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Gestatten, Bestatter! - Bei Uns Liegen Sie Richtig

Gestatten, Bestatter! - Bei Uns Liegen Sie Richtig

Titel: Gestatten, Bestatter! - Bei Uns Liegen Sie Richtig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wilhelm
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reichen. Man kann nur einen guten Meter weit in den Flur vordringen, dann muss man nach rechts in die Küche abbiegen. Der Flur ist regelrecht mit Zeitungsstapeln zugemauert.
    Die Küche ist ein Alptraum! Plastikflaschen, Glasflaschen, Hunderte … Überall Plastiktüten mit Müll, jede Menge Geschirr und Töpfe mit vergammelnden Essensresten, und überall krabbelt es. Man weiß nicht, wo man seine Füße hinsetzen soll. Manni kramt zwei Paar Überzieher für die Schuhe aus der Jackentasche, wir ziehen sie über. Außerdem ziehen wir Gummihandschuhe an. Von der Decke baumelt an einem Draht eine Glühbirne, der Rollladen ist heruntergelassen.
    »Was da so knistert, das ist das Ungeziefer«, sagt der Verwalter, der einfach mitgelaufen ist, und sprüht weiter. Links geht es in ein weiteres Zimmer, und ich höre von dort die Stimmen meiner Männer, also müssen wir da entlang. Der Gestank ist unbeschreiblich, moderig, faulig, angebrannt, man kann kaum atmen.
    Im Nebenzimmer stehen bis unter die Decke gestapelt auf der einen Seite Bananenkartons und auf der anderen Seite alle Arten von elektrischen Haushaltsgeräten, vom Bügeleisen bis zum Toaster, das wenigste davon gebrauchsfähig, wie man auf den ersten Blick sieht. Zwischen dem Gerümpel bleibt ein Gang von kaum 20 Zentimeter Breite, und man muss sich schon quer hindurchschieben, um in den nächsten Raum zu gelangen. Besonders dick kann der Verstorbene nicht gewesen sein.
    Das nächste Zimmer erreicht man wieder über den Flur. Wir befinden uns also hinter der vorher beschriebenen Wand aus deckenhoch gestapelten Zeitschriften. Auf dieser Seite sind Bretter eingezogen und darauf zahlreiche Plastiktüten bis unter die Zimmerdecke gestopft. Man muss den Kopf einziehen, sich quer weiterschieben und wie in einem Labyrinth mehrfach um irgendwelche Türme aus Kartons, Kästen oder Zeitschriften herumlaufen. Da kommt man wirklich mit keiner normalen Trage durch. In diesem Zimmer, es liegt am Ende des Gangs, sind meine beiden Fahrer, und dort liegt auch der Verstorbene. Es ist nicht sonderlich viel von ihm zu erkennen. Man kann nicht einmal richtig bestimmen, ob das da auf seinem Kopf eine Mütze ist oder ob es seine Haare sind. Ein kleiner Mann, der auf einem Schlafsack am Boden liegt, die Augen totenstarr geöffnet, um ihn herum einige Paare Gummihandschuhe, auf seiner Brust einige aufgeklebte Einwegelektroden, die üblichen Anzeichen dafür, dass ein Notarzt da war. Es riecht, als läge er schon wochenlang in der Wohnung, aber er ist tatsächlich erst gestern verstorben. Ein paar goldmessingfarben glänzende Käfer huschen über den in Fäden liegenden Teppich.
    Meine Männer arbeiten mit Stirnlampen, wie Bergleute, das Licht im Zimmer kommt von einer 25-Watt-Birne, wird aber durch von der Decke baumelnde Gegenstände abgeschirmt. An das Fenster kommt man gar nicht heran. Unsere Aufgabe ist es, den Mann da herauszuholen – aber wie? Es würde mindestens zwei Tage dauern, bis eine Entrümpelungsfirma wenigstens so viel von dem angesammelten Zeug weggeräumt hätte, dass wir halbwegs geradeaus mit der Trage herein- und mit dem Verstorbenen darauf wieder hinauskönnen.
    Manni meint: »Was ist denn mit dem Fenster?«
    »Auch viel Arbeit, bis wir da einen Weg freigeschaufelt haben«, sagt einer der beiden anderen Fahrer.
    Von irgendwo vorne am Eingang dringen Stimmen zu uns durch. Sie werden lauter, irgendwer kommt, und dann hören wir: »Endlich kommt der weg, das wird aber auch Zeit, die sollen sich mal beeilen, so ein Gestank, mein Gott, was für eine Sauerei, da kommt ja kein Mensch durch!« Es ist eine Frauenstimme, aber wir bekommen die Frau nicht zu sehen – anscheinend schiebt der Verwalter sie wieder hinaus, denn die Stimme entfernt sich wieder.
    Ich muss eine Entscheidung treffen, der Mann muss aus der Wohnung. Und das Ganze muss schnell gehen, denn es ist niemandem von uns zuzumuten, noch viel länger in diesem Gestank und Gekrabbel zu bleiben.
    »Sacktrage!«, lautet mein Kommando. »Wo wir reinkommen, können wir ihn auch rausbekommen.«
    Die Männer nicken, und Manni holt die Sacktrage. Grauer, abwaschbarer, plastifizierter Stoff, ein langer Reißverschluss, mehrere Gurte zum Zuschnallen und ringsherum Griffschlaufen zum Tragen. Da hinein betten wir den Verstorbenen, Manni legt einen Rachenverschluss. Das ist ein Spray, das tief in den Hals gesprüht wird und sich dort ausdehnt. Wir werden den Mann möglicherweise im Transportsack auch kopfüber stellen

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