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Geständnis

Titel: Geständnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bernd
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worden, aber er hatte schon bekanntgegeben, was
er vorhatte. Er wollte am Nachmittag mit einem Privatjet auf dem
Flughafen von Huntsville landen und dann ein kurzes Interview mit
Reeva führen, bevor sie zur Hinrichtung ging. Natürlich würde er
auch mit ihr sprechen, wenn alles vorbei war.
    Auch ohne den Moderator der Sendung zog sich der Dreh beim
Frühstück immer mehr in die Länge. Ein Produktionsassistent
versorgte die Familie aus dem Off mit Stichwörtern wie: „Glauben
Sie, dass die Giftspritze zu human ist?“ Reeva war
selbstverständlich dieser Meinung. Wallis grummelte nur. Chad kaute
auf einem Stück Speck herum. Marie, eine Quasselstrippe wie ihre
Mutter, sagte zwischen zwei Bissen, dass Drumm unter Qualen sterben
solle, so wie Nicole.
    „ Glauben Sie, dass Hinrichtungen öffentlich sein sollten?“
Gemischte Reaktionen am Tisch.
    „ Der Verurteilte hat das Recht auf letzte Worte. Wenn Sie mit
ihm reden könnten, was würden Sie ihm sagen?“
    Reeva, die gerade einen Bissen im Mund hatte, brach in Tränen
aus und legte die Hand über die Augen. „Warum? Warum nur?“, heulte
sie. „Warum hast du mir mein Kind genommen?“
    „ Sean wird begeistert sein“, flüsterte der Produktionsassistent
dem Kameramann zu. Beide mussten ein zufriedenes Grinsen
unterdrücken.
    Reeva riss sich zusammen, man aß weiter. Irgendwann raunzte
sie ihren Mann an, der fast nichts gesagt hatte: „Wallis! Was
denkst du?“ Wallis zuckte mit den Achseln, als würde er überhaupt
nicht denken.
    Als sie fast fertig waren, kam zufällig Bruder Ronnie vorbei.
Er war die ganze Nacht wach gewesen und hatte mit ansehen müssen,
wie seine Kirche niederbrannte. Jetzt brauchte er Schlaf - doch
Reeva und ihre Familie brauchten ihn. Sie fragten ihn über das
Feuer aus. Er wirkte angemessen bedrückt. Dann gingen sie in den
hinteren Teil des Hauses, in Reevas Zimmer, und setzten sich um
einen kleinen Tisch. Sie hielten sich an den Händen, und Bruder
Ronnie stimmte ein Gebet an. Während die Kamera nur einen halben
Meter von seinem Kopf entfernt war, bat er mit viel Pathos um Kraft
und Mut für die Familie an diesem schweren Tag. Er dankte dem Herrn
dafür, dass Er Gerechtigkeit walten ließ. Auch die Kirche und seine
Gemeinde schloss er in sein Gebet ein.
    Donte Drumm oder seine Familie erwähnte er nicht.
     
    Nachdem Reith ein Dutzend Mal auf dem Anrufbeantworter
gelandet war, antwortete endlich ein richtiger Mensch. „Kanzlei
Flak“, sagte die Stimme einer Frau.
    „ Ich würde gern Robbie Flak sprechen“, erwiderte Reith. Boyette
sah ihn an.
    „ Mr. Flak ist in einer Besprechung.“
    „ Das habe ich mir schon gedacht. Hören Sie, es ist sehr
wichtig. Ich heiße Reith Schroeder und bin Pastor aus Topeka,
Kansas. Ich habe gestern schon mit Mr. Flak gesprochen.
    Zurzeit bin ich auf dem Weg nach Slone, und bei mir im Auto
sitzt ein Mann namens Travis Boyette. Mr. Boyette hat Nicole Yarber
vergewaltigt und getötet, und er weiß, wo ihre Leiche ist. Ich
fahre ihn gerade nach Slone, damit er der Polizei seine Geschichte
erzählen kann. Es ist sehr wichtig, dass ich mit Mr. Flak spreche.
Sofort.“
    „ Ahm, ja, natürlich. Können Sie in der Leitung bleiben? Ich
muss nachfragen.“
    „ Ich kann Sie nicht daran hindern.“
    „ Einen Moment.“
    „ Bitte beeilen Sie sich.“
    Sie legte ihn auf die Warteschleife. Dann verließ sie ihren
Schreibtisch in der Nähe der Eingangstür und rannte durch den
Bahnhof, um die Mitarbeiter zusammenzutrommeln. Robbie war in
seinem Büro, zusammen mit Fred Pryor. „Robbie, das müssen Sie sich
anhören“, sagte sie. Ihr Gesicht und ihre Stimme ließen keine
Diskussion zu. Sie gingen in den Besprechungsraum und setzten sich
um ein Telefon mit Freisprecheinrichtung. Robbie drückte auf einen
Knopf und sagte: „Robbie Flak.“
    „ Mr. Flak, hier ist Reith Schroeder. Wir haben gestern
Nachmittag schon einmal miteinander gesprochen.“
    „ Ja. Reverend Schroeder, stimmt's?“
    „ Ja, aber mir wäre es lieber, wenn Sie den >Reverend< ab
jetzt weglassen.“
    „ Ich habe Sie auf Freisprechen geschaltet. Haben Sie etwas
dagegen? Ich habe meine gesamte Kanzlei hier, dazu noch ein paar
andere Leute. Wir sind zu zehnt. Geht das in Ordnung?“
    „ Ja, sicher.“
    „ Und das Band läuft auch mit. Ist das okay?“
    „ Ja, von mir aus. Sonst noch was? Hören Sie, wir sind die ganze
Nacht gefahren und dürften um die Mittagszeit in Slone ankommen.
Ich habe Travis Boyette bei mir, und er ist bereit,

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