Gestohlene Liebe - Naughton, E: Gestohlene Liebe
in die Finger zu bekommen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er schon lange weg war, war noch größer.
Was bedeutete, dass Kat tief in der Tinte steckte.
Wie Pete es auch betrachtete, Kat würde den Kopf hinhalten müssen für das, was vor all diesen Jahren in Kairo geschehen war. Wenn sie sich an das FBI wandte ohne Beweise, dass in der Nacht, in der Ramirez ermordet worden war, noch jemand außer ihr in dem Grab gewesen war, standen die Chancen gut, dass sie eingelocht wurde. Vielleicht sogar nach Ägypten abgeschoben.
Ein stechender Schmerz schien ihm schon bei dem Gedanken daran die Luft abzuschnüren. Würde Slade für sie einstehen? Und falls ja, wäre sein Einfluss groß genug?
Pete bezweifelte es. Erstens gab es keine Beweise, so oder so. Und zweitens bezweifelte Pete stark, dass Slade sich für sie in die Schusslinie begeben würde, egal, wie viel er noch für sie empfand.
Und daher gab es nur noch eine Option: Sie musste sich weiterhin verstecken. Aber, verdammte Scheiße, nach allem, was in den letzten Tagen passiert war, war das eigentlich auch keine Option mehr. Wie lange würde es wohl dauern, bis Minyawi oder für wen er auch immer arbeitete, sie aufgespürt hatte? Sie wussten jetzt, dass sie lebte. Sie wussten, dass sie sie ans Messer liefern konnte. Sie konnten sie nicht am Leben lassen.
Pete fuhr mit der Hand über die schimmernde Oberfläche des Holzes und dachte darüber nach, wie sein Leben im Vergleich zu ihrem aussah. Darüber, wie glatt immer alles gegangen war. Eigentlich war er wie das Luxusboot seines Kumpels Rafe gewesen, das vor sich hingesegelt war, hier und da ein paar Wellen, aber nie ein größerer Sturm, der ihn geschüttelt oder zum Kentern gebracht hätte. Es war hart gewesen, seine Eltern zu verlieren, aber damals war er noch ein Kind gewesen, und er hatte sich schnell damit abgefunden. Seine Großeltern zu beerdigen, hatte wehgetan, aber zu der Zeit war er schon auf dem College gewesen und hatte sein eigenes Leben unabhängig von ihnen geführt. Und auch wenn es selbstsüchtig klang, wusste er, dass der Tod der Vorbilder in seinem Leben ihm geholfen hatte, Odyssey aufzubauen. Er hatte sein Erbe komplett in die Galerie gesteckt, hatte immer so vor sich hin gewurstelt, ohne zurückzublicken. Ihm war immer alles in den Schoß gefallen. Bis zu dem Moment, als er Kat begegnet war – und sie verloren hatte.
Da hatte sich sein Leben für immer verändert.
Nun gab er schon seit fast drei Tagen ihr die Schuld dafür. Mit dem Argument, dass er so viel weiter sein könnte, wenn er nicht den Pfad der Tugend eingeschlagen hätte, als er dachte, sie sei gestorben. Seitdem war sein Leben ohne Frage schwerer geworden.
Emotional, weil er versuchte, wieder in die Spur zu kommen, geistig, weil er sich Methoden ausdenken musste, wie er Odyssey auf legale Weise profitabel machte, körperlich, weil er bis zum Umfallen schuftete, damit er nicht mehr die Energie aufbrachte, an sie zu denken oder von ihr zu träumen oder sich zu wünschen, dass alles anders gekommen wäre.
Er erinnerte sich, was es für ein Gefühl gewesen war, zu erfahren, dass sie lebte: wie vor den Kopf geschlagen und zutiefst verletzt. Weil alles, was er für sie getan hatte, für die Katz gewesen war.
Dann dachte er daran, was Maria gesagt hatte: Wenn dieses Beweisstück sie von allen Taten hätte reinwaschen können, hätte sie jederzeit aus ihrem Versteck kommen können. Hier geht es noch um etwas anderes, Peter. Sie schützt jemanden.
Gefolgt von Kats Stimme in jenem Park in Philadelphia, kurz bevor sie gegangen war: Wenn ich dich belogen habe, gab es dafür einen guten Grund. Vielleicht wirst du es eines Tages verstehen.
Er schloss die Augen, atmete tief ein und wusste, wenn er die Chance hätte, würde er alles noch einmal ganz genau so machen. Egal, wie sich alles entwickelt hatte, sie war diejenige gewesen, die sein Leben zum Besseren verändert hatte.
Sein Herz raste, als er sich vorbeugte, die kleine Schreibtischlampe anknipste und dann nach dem Telefon griff. Ein rascher Blick auf die Uhr an der Wand sagte ihm, dass es schon fast Mitternacht war, aber es kümmerte ihn nicht. Er zahlte seinem Anwalt in Miami einen irrsinnigen, geradezu unverschämten Vorschuss für Momente wie diesen. Der Kerl konnte seinen Hintern ruhig aus dem Bett bewegen.
Zwanzig Minuten später drückte er die Schlusstaste des schnurlosen Telefons, und mit dem Gewicht seiner Entscheidung auf den Schultern und ohne einen Gedanken daran zu
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