Gestohlene Liebe - Naughton, E: Gestohlene Liebe
immer noch nicht an. Und wenn er erwartet hatte, auf ihrem vertrauten Gesicht so etwas wie Dankbarkeit zu entdecken, dass er zurückgekommen war, oder Sorge um sein Wohlergehen, dann hatte er sich gründlich getäuscht. Sie sah aus, als scherte sie sich im Moment einen feuchten Kehricht um ihn oder das Auto oder irgendetwas, das nichts mit ihr zu tun hatte.
»Wir sollten fahren, bevor sie hier sind.«
Ihre Stimme war tonlos, ihre Augen blickten überallhin, nur nicht auf ihn. Als er ihr entschlossenes, perfektes Profil betrachtete, fragte er sich unwillkürlich, was aus der sanften und gefühlvollen Frau geworden war, für die er einst sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt hatte.
»Sie ist gestorben.«
Ihm war nicht bewusst gewesen, dass er seine Gedanken laut ausgesprochen hatte, bis er ihre Stimme hörte. Er blickte wieder auf und sah ihr in die Augen, doch ihr Gesichtsausdruck hatte sich nicht verändert. Wenn überhaupt, wirkte er jetzt noch steinerner.
Ja, die Frau, die er gekannt hatte, war tot. Diese hier war eine Fremde.
Pete legte den Gang ein und nahm den Fuß von der Bremse. Als sie den Ortsausgang erreicht hatten, wurde er langsamer. »Wo geht’s lang?«
Kat zögerte so lange, dass ihm ein Schauer über den Nacken lief. »Geradeaus. Nach Wellsboro.«
Was sie also nach Philadelphia führen würde. Nicht zurück nach New York.
Verdammt, er war nicht das Hinterletzte, für das sie ihn hielt. Er wusste nicht, warum er den Drang verspürte, ihr zu beweisen, dass er wenigstens noch einen Funken Anstand besaß.
Bevor er es sich anders überlegen konnte, trat er aufs Gas. »Ich bringe dich nach Philly, aber von da an bist du auf dich allein gestellt.«
»Meinetwegen.«, sagte sie ruhig, während sie die Straße entlangrasten. »Das ist nur fair. Danke.«
Pete runzelte die Stirn. Von wegen fair. Und auf ihre Dankbarkeit konnte er auch verzichten.
Die Ironie der Situation wurde ihm klar, als in seinem Kopf die Erinnerung daran aufblitzte, als er sie das erste Mal verlassen hatte. Damals hätte er einfach alles getan, um mit ihr eingesperrt zu sein, egal, wo. Aber jetzt? Jetzt war alles, woran er denken konnte, sie so weit wie möglich hinter sich zu lassen.
»Bedank dich nicht zu früh«, murmelte er. »Noch sind wir nicht da.«
Sechseinhalb Jahre früher
Kairo
»Ich glaube, ich habe dich markiert.«
»Hm?« Pete saß auf Kats Bettkante und band sich die Schnürsenkel. »Wo denn?«
Kat, die noch unter der Decke steckte und herrlich wild zerwühlt aussah, setzte sich auf und fuhr ihm mit dem Finger unter den Kragen seines blauen Hemds. Ein Kribbeln lief ihm über die Haut, wo sie ihn berührte, und die Lust schoss ihm von Neuem in die Lenden, als er sah, dass der Träger ihres Unterhemdes ihre nackte Schulter hinunterrutschte. »Genau hier. Ich glaube, ich habe noch nie jemandem einen Knutschfleck verpasst.«
Bei der Erinnerung daran, wie sich ihr Mund auf seiner Haut angefühlt hatte, wie sie ihn geleckt und geküsst hatte und immer tiefer hinabgeglitten war, begann es in seinem Bauch zu ziehen. Lächelnd stand er auf, dann machte er sich daran, die letzten paar Sachen in seinem Koffer zu verstauen. »Freut mich, dass es etwas gibt, bei dem ich für dich der Erste war.«
Seufzend ließ sie sich wieder in die Kissen sinken, und ihr dunkles Haar legte sich wie ein Fächer um sie herum. Mit schweren Lidern sah sie ihm zu, und er musste sich beherrschen, weiter einzupacken und nicht wieder zu ihr unter die Decke zu kriechen und das zu wiederholen, womit er sie vor nur einer Stunde hellwach gemacht hatte.
Mann, er konnte einfach nicht genug von ihr kriegen! Liebte es, neben ihr zu liegen, in ihr zu sein, liebte es, sie zu berühren und den Lauten zu lauschen, die sie von sich gab, wenn sie sich ihm völlig hingab. Und das war neu für ihn. Er liebte die Frauen, aber er hatte noch nie den Wunsch verspürt, einer Frau so nah zu sein. Schon gar nicht für eine so lange Zeit.
Er war bereits länger in Kairo geblieben als geplant, und wenn er nicht bald abflog, würde er noch sehr viel länger bleiben. Sie hatten zwei Nächte zurückgezogen in seiner Suite im Mena House verbracht und die letzten beiden in ihrer Wohnung. Gestern hatte sie arbeiten müssen, was ihm die Gelegenheit gegeben hatte, seine Termine zu verlegen und einigen dringenden Papierkram zu erledigen, aber noch länger konnte er seine Besprechungen nicht aufschieben.
Und die Tatsache, dass er nicht sagen konnte, wann er wieder bei
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