Gestohlene Liebe - Naughton, E: Gestohlene Liebe
klar. Ihr Blick senkte sich auf sein unberührtes Glas auf dem Tisch vor ihr, während sich die Puzzleteile der Geschichte ineinanderfügten. »Sie hat ihren Tod vorgetäuscht.«
»Ja. Sie hatte Angst, dass sie ihre Familie verfolgen würden, wenn sie einfach nur untertauchte. Es musste aussehen, als sei sie tot.«
»Wo ist ihre Familie jetzt?«
»Sie hat keine mehr. Ihre Mutter ist vor zwei Jahren gestorben. Herzinfarkt.«
»Warum wusstest du davon nichts?«
»Sie hat sich mir nicht anvertraut. Zwischen uns sind damals noch andere Dinge vorgefallen.«
»Ich verstehe«, sagte Maria wieder. Doch ihre Stirn kräuselte sich, als sie über das nachdachte, was er gesagt hatte. »Warum ist sie jetzt zurückgekommen?«
»Weil ich den Anhänger verkauft habe und sie Angst hatte, dass er in die falschen Hände gerät.«
»Aber du hast ihn nicht verkauft.«
»Nein«, sagte er und fing auf einmal an, ein Gemälde an der hinteren Wand zu studieren. »Das habe ich nicht. Sie hat auf der Auktion den falschen Halsschmuck mitgehen lassen.«
»Eine Frau, die bei einer Auktion bei Worthington einbrechen und trotz aller Sicherheitsleute ein bedeutendes Kunstwerk vor ihrer Nase entwenden kann, kommt mir nicht gerade hilflos vor. Du hattest den Anhänger seit Jahren, und dein Sicherheitssystem ist nicht halb so streng wie das von Worthington. Sie hätte jederzeit in deine Galerie einbrechen können, um ihn sich zu holen. Warum jetzt?«
Er zuckte mit den Schultern, während er das Gemälde an der Wand gerade rückte. »Keine Ahnung. Vielleicht war sie es müde, sich zu verstecken. Vielleicht wollte sie ihr Leben zurück.«
Maria runzelte die Stirn. »Das kaufe ich ihr nicht ab. Wenn dieses Beweisstück sie von allen Taten hätte reinwaschen können, hätte sie jederzeit aus ihrem Versteck herauskommen können. Hier geht es noch um etwas anderes, Peter. Sie schützt jemanden.«
Seine Hand erstarrte, und langsam drehte er sich um und blickte ihr ins Gesicht. Fragen huschten über seine klassischen Gesichtszüge – und etwas, das so ähnlich wie ein plötzliches Erkennen aussah.
»Was?«, fragte Maria, verdutzt über seine Reaktion.
»Nichts. Nur … « Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Er schien über etwas nachzudenken. Er sah zu der Treppe hinüber, dann erneut auf das Bild. Doch als er sie wieder ansah, war die Verwirrung gewichen, und in seinen Augen lag eine Klarheit, die vorher nicht dagewesen war.
»Die Einzelheiten sind im Moment eigentlich nicht wichtig, Maria. Die Quintessenz ist, dass sie ohne diesen Beweis die Hauptverdächtige eines Verbrechens ist, dessen Zeugin sie war. Deshalb brauchen wir ihn zurück.«
Maria stieß einen Seufzer aus und erhob sich, um wieder mit ihrem Glas zur Anrichte zu gehen. »Dann fürchte ich, dass wir ein Problem bekommen könnten.«
»Wieso?«
»Weil«, sagte sie, während sie ihr Glas abstellte, »ich vorhin nicht ganz ehrlich zu euch war, was den Zustand meines Lagers betrifft.«
Er kniff die Augen zusammen, war völlig klar und konzentriert.
»Ich bin ganz Ohr.«
»Heute früh ist jemand dort eingebrochen. Der Tresorraum wurde geknackt. Einige der Stücke, die ich auf deiner Auktion erworben habe, fehlen.«
»Und der Anhänger?«
»Ich weiß es nicht. Es ist nicht ausgeschlossen, dass er schon auf dem Weg nach Athen ist. Es ist aber ebenso möglich, dass er sich noch im Tresor befindet. Wir überblicken das Chaos, das dort hinterlassen wurde, noch nicht ganz.«
»Und es ist möglich, dass er gestohlen wurde«, führte er den Satz für sie zu Ende.
Sie schürzte die Lippen. »Ja. Es war ein professioneller Schlag. Das FBI hat den ganzen Tag nach Beweisen gesucht. INTERPOL hat auf der Website bereits eine Liste der bekannten fehlenden Stücke aus dem Diebstahl veröffentlicht.«
»Du hast keine Ahnung, wer dafür verantwortlich sein könnte?«
»Nein.« Sie neigte den Kopf. »Aber irgendetwas sagt mir, dass du eine hast.«
Er fuhr sich mit der Hand über den Mund und war so lange still, dass sie nicht sicher war, ob er noch antworten würde. Dann ließ er die Hand sinken, und die Dringlichkeit, die sie in seinen Augen sah, bestätigte ihre Annahme.
»Ich will morgen hingehen und mich dort umsehen.«
»Ich kann das wahrscheinlich arrangieren, obwohl es vermutlich nicht gern gesehen werden wird.«
»Als wenn ich so etwas zum ersten Mal machen würde.«
Sie lächelte ein wenig, froh, dass etwas von dem unbeschwerten Humor in seine Stimme zurückgekehrt war,
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