wurden ins Krankenhaus gebracht und wegen Schnittwunden
behandelt. Viele Schnittwunden und Blutergüsse wurden gar

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