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Geständnisse eines graumelierten Herren

Geständnisse eines graumelierten Herren

Titel: Geständnisse eines graumelierten Herren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Hände bestätigte ihm: er hatte es verdient. Teegewärmt bestaunte er im Zu-Haus das Ergebnis der freiwilligen Fronwoche.
    Wenn ich Renate wäre, würde ich mich freuen!
    Die positive Betrachtungsweise verleitete ihn, mit Brett und Ziegelsteinen mögliche Formen für den offenen Kamin zu erproben. Bis ihn die Vernunft zurückpfiff. Ersatzweise stellte er sich Einrichtungen vor: Eckbank mit Schragentisch, eine bäuerliche Standuhr...
    Wär auch was für mich! Ein ländliches Stück in der Stadtwohnung.
    Am liebsten wäre er umgehend zum Hof des Händlers mit Bauernmöbeln gefahren, doch die in britischer Ordnung verbrachten Jahre zügelten ihn. Dies war der Tag des Herrn. Lukas las Esoterisches — die ideale Geselligkeit für Alleinstehende, wie er fand — und schlief darüber ein. Seine innere Körperuhr weckte ihn rechtzeitig.
    Der Verlauf der Teevisite lag durch die Gilliegauldies fest. Verwandte, die man kennt, sind auf Schlössern wie Türöffner. Man würde plaudern comme en famille.
    Schloß Traufels, eine imposante ehemalige Burg, an der im schmuckfrohen letzten Drittel des neunzehnten Jahrhundert verschiedene Stilrichtungen verschwenderisch nachempfunden worden waren, lag auf einem spitzen Hügel mit halsbrecherischer Auffahrt.
    „Uneinnehmbar!“ scherzte der Graf. „Sogar für Touristen.“ Die Dame des verbauten Hauses wirkte neben ihrem Lipi, wie sie den Standesgatten nannte, mollig. Vielleicht nicht nur neben ihm. Ihre Fülle schmälerte indes die Faszination nicht, die von ihr ausging. Ihre großen dunklen Augen glänzten verschmitzt, als denke sie immerzu an Erfreuliches oder habe gerade das Standardwerk des amerikanischen Psychologen Joseph Murphy gelesen, der mit seinem Kernsatz zur Heiterkeit auffordert: Du bist, was du denkst!
    Sie stellte dem einzigen Gast eine einzige Frage: „Tee oder Kaffee?“ und verzog sich während der Führung. In die Küche vermutlich. Eine Hilfskraft war weder zu sehen noch zu hören.
    Die beiden Namensträger — auch sie war eine Geborene, erfuhr Lukas bei den Ahnenbildern — hatten die Weitläufigkeit in einen bewohnten und einen belagerten Teil getrennt. Es handele sich um eingelagerte, reparaturbedürftige Möbel eines großen Antiquitäten- und Auktionshauses. Das Zubrot an Miete ging vor allem an den Dachdecker. Bei Flächen solchen Ausmaßes heißt die Wahrheit Dichtung.
    Der bewohnte Teil war durch Glasverschlüsse im Korridor und zum Treppenhaus behaglich warm. Die Einrichtung bestand aus sehr Gutem, gemischt mit Merkwürdigem, in vertretbarem Verhältnis. Überall gerahmte Fotografien, darunter Offiziere mit nicht zu übersehenden Hakenkreuzen. Familienkontinuität hat Vorrang. Überall Vasen, Figürchen, Döschen, Silbernes, Ledernes, Marmornes, verstreut Praktisches. Ein Toaströster, Taschenrechner, ein Uraltradio in wuchtigem Art-déco-Gehäuse, und an den Wänden immer wieder Öl, Öl, Öl in seiner edelsten Form.
    So ging es durch drei, vier Salons. Kleinere Teppiche begleiteten den Besucher ein Stück weit über das glänzende Parkett. In einem Saal klappte der Erbe auf Lukas’ fragenden Blick die Flügel eines heraldisch bemalten Schreins auseinander.
    „Unser Stammbaum!“
    Lukas überflog das Nobelangebot wie ein kaltes Buffet.
    Aha! Das Geschlecht kommt aus Böhmen. Alt-Zugereiste sozusagen. Und Lipi ist nicht die Koseform von Lipizzaner, sondern von Philip.
    Bei einem Namen stutzte er, sah statt der Buchstaben ein Mädchen, das ihn einmal zärtlich Purzel genannt hatte.
    „Reiffenstein? Ich kannte eine Reiffenstein. Marilou. Das ist allerdings zwanzig Jahre her.“
    „Marilou!“ Lipi strahlte. „Hast du gehört, Tini, Herr Dornberg kennt Marilou!“
    Sie befanden sich in der Bibliothek, wo der Tee bereitstand, auf einem runden Tisch, von zierlichen Louis-quinze-Sesselchen umstellt.
    „Marilou?“ Ein rätselnder Blick lud ihn ein, sich zu setzen. „Ich war auch mal auf dem Schloß bei Mama Eugenie.“
    Lipi und Tini wechseln Blicki! amüsierte sich Lukas nach dieser Eröffnung. „Vor zehn Jahren habe ich sie noch einmal besucht. Da hatten sie einen Waschsalon.“
    Jetzt dachte Tini nicht an Dr. Murphy. Ihr Blick war geschmerzt. „Eine Tragödie!“ Sie schenkte ein. „Es ist eine Tragödie. Schon Eugenie war ja nicht glücklich, aber Marilou...“
    „Geschieden?“
    „Wo denken Sie hin?“
    „Tot?“
    „Das ginge ja noch.“
    Lukas stellte das Raten ein. Er hob die Tasse. Seinem Schluck folgte die Pointe.
    „Sie lebt mit

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