Gestatten, Bestatter! - Bei Uns Liegen Sie Richtig
eigentlich ein besonders verbreiteter Name unter Motorradfahrern, oder bringe nur ich reihenweise Biker-Pepis unter die Erde?) von einem Autofahrer geschnitten worden und seine »Mühle« quasi über ihn drübergewalzt sei.
»Kohle hammer genuch«, sagt Heuler und legt zum Beweis ein ganzes Bündel auf den Tisch. »Wir hamm zusammengelecht!«
Bobo nickt zustimmend und zupft an seinem Piratentuch.
»Ne dicke Kiste« wollen sie, und die Beerdigung muss am Mittwoch sein, das hätte man so mit den anderen Clubs abgesprochen, die alle mit einer Abordnung kommen wollen. Wie viele Leute denn da kämen, will ich wissen.
»So an die dreihundert etwa und alle mit Mühlen«, sagt Heuler, und was macht Bobo? Genau! Der nickt und nestelt am Kopfschmuck.
Sie wollen den »Kennedy«, eine Klapptruhe aus Holz nach amerikanischem Muster. Blumenschmuck ohne Ende, und vorne am Sarg soll ein Emblem mit »Harley Davidson« angenagelt werden.
Die Trauerfeier soll in ihrem Clubhaus stattfinden. Das ist einerseits draußen vor den Toren der Stadt in einer ehemaligen Fabrik, und andererseits stellt uns das vor ein Problem. Trauerfeiern mit Sarg sind in Deutschland nur in der Friedhofskapelle oder in extra dafür zugelassenen Räumen, beispielsweise unserer Hauskapelle, erlaubt.
»Wir woll’n aber die Mühle vom Pepi aufbauen, seinen Sarch davor un dann alle einen auffen Pepi heben.«
Ich überlege hin und her und komme dann zu dem Ergebnis, dass ich bei dreihundert Leuten unmöglich unsere eigene Kapelle vorschlagen kann, die ist mit knapp zweihundert Sitzplätzen zu klein, selbst die Trauerhalle auf dem Friedhof, den die wollen, ist zu klein.
Da kommt mir die rettende Idee.
»Wir machen das so: Sie machen die Trauerfeier in Ihrem Clubhaus, mit Drehbühne und kaputtem Motorrad, genau so, wie Sie das geplant haben. Vor das Moped stellen wir ein großes Foto vom Pepi, und meinetwegen können Sie dort auch auf Ihren Kameraden anstoßen. Wir kommen mit dem Sarg da hin, machen am Bestattungswagen die Gardinen auf, damit der Sarg mit den Blumen sichtbar ist, und dann fahren wir im Konvoi vom Clubhaus zum Friedhof.«
»Jau«, sagt Heuler. Und Bobo? Genau, Bobo nickt und zupft. Nicht mal gegen das Wort Moped haben die etwas einzuwenden.
»Born to be wild« wollen sie auf dem Friedhof gespielt haben, wenn der Sarg abgelassen wird.
»Alter, das geht alles klar, oder?«
Ja, Heuler, das geht klar!
Die zwei gehen wieder, nachdem Bobo alles unterschrieben hat, der ist nämlich für den Schreibkram zuständig.
Wir müssen jetzt wirken, und zwar heftig! Der Verstorbene muss zweihundert Kilometer weit entfernt abgeholt werden. Und der Bestattungswagen muss umgebaut werden, denn anders als die Leute glauben, haben die keine Gardinen, sondern fest bespannte Tafeln, die zwar herausnehmbar sind, aber dennoch ist das ein Akt. Außerdem muss ich erst einmal mit dem Ordnungsamt und der Polizei telefonieren, wie das mit dem Konvoi aussieht, das dürfte aber klargehen, wahrscheinlich bekommen wir einen Streifenwagen zur Begleitung. Dann einen Pfarrer finden, der die Feier im Clubhaus macht, auch das wird gehen, denke ich, ich habe da schon einen im Auge, der lange in Amerika war. Das größte Problem wird wieder das Friedhofsamt sein. Ich muss einen Termin bekommen, der absolut frei ist, das heißt, dass vor- und hinterher keine anderen Beerdigungen sind.
Ich muss mit dem Landwirt sprechen, dem das Brachgelände am Friedhof gehört, ob die da mit ihren Motorrädern parken dürfen. Unsere Musikanlage muss gecheckt werden, damit wir »Born to be wild« spielen können.
Mal sehen, ob ich ein Grab finde, das nicht in dritter Reihe am engsten Weg liegt, damit auch alle bei der Grablegung etwas sehen.
Ich sehe schon, ich werde Bakschisch brauchen und viel telefonieren müssen.
Der Boden hat regelrecht vibriert, als die Motorräder sich dem Friedhof nähern.
Ein Landwirt hat einen Acker in der Nähe mit Stroh bestreut, und dort können die Mitglieder der diversen Motorradclubs ihre Maschinen abstellen. Schön weit voneinander getrennt die Anhänger der »3-Zimmer-Küche-Bad«-Goldwings und die Harley-Fahrer.
Insgesamt hat man eher den Eindruck, die Leute kommen zu einem Biker-Treffen als zu einer Beerdigung. Aber warum sollte das bei denen anders sein als bei normalen Familien auch, wo die Trauer des Anlasses oft durch die Wiedersehensfreude unter entfernt wohnenden Verwandten überdeckt wird.
Zur vorgesehenen Stunde gibt Sandy, die die
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