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Gestern fängt das Leben an

Gestern fängt das Leben an

Titel: Gestern fängt das Leben an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Winn Scotch
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stößt sie aus und streicht mit einem dicken Filzstift einen Punkt auf der Liste durch, die auf ihrem Tischkalender steht.
    Solche Listen habe ich auch mal geführt,
denke ich.
Einkaufslisten. Erledigungslisten. Katie-Listen. Mutter-des-Jahres-Listen
.
    Als ich vor ein paar Stunden zum wiederholten Male den Stapel Plastikkinder durchgegangen war, poppte eine E-Mail auf meinem Bildschirm auf. Jack bestätigte unser Rendezvous zum Abendessen. Und in dem Moment fiel mir ein, dass ich das perfekte Kindermodel für die Coke-Kampagne hatte: Allie. Also rief ich Leigh an. Sie war zwar nicht allzu begeistert von der Vorstellung, ihre Tochter ausgerechnet an einen der größten Junk-Food-Produzentendes Landes zu verhökern. Doch sie führte dieses Gespräch, während sie ihre Tochter von der Schule abholte und so von der sechsjährigen Allie spielend in die Ecke gedrängt wurde.
    «Ich will in die Zeitung!!!», hörte ich die Kleine vom Rücksitz in den Hörer kreischen.
    Leigh seufzte und bestand einzig und allein noch darauf, die Fotoaufnahmen auf den Nachmittag zu verlegen, damit Allie in der Schule nichts verpasste.
    Ich mailte Bart einen Schnappschuss von Allie. Sie war auf ihrer Geburtstagsparty zu sehen, im Glockenrock und mit olivgrün gemustertem T-Shirt , und schon war die Sache geritzt.
    «Gut! Du wirkst wahre Wunder», sagt Josie anerkennend, nachdem ich ihr davon berichtete.
    «Denkste! Du kennst schließlich nur die Hälfte der Wahrheit», sage ich mehrdeutig und stehe auf. Unweigerlich muss ich daran denken, wie unfassbar es immer noch ist, dass ich nach sieben Jahren wieder hier gelandet bin.
    Manches ist eben doch einfacher, wenn man es zum zweiten Mal macht.
    ***
    «Unser Laden», wie Jack immer sagt, ist eine überfüllte Falafel-Bude auf der 114.   Straße, Ecke Broadway. Auf den Linoleumtischen liegen billige Papiersets, und wenn man aufsteht, schrappen die Aluminiumstühle schrill über den Holzfußboden. Aus den Lautsprechern, die in zwei Ecken unter der Decke hängen, erklingt Sitar-Musik. Die Luft ist erfüllt von den typischen Gerüchen nach Hummus undFrittieröl, und jedes Mal, wenn ich durch die quietschende Glastür hereinkomme, muss ich an unser erstes Date denken.
    An jenem Abend habe ich mich Hals über Kopf in Jack verliebt. Ich dachte, er würde mein Retter sein und tatsächlich einmal der romantische Schriftsteller werden, den ich an jenem ersten Abend in ihm sah. Die Art, wie er über seine zahlreichen Pläne redete, und die Tatsache, dass er eigentlich nicht wusste, was er vom Leben überhaupt wollte, hätten mich zwar aufhorchen lassen sollen. Doch nein,
welch eine Lebensfreude! ,
hatte ich damals begeistert gedacht. Auch die Art, wie er den Anruf seiner Mutter entgegennahm, als er mich nach Hause begleitete   …
Was für ein liebender Sohn!,
dachte ich gerührt. Und dann nahm ich ihn mit zu mir, und wir fielen übereinander her, wie man es nun mal tut, wenn man sich zu jemandem hingezogen fühlt. Die Neugierde auf den anderen wurde nur noch von der grenzenlosen Leidenschaft in den Schatten gestellt, die wir beide verspürten. Und von da an stellte ich keine Fragen mehr.
    Jedenfalls nicht bis zu dem Moment, als wir sowieso schon keine Antworten mehr finden konnten.
    Heute ist Jack vor mir da, und ich entdecke ihn an einem der winzigen Tische in der hintersten Ecke des Ladens. Obwohl seit meiner Rückkehr inzwischen Monate vergangen sind, irritiert mich sein Anblick jedes Mal aufs Neue.
    Suchend hebt er den Blick und lässt kurz von den Nachos ab, die in einer Schale vor ihm stehen. Als er mich sieht, beginnt er zu strahlen, wobei sich seine Augen in unendlich viele Fältchen legen.
    «O Gott, ich bin ja so stolz auf dich!», sagt er, legt mirdie Hände auf die Schultern und betrachtet mich, wie ein Großvater seine Enkeltochter, die einen unerwarteten Wachstumsschub hingelegt hat. «Ich meine, ernsthaft, Jill. Das ist doch toll!»
    Ich winke verlegen ab, setze mich zu ihm an den Tisch und greife nach der Speisekarte, obwohl ich hier jedes Mal dasselbe bestelle: einen Hähnchen-Gyros-Teller. Und genau das sage ich auch dem Kellner mit dem Ziegenbärtchen, der aussieht, als würde er an der Uni Literatur studieren, als er zu uns an den Tisch kommt, um die Bestellungen aufzunehmen.
    Während wir essen, steckt Jack auf einmal die Hand in seine Umhängetasche, die er über die Stuhllehne gelegt hat, und zieht zwei Umschläge heraus.
    «Für dich», sagt er und schiebt einen davon über

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