Gestatten, Bestatter! - Bei Uns Liegen Sie Richtig
Lage, Frau Büser fasst ihn in Worte: »Wir müssen die alle einfangen oder töten, sonst verstecken die sich überall und legen Eier, die werden wir nie wieder los.«
Sofort beginnt meine Belegschaft, auf den wenigen am Boden herumkrabbelnden Insekten herumzutrampeln, und ich wünschte, ich hätte eine Kamera dabeigehabt. Antonia entdeckt ein Heimchen in der Nähe ihres Ausschnitts und versucht es durch intensives Abrollen des Oberkörpers an der Wand zu zerdrücken, der sie immer noch umklammernde Toni wedelt dabei hin und her wie ein Lämmerschwanz.
Ermattet lässt sich Toni aufs Sofa fallen, er ist völlig außer Atem. Huber meint, man müsse alles ausräuchern oder noch besser alles abflammen. »Ich glaube, Sie spinnen!« lautet mein Kommentar, und Frau Büser ruft: »Gift! Da hilft nur Gift!«
»Jetzt mal langsam!«, bremse ich den zerstörerischen Enthusiasmus meiner Leute und erkläre: »Die machen doch nichts, die sind noch viel zu klein, um Eier zu legen und die zirpen auch noch nicht. Wir müssen jetzt Ruhe bewahren und alle einfangen. Die verstecken sich an dunklen Plätzen, wo sie es warm und feucht haben.«
Wie auf ein Kommando hin schauen alle zu Antonia, die sich inzwischen von der Wand abgerollt hat und mit einer Hand in ihrem Ausschnitt herumsortiert.
Auf einmal fabriziert Toni einen erstaunlichen Sprung vom Sofa hoch, so als habe er sich unmittelbar davor eine Hämorrhoide am Sofa eingeklemmt. Im Sprung greift er vom Tisch eine Zeitschrift, und mit dem Ruf: »Ich hab eins, ich hab eins!« klatscht er die Zeitschrift auf den blanken Boden. Stolz hebt er die Zeitschrift hoch, auf dem Boden liegt jedoch kein zermalmtes Heimchen, sondern irgendetwas Glitzerndes. Antonia fasst sich an die Nase. »Ach du meine Güte, das ist ja meiner!« Sie bückt sich, und der eben noch als vermeintliches Heimchen erschlagene magnetische Nasenstecker klebt schon wieder an ihrem zarten Nasenflügelchen.
Huber hat das nicht richtig mitbekommen, steht zunächst mit offenem Mund da, dann fragt er leise: »Hat die jetzt eins gegessen?«
»Also los!« kommandiert Frau Büser: »Antonia, du holst den Industriestaubsauger von unten, Toni holt den normalen Sauger, und dann rücken wir hier alles ab, so viel Zeug steht hier ja nicht herum. Alles wird abgesaugt, ausgesaugt und sauber gemacht!«
Sandy kaut Kaugummi und bemerkt so nebenbei: »Ihr denkt ja dran, in einer Dreiviertelstunde haben wir eine Trauerfeier …«
»Ach Gott, die Frau Grabenkampf!« entfährt es Frau Büser, und Huber macht sich mit einem Fahrer auf den Weg, um den Sarg aus dem Keller in die Trauerhalle unseres Hauses hochzufahren. Es wird keine große Trauerfeier werden, etwa zwanzig Personen, aber mit Orgelmusik und einer Diaschau. Der Witwer will die schönsten Urlaubsbilder projiziert haben.
»Okay«, sage ich, »Toni, Sandy und Antonia, ihr saugt und räumt, Sandy hat das Kommando. Frau Büser macht das Büro, und alle anderen kümmern sich um die Trauerhalle, wenn die ersten Leute kommen, muss alles wieder ordentlich aussehen.«
Es ist wenig Zeit, Trauergäste kommen immer etwas zu früh.
Alles rennt, alles räumt, die drei jungen Leute saugen. Alle Ritzen, alle dunklen Stellen, alle Ecken werden ausgesaugt, und da man auf dem dunklen Boden der Halle die Heimchen recht gut sieht, ist die Aktion auch von Erfolg gekrönt. Vor allem unter einem Sessel hatte sich eine ganze Kohorte der tückischen Zirpen zusammengerottet und verschwand in einem Rutsch im Rohr des Industriestaubsaugers.
»Ich glaub, wir haben alle«, verkündete Toni zwanzig Minuten später: »Das waren ja alles ganz kleine.«
»Na ja«, wendet Antonia etwas zögerlich ein: »Ein paar Große waren da doch dabei.«
»Egal«, kommandiert Sandy. »Alle Möbel wieder an ihren Platz, gleicht kommt schon der Pfarrer.«
Kaum ist alles halbwegs wieder aufgeräumt, kommen tatsächlich Pfarrer und Organist. In der Trauerhalle ist auch alles gerichtet, die Blumen und Kränze stehen schon seit früh um sieben Uhr. Allmählich treffen auch die Trauergäste ein. Herr Grabenkampf hat seine Dias dabei, und alles kann seinen Gang gehen.
Die Trauerfeier verläuft ohne weitere Zwischenfälle, und wir sind heilfroh, als Herr Grabenkampf anschließend zu uns kommt und sich für alles bedankt. »So eine schöne Atmosphäre, so schöne Musik. Es hat uns allen gut gefallen, und das war ein würdiger Abschied von meiner Frau. Es war so eindrucksvoll, die Orgelmusik, dazu die Bilder vom Wald, man
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