Gestohlene Liebe - Naughton, E: Gestohlene Liebe
verschwenden, es nicht zu tun, wählte er die Nummer, die sein Anwalt widerwillig für ihn ausgegraben hatte.
Er wurde von Pontius zu Pilatus weiterverbunden, und schließlich wurde ihm gesagt, man werde ihn zurückrufen. Er legte wieder auf, lehnte sich zurück und wartete.
Minuten verstrichen, ehe das verdammte Ding klingelte. Beim zweiten schrillen Ton nahm er ab. »Das ging schnell, selbst für Sie.«
»Wo ist Kat?« Die Stimme von Martin Slade hatte denselben überheblichen Klang, den er von seinem einzigen Zusammentreffen mit dem Kerl in Kairo in Erinnerung hatte. Und so sicher wie das Amen in der Kirche trug das im Moment nicht gerade dazu bei, ihn in sein Herz zu schließen.
»Es geht ihr gut«, sagte Pete, um einen gleichmäßigen und ruhigen Tonfall bemüht. »Sie schläft. Ich muss Ihnen nicht sagen, dass sie in den letzten paar Tagen ordentlich durch die Mangel gedreht worden ist. Unter anderem Ihretwegen.«
»Ich hatte keine Ahnung, dass Halloway mit Bertrand in Verbindung steht und dass er die Information über Kats Aufenthaltsort weitergeben würde. Ich bin sicher, Kat glaubt nicht –«
»Im Moment weiß sie überhaupt nicht, was sie glauben soll«, fuhr Pete ihn an. »Egal, wie man es betrachtet: Die Regierung hat sie jetzt schon zweimal angeschmiert. Warum zum Henker sollte sie Ihnen trauen?«
»Weil sie nicht viele andere Möglichkeiten hat. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Minyawi euch beide findet. Keiner von euch hat eine Ahnung, womit ihr es hier zu tun habt. Das hier reicht weiter, als sie es sich vorstellen kann.«
»Das weiß sie bereits.«
»Wie –«
»Ich habe auch meine Verbindungen, Slade. Und das Wie ist dabei nicht wichtig. Wichtig ist, Kat in Sicherheit zu bringen. Ich bin bereit, alles zu tun, was nötig ist, damit ihr nichts geschieht und dass es für sie endlich ein Ende hat, denn ich weiß, ich habe von Anfang an mein Teil dazu beigetragen. Aber was ist mit Ihnen? Sie hat sechs Jahre weggeworfen, weil Sie sie überzeugt haben, dass das der einzige Weg sei. Und jetzt ist sie wieder am Anfang. Nur dass es diesmal keinen einfachen Ausweg gibt. Wie werden Sie für sie wieder alles ins Lot bringen?«
Stille.
Pete knirschte mit den Zähnen, und obwohl er wusste, dass es sinnlos war, gelang es ihm nicht, die Verachtung aus seiner Stimme ganz herauszuhalten. »Sie schulden ihr etwas, Sie verfluchtes Arschloch!«
Immer noch Schweigen, dann endlich, als Pete sicher war, dass Slade nicht antworten würde, sagte der: »Sie muss sich stellen. Ich werde alles tun, was ich kann, damit sie fair behandelt wird. Wenn sie kooperiert, sorge ich dafür, dass sie nicht nach Ägypten abgeschoben wird. Aber sie wird Fragen beantworten müssen – nicht einmal ich kann sie davor bewahren.«
»Und was ist mit Ihnen?«, fragte Pete. »Werden Sie Ihre Kür laufen, als sei nichts geschehen?«
»Nein.« Es war das erste Mal, dass Pete Reue in Slades Stimme hörte. »Nein. Wenn sie sich stellt, werde ich zugeben müssen, was ich getan habe, um ihr zu helfen. Gott, es wird alles wahrscheinlich noch schlimmer machen, aber ich werde alles tun, was ich kann, um ihr die Sache zu erleichtern. Das schwöre ich Ihnen.«
In diesem Augenblick wurde Pete klar, dass Slade die Wahrheit sagte. Er sorgte sich auf seine Art um Kat. Oder fühlte sich schuldig oder vielleicht auch ein wenig verantwortlich. Und just in diesem Moment begriff Pete auch, dass der Kerl nichts von dem Beweisstück wusste, das Kat in dem Schmuckanhänger deponiert hatte. Wenn er das gewusst hätte, hätte er sie schon vor Jahren dazu überredet, aus der Versenkung aufzutauchen.
Und er spürte, dass Slade Minyawis Verbindung zu Busir nicht ganz durchschaute. Und nichts von Ramirez’ Verwicklung mit der ELA wusste. Und das waren zwei Trümpfe im Ärmel, die Pete, so gut es ging, ausspielen wollte.
Pete stützte sich mit dem Ellenbogen auf den Schreibtisch und wusste, dass das für ihn sozusagen der Auslöser für den Schleudersitz war. Wenn es erst einmal draußen war, würde es kein Zurück mehr geben. »Sie wird sich stellen. Aber unter einer Bedingung.«
»Versuchen Sie etwa, mit mir zu verhandeln, Mr Kauffman? Sie haben nicht gerade eine gute Ausgangspo–«
»Sie können Ihren Arsch verwetten, dass ich verhandeln werde. Und wenn Sie schlau sind, dann nehmen Sie, was ich Ihnen gebe, denn es ist verflucht noch mal das beste Angebot, das Sie bekommen werden. Kat wird sich unter einer Bedingung stellen«, wiederholte er.
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