Gestohlene Liebe - Naughton, E: Gestohlene Liebe
aufstand.
Er griff nach seinem Koffer. »Es klingt abgedroschen, wenn ich sage, ich ruf dich an.«
Sie schlang sich die Arme um die Knie. »Aber wenn dir dein Leben lieb ist, rate ich dir, es zu tun.«
Ihr vielversprechendes Lächeln und das schelmische Funkeln in ihren Augen brachten ihn zum Lächeln, und er erstickte endgültig die leise Stimme, die ihn aufforderte, sich aus dem Staub zu machen. Es wäre einfach nicht mehr gegangen, selbst wenn er es gewollt hätte. »Das werde ich, Kit-Kat. Versprochen! Wenn du heute Abend ins Bett gehst, stell dir vor, ich liege neben dir.«
Sie stieß einen zufriedenen Seufzer aus. »Das werde ich.«
Er öffnete die Tür des Taxis, das er gerufen hatte, und hielt kurz inne, um noch einmal an ihrem Haus zu ihr hochzuschauen. Sie stand im Fenster des ersten Stocks und beobachtete ihn mit einem sehnsüchtigen Blick. Den goldenen Pharaoh trug sie um den Hals. Und da wusste Pete, dass er, außer seiner Galerie, nie irgendetwas gehabt hatte, das ganz und gar ihm gehörte und woran er aufrichtig hatte festhalten wollen. Und dass es nun anders war.
Er winkte und stieg dann ins Auto.
»Flughafen?«, fragte der Fahrer.
Als sie auf die Straße bogen, rieb Pete sich sein Kinn. Jeder Zweifel daran, was er als Nächstes zu erledigen hatte, war verschwunden. »Nein.« Er gab dem Fahrer die Adresse einer Bar in einem verwahrlosten Viertel in Alt-Kairo. »Es gibt noch eine letzte Sache, die ich abschließen muss.«
12
Gegenwart
Philadelphia
In einer heruntergekommenen Wohnung im Herzen Philadelphias ließ Dean Bertrand die Hand mit der Pistole fallen und starrte auf den leblosen Körper David Halloways. Aus dem Schussloch im Kopf des Mannes sickerte Blut in den Teppich.
Vorsichtig schraubte er den Schalldämpfer vom Lauf der Neunmillimeter ab und steckte ihn in seine Jackentasche. Dann schob er die Waffe in das Halfter hinten am Hosenbund und betrachtete den Toten wie eine Katze eine Maus. Verrückt, dass die meisten David Halloway noch bis eben für seinen Freund gehalten hätten. Das heißt, falls Halloway überhaupt Freunde hatte.
Es würde Tage dauern, bis irgendjemand nach dem Ex- FBI -Agenten David Halloway suchen würde. Er war von der eigenbrötlerischen Sorte, keine Freundin, keine Ehefrau, keine Kinder, die nach dem Rechten sehen würden. Er hatte sein Leben dem FBI gewidmet. Und was hatte er dafür bekommen? Eine lächerliche Rente und eine Verabredung mit dem Teufel.
Kopfschüttelnd beobachtete Dean, wie der Teppich vor seinen Augen die Farbe veränderte. Er überlegte, dass der Gestank irgendwann in den Flur hinausdringen und jemand der Sache nachgehen würde. Wahrscheinlich die ältere Frau nebenan, die den Fernseher immer zu laut laufen und ihre blöden Katzen im Treppenhaus herumstreunen ließ. Die Hausverwaltung würde ihn finden, wenn die Frau steif und fest behauptete, dass er in seiner Wohnung Drogen zusammenbraute oder etwas ähnlich Abscheuliches tat. Man würde die Polizei rufen, und ein Fall würde aufgerollt werden. Nur dass die Behörden Halloways Killer niemals ermitteln würden.
Denn, lautlos und unsichtbar wie ein Schatten, war Dean Bertrand niemals hier gewesen.
Dean wandte sich ab, nahm das nicht zurückverfolgbare Mobiltelefon vom Couchtisch und wählte eine Nummer, die er auswendig kannte, obwohl er sie seit Jahren nicht benutzt hatte.
Er wartete, während das Freizeichen ertönte. Die Verbindung, die er vor so langer Zeit mühsam aufgebaut hatte, hatte sich endlich bezahlt gemacht. Als Halloway ihm vorhin über den Messenger eine Nachricht geschickt und von Slades Anruf berichtet hatte, hatte er gewusst, dass es sich gelohnt hatte, zwei Jahre lang geduldig auf der Lauer zu liegen. Innerhalb von wenigen Minuten war er hier gewesen.
Eine abgehackte weibliche Stimme meldete sich. »Es ist lange her, Dean.« Ihr nahöstlicher Akzent war stark, ihr Ton geschäftsmäßig. Wie immer.
»Ja. Sehr lange.« Er starrte durch die trübe Fensterscheibe auf eine Taube, die wagemutig auf dem Geländer der Feuerleiter balancierte, während er darüber nachdachte, welche Taktik er am besten anwendete. Manche Frauen waren leicht zu beeinflussen. Diese hier nicht. Ein Hai mit Krallen, das war das Bild, das er schon immer mit ihr verbunden hatte. »Ich habe etwas, das Sie interessieren könnte.«
»Ach wirklich?« Im Hintergrund war Straßenlärm zu hören. Eine Hupe erklang. »Ihnen muss ja viel daran liegen, dass Sie deswegen aus der Versenkung auftauchen.
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