Gestohlene Liebe - Naughton, E: Gestohlene Liebe
Blick zog er die Halbautomatik aus dem Halfter in seinem Kreuz und schraubte den Schalldämpfer darauf. Seine Schritte hallten über den Fliesenboden, gefolgt vom dumpfen Schluchzen des Nachtportiers, der, die Hände hinter dem Rücken an die Füße gefesselt, auf dem Bauch im Hinterzimmer lag.
Minyawi warf noch einen letzten Blick auf das GPS , ehe er das Gerät einpackte. Er würde sie nicht entkommen lassen. Diesmal nicht.
Ein gedämpfter Schuss ertönte aus dem Nebenraum. Dann … Stille.
Er hatte noch eine Rechnung offen.
Schon beim Militär, als er fast noch ein Junge gewesen war, hatte er gelernt, alle Eventualitäten zu berücksichtigen. Sich auf das Unerwartete vorzubereiten, seinen Feind niemals zu unterschätzen. Er hatte Katherine Meyer übersehen, als er ihr das erste Mal begegnet war.
Das würde ihm nicht noch einmal passieren.
Er kannte jetzt ihre Schwäche. Eine Schwäche, die er nicht mehr hatte. Sie hatte keine Familie mehr, keine Freunde. Nichts. Aber sie war loyal.
Und diese Loyalität würde ihn, glücklicherweise, geradewegs zu ihr führen.
7
Gegenwart
Nord-Pennsylvania
Kat löste sich von dem Türrahmen, an den sie sich gelehnt hatte. Okay, Pete war seit dreißig Minuten weg. Jetzt reichte es. Sie würde nun losgehen und ihn suchen.
In einem Wandschrank neben der Küche fand sie mehrere Anoraks, Handschuhe und eine Taschenlampe. Gerade als sie vor der äußeren Garagentür stand, öffnete sie sich.
Zitternd und über und über mit Schnee bedeckt, kam Pete hereingestolpert. Eiskristalle hingen an seinem Kinn, auf dem sich ein leichter Bartschatten abzeichnete. Als sie seine beinah weiße Haut auf sich wirken ließ, kam ihr unwillkürlich der Gedanke, dass er aussah wie ein gut gekleidetes Eis am Stiel.
Erleichterung und Ärger rangen in ihr um die Wette, als sie nach seinem Arm griff und ihm hineinhalf. »Schlauer Schachzug, Indiana.«
»K… k… kalt da draußen«, schnatterte er, während er sich den Schnee von den Füßen stampfte.
»Was du nicht sagst. Das nennt man einen Blizzard. Was hast du dir bloß dabei gedacht? Du hättest draufgehen können.«
»Hab ein … H… haus gesucht.«
Mit einer Hand schloss sie die Außentür und verriegelte sie, wobei sie darauf achtete, das Licht draußen auszuschalten, und führte ihn dann in die Wohnung. Nachdem sie ihn in einen Sessel vor das Gitter des Heizkessels gesetzt hatte, zog sie ihm seine steif gefrorene Jacke aus, wickelte ihm eine der angewärmten Decken um die zitternden Schultern und rieb ihm die Arme, um die Durchblutung anzuregen.
Und verspürte einen Anflug von Mitgefühl für ihn.
Okay, rumzuzicken, bloß weil dieser Kuss sie aus dem Konzept gebracht hatte, würde sie nicht weit bringen. Sie saßen hier so lange fest, bis der Sturm vorübergezogen war. Sie konnten also genauso gut das Beste daraus machen.
»Es gibt keins«, sagte sie, während sie ihren Anorak abstreifte. »Es ist vor drei Jahren bis auf die Grundmauern abgebrannt. Das nächste Haus ist mindestens eine Meile entfernt.«
Er klapperte immer noch mit den Zähnen, während sie seine Arme abrieb, dann seine Beine und schließlich, nachdem sie ihm Schuhe und Strümpfe ausgezogen hatte, seine Füße. Er war nass bis auf die Knochen. Sie hatte Reserveklamotten im Wandschrank gesehen und wusste, dass sie ihn schleunigst aus diesem nassen Smoking herausbekommen musste.
Sie warf einen Blick auf seine durchnässte Hose, die ruinierten Schuhe am Boden. Armani. Sie lebte nicht in einem Erdloch. Sie erkannte es, wenn sie Geld vor sich sah. Und er hatte welches. Mehr als damals, als sie zusammen gewesen waren. Danach zu urteilen, wie viel ihm all die gestohlenen Artefakte auf der Auktion heute Abend eingebracht hatten, noch viel mehr.
Fang nicht davon an!
»W…wo sind wir?«
Ehe sie antworten konnte, begann der Teekessel zu pfeifen. Erleichtert über die Ablenkung, stand sie auf, ging in die Küche, wo sie ihm eine Tasse Tee einschenkte, und kam damit zurück.
»Nord-Pennsylvania«, sagte sie, während sie ihm die dampfende Tasse reichte. Er nahm sie mit beiden Händen, drückte sie sich an die rechte Wange und schloss die Augen.
Seine Gesichtsfarbe kehrte allmählich zurück, aber er sah immer noch aus wie eine wandelnde Leiche – und verrückterweise fühlte sie sich genauso. Trockene Kleidung konnte ein paar Minuten warten. Er sah aus, als brauchte er einen Augenblick, um sich zu sammeln.
Und sie übrigens auch.
Er hielt sich die Tasse immer noch an
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