Geständnisse eines graumelierten Herren
nutzen gemeinsam, was sie haben, ohne amtlichen Eintrag. Sein Buch hat er fertiggemacht, während die beiden beim Skilaufen im Engadin waren.
Auch schon wieder eine Weile her.
Die Fernsehbäuerin kommt nur noch selten. Sie hat ihre Daumen auf dem Michlhof, und die alte Dame dort soll selig mit ihr sein. Mit ihrer Hilfsbereitschaft.
Es löst sich ganz von allein. Wie Daniela gesagt hat. Das gilt auch für die Straße. Leere Staatskasse, — ein Segen für das Land...
Den ländlichen Nachrichtendienst füttert die Trinität, so weit es sie betrifft, selbst. Lukas’ Rolle als spleeniger Künstler, der in der Stadt nicht arbeiten kann, das Brauchtum liebt und gern baut — für Renates Kinder — , ist anerkannt. Da hat auch Alois viel geholfen und der Umstand, daß Lukas in der Stadt gemeldet bleibt. Zu Frau Schmidhuber hat Daniela gesagt, er zahle Miete. Soll ja Ordnung herrschen auf den Höfen. Und Geld ist moralisch.
Wär’ praktisch, wenn Georgia gelegentlich rauskäme. So ist es geschmackvoller. Morgen muß ich wieder reinfahren. Dieses Werbeangebot! Und ich wollte doch endlich nicht mehr so viel müssen. Außer dem sogenannten Liebesnachmittag, wo ich mich wie King Kong aufführe. Besser als Komplikationen...
Für den heiteren Eros ist Georgia unerläßlich. Gepflegt, vergnügt und ohne Szenen. Obwohl es sie getroffen hat, daß er nicht mitgekommen ist ins Engadin und mehr draußen lebt als in der Stadt.
Gut ausbalanciert! Sie weiß ja, daß sie mich im Grunde nicht versteht.
Im Messnerhof wird aus- und umgebaut. Detlef will Lukas überraschen, der Tüchtige. Wie er sich das vorstellt mit dem Riesenhof? Draußen zu sitzen bei seinem Beruf?
Da kommt noch was! Renate paßt doch gar nicht zu ihm. Verschleppte Gewohnheit. Unser Glück ist noch nicht ausgestanden...
Lukas weiß, daß Daniela ebenso denkt. Obwohl sie nie darüber sprechen. Überhaupt hat er sie im Verdacht, daß sie die Trinität astrologisch steuert. Oder sonst irgendwie. Sie ist sehr weit in den stillen Kräften.
Immer öfter kommt Detlef vom Umbau auf dem Messnerhof herüber und bleibt zum Essen. Dann sind sie zwei Paare mit einer bereinigten Überschneidung, und es ist jedesmal ausgesprochen harmonisch. Auch Detlef weiß um die Überraschung, die sie ihm nicht verraten, obwohl sie schon reichlich lang auf sich warten läßt. Sie scheint erfreulicher Natur zu sein. Lukas seinerseits hätte eine weniger erfreuliche für Detlef. Aber nachdem der nur glaubt, was er sieht, hält er den Mund.
Daniela hat er’s erzählt. Eines Nachmittags nach den Skiferien hat er mit Alois das neue Notstromaggregat geholt und der Luggi hat’s im alten Roßstall angeschlossen, den Umschalter in einem versteckten Kästchen. Selbsthilfe ist beim Elektrizitätswerk nicht beliebt. Der Staat gibt kollektivem Zusammenbruch den Vorrang vor Bürgern mit Einfällen. Nach der rituellen Frotzelei: Jetzt wärens’ ja wieder da, die Weiberleut’. Ob er jetzt wieder in die Stadt gehe, ober ob’s ihn nicht weglassen? hat sich der Luggi für die Arbeit bedankt, die Lukas ihm auf dem Messnerhof vermittelt hatte. Dann sind die Neuigkeiten mit ihm durchgegangen. Also der Messnerhof — außen hui, innen pfui! Er habe zwar nur Steckdosen angeschlossen und angeschraubt, dabei aber genug gesehen. Sämtliche elektrischen Leitungen gehörten noch einmal herausgerissen und neu verlegt. Aber jetzt sei ja schon alles verputzt und frisch gestrichen. Er jedenfalls würde da nicht reinziehen, nachdem der Nachbar mit ihm geredet hat. Siechtum, Selbstmord, Totgeburten, spurloses Verschwinden sei da sozusagen an der Tagesordnung. Sogar einen Mord hätt’s gegeben, der sei aber vertuscht worden. Daraufhin habe er den Hof ausgependelt, was eine Tante ihm beigebracht hat, schon lang her. Und er nahm das Ergebnis mit einer Bewegung seiner großen Hand vorweg. „Grauenhaft!“
Sie haben das Thema nicht weiter verfolgt, Luggi fuhr heim und Lukas hatte noch ein technisches Problem, das er mit Alois besprechen wollte. Ein altes Zimmerfahrrad aus Danielas Politikertagen, das im Stall stand, sowie die Möglichkeit eines Stromausfalls bei gleichzeitiger Ebbe im Tank des Notstromaggregats, hatten ihn als Überlebenskünstler fündig werden lassen.
Lukas pflegte seine fixe Idee, bewußt und unbeirrt. Sie hatte sich während des Gewitters im letzten Jahr bei ihm eingenistet. Es ging ihm darum, die Trinität, von Strom- und Wasserversorgung unabhängig, mit Vorräten versehen, durch längere
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