Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Geständnis

Titel: Geständnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bernd
Vom Netzwerk:
alles zu
gestehen.“
    „ Erzählen Sie mir was über Travis“, sagte Robbie. Die
Mitarbeiter der Kanzlei hielten den Atem an.
    „ Er ist vierundvierzig, in Joplin, Missouri, geboren,
Berufskrimineller, in mindestens vier Bundesstaaten als
Sexualstraftäter registriert.“ Keith warf einen Blick auf Boyette,
der aus dem Fenster auf der Beifahrerseite starrte, als würde ihn
das alles nichts angehen. „Das letzte Mal war er in einem Gefängnis
in Lansing, Kansas, in Haft. Er ist auf Bewährung entlassen worden.
Als Nicole Yarber verschwand, wohnte er in Slone, im Rebel Motor
Inn. Sie wissen sicher, wo das ist. Im Januar 1999 wurde er wegen
Trunkenheit am Steuer festgenommen. Seine Verhaftung ist
aktenkundig.“
    Carlos und Bonnie hämmerten wie wild auf der Tastatur ihrer
Laptops herum und suchten im Internet nach Informationen über Keith
Schroeder, Travis Boyette, die Verhaftung in Slone.
    Keith führ fort: „Genau genommen war er zur gleichen Zeit in
Slone in Haft wie Donte Drumm. Boyette stellte eine Kaution, wurde
entlassen und verließ die Stadt. Irgendwann kam er nach Kansas,
versuchte erneut, eine Frau zu vergewaltigen, wurde erwischt und zu
einer Haftstrafe verurteilt, die er fast abgesessen
hat.“
    Nervöse Blicke am Tisch. Alle holten tief Luft. „Warum redet
er ausgerechnet jetzt?“, fragte Robbie, während er sich zum Telefon
hinunterbeugte.
    „ Er ist todkrank.“ Reith sagte es ganz offen. Es gab keinen
Grund mehr, diskret zu sein. „Er hat einen Gehirntumor, ein
Glioblastom Grad IV, inoperabel. Die Ärzte haben erklärt, dass er
kein Jahr mehr zu leben hat. Er sagt, er will das Richtige tun. Als
er im Gefängnis saß, hat er den Fall Drumm aus den Augen verloren.
Er sagt, er sei davon ausgegangen, dass die Behörden in Texas
irgendwann merken würden, dass sie den Falschen hätten.“
    „ Der Mann sitzt neben Ihnen im Auto?“
    „ Ja.“
    „ Hört er, was ich sage?“
    Reith hatte die linke Hand am Steuer und hielt das
Mobiltelefon mit der rechten. „Nein.“
    „ Wann haben Sie ihn kennengelernt?“
    „ Am Montag.“
    „ Glauben Sie ihm? Wenn er wirklich ein Serienvergewaltiger und
Berufskrimineller ist, würde er eher lügen, als die Wahrheit zu
sagen. Woher wissen Sie, dass er einen Gehirntumor hat?“
    „ Ich habe es überprüft. Es stimmt.“ Keith warf einen Blick auf
Boyette, der immer noch aus dem Fenster starrte. „Ich glaube, es
stimmt alles.“
    „ Was will er?“
    „ Bis jetzt noch gar nichts.“
    „ Wo sind Sie jetzt?“
    „ Interstate 35, kurz vor der Grenze zu Texas. Robbie, wie
funktioniert so was? Gibt es eine Chance, die Hinrichtung
aufzuhalten?“
    „ Es gibt eine Chance“, sagte Robbie, während er Sammie Thomas
ansah.
    Sie zuckte die Achseln, nickte, sagte leise:
„Vielleicht.“
    Robbie rieb sich die Hände und sagte: „Keith, wir machen
Folgendes: Wir treffen uns mit Boyette und stellen ihm eine Menge
Fragen. Wenn das gut läuft, werden wir eine eidesstattliche
Erklärung aufsetzen, die er unterschreiben muss, und diese zusammen
mit einem Antrag bei Gericht einreichen. Wir haben noch Zeit, aber
nicht mehr viel.“
    Carlos reichte Sammie ein Foto von Boyette, das er auf der
Website der Gefängnisbehörde von Kansas gefunden und ausgedruckt
hatte. Sie zeigte auf sein Gesicht und flüsterte: „Sprechen Sie mit
ihm.“
    Robbie nickte. „Ich möchte mit Boyette sprechen. Können Sie
ihn mir geben?“
    Keith ließ das Handy sinken und sagte: „Travis, ich habe den
Anwalt in der Leitung. Er möchte mit Ihnen reden.“
    „ Ich aber nicht mit ihm“, erwiderte Boyette.
    „ Warum nicht? Wir fahren nach Texas, um mit dem Mann zu
sprechen, und jetzt habe ich ihn in der Leitung.“
    „ Nein. Ich werde reden, wenn wir dort sind.“
    Im Besprechungsraum war Boyettes Stimme deutlich zu verstehen.
Robbie und seine Mitarbeiter waren erleichtert, als sie
feststellten, dass Reith tatsächlich jemanden bei sich im Auto
hatte. Vielleicht war er doch kein Spinner, der sich in letzter
Minute noch einen Scherz mit ihnen erlaubte.
    Robbie versuchte es noch einmal. „Wenn wir jetzt mit ihm
reden, könnten wir schon mal mit der Arbeit an der eidesstattlichen
Erklärung anfangen. Das spart Zeit, und davon haben wir nicht
viel.“
    Reith gab Robbies Vorschlag an Boyette weiter - und fuhr
überrascht zusammen. Boyettes Oberkörper kippte plötzlich nach
vorn, und er griff mit beiden Händen nach seinem Kopf. Offenbar
versuchte er, einen Schrei zu unterdrücken, doch ihm entfuhr

Weitere Kostenlose Bücher