Gestohlene Liebe - Naughton, E: Gestohlene Liebe
dem Rucksack zog, hatte er viele Hundert Male gesehen. Denn er gehörte ihm.
Golden. Ägyptisch. Klein genug, um in eine Manteltasche zu passen, aber kunstvoll und aufwendig gearbeitet. Er war Teil der Auktion gewesen.
Sie hatte ihn gestohlen. Deswegen war sie also in New York gewesen. Aber warum hatte sie das getan?
Der Augenblick der Verwirrung wurde jäh unterbrochen, als drei Motorräder auf den leeren Parkplatz donnerten. Außerhalb ihrer Sichtweite konnte er das Trio beobachten, als es in der Nähe des Spielplatzes parkte. Als der erste Fahrer den Helm abzog, glänzte sein kahl rasierter Schädel.
Busir. Hier. Jetzt schon. Er sah zu, wie ein weiterer Mann abstieg und den Helm abnahm. Dunkles Haar fiel ihm bis auf die Schultern und behinderte den Blick auf sein Gesicht.
Das musste Minyawi sein.
Petes Adrenalinspiegel stieg augenblicklich. Seine Hirntätigkeit begann wieder einzusetzen, während der Dritte abstieg und ein viertes Motorrad folgte. Irgendwie waren er und Kat verfolgt worden. Oder jemand , mit dem Kat in diesem Moment zusammen war, hatte sie verpfiffen.
Die vier Männer stellten die Motorräder ab und entfernten sich im Laufschritt Richtung Park. Als sie die Bäume am anderen Ende erreicht hatten, zog Minyawi eine Pistole aus der Gesäßtasche und prüfte das Magazin. Busir und die anderen beiden taten es ihm gleich.
Mit einem Mal war die Frage nach dem Warum völlig gleichgültig. Pete schloss Kats Rucksack. Schon in wenigen Minuten würde ohnehin niemand von ihnen mehr Schutzhaft benötigen.
16
»Warten Sie! Ich habe meinen Rucksack im Mietwagen liegen lassen.«
Kat blieb auf dem Weg stehen, um einen Blick über die beiden kleinen Hügel vor dem Parkplatz zu werfen, doch sie versperrten ihr die Sicht. Ob Pete schon weggefahren war? Sie brauchte diesen Rucksack. Sie musste zurück.
»Wir haben keine Zeit, Ms Meyer.« Halloway packte sie am Ellenbogen.
»Es dauert nur ein paar Minuten, ganz sicher.« Kat hob den Arm, um sich aus seinem Griff zu befreien, merkte jedoch, dass er fest wie ein Schraubstock war. Was sollte das?
»Sie begreifen wohl nicht den Ernst der Lage.« Seine Finger bohrten sich in ihren Arm. »Wir haben keine paar Minuten. Gehen wir!«
Kat blickte in seine sehr harten, sehr schwarzen Augen, während ihr seine Worte auf der Brücke noch einmal durch den Kopf gingen.
Es war nicht so sehr, was er gesagt hatte, sondern, wie er es gesagt hatte. Sein Tonfall war von Ärger durchzogen und hatte sehr, sehr persönlich geklungen.
Und er hatte Marty Martin genannt. Niemand sprach von Marty Slade mit dessen vollständigem Namen.
Jetzt nehmen wir Sie in Schutzhaft. Ihr Aufenthaltsort wird sehr wahrscheinlich durchsickern, sodass sie ihn aus der Reserve locken können.
Nicht sie. Er.
Oh Gott! Sie würde diesen Park nicht lebend verlassen.
Der Baumstamm neben ihr zersplitterte in tausend Stücke, als eine Kugel vorbeizischte und mit einem widerhallenden Krachen auftraf. Als ihr klar wurde, was da geschah, kreischte Kat auf, zuckte zusammen und versuchte, ihren Kopf zu schützen. Ehe sie sich aus der Schusslinie retten konnte, legte sich Halloways Arm fest um ihre Taille und riss sie hinter einer Ansammlung von Felsbrocken am Wegesrand zu Boden.
»Unten bleiben!«, schrie er und stützte den Arm auf den Steinhaufen, um das Feuer zu erwidern.
Eine Reihe von Kugeln prallte um sie herum auf Holz und Stein. Zitternd rutschte Kat so dicht an den schützenden Wall, wie sie nur konnte.
Aber so plötzlich, wie die Schüsse begonnen hatten, hörten sie auch wieder auf.
»Wir wollen keinen Ärger mit Ihnen bekommen«, rief schließlich eine Stimme mit einem starken Akzent. »Geben Sie uns einfach nur das Mädchen, und Sie können Ihrer Wege gehen!«
»Kommt nicht infrage!«, schrie Halloway mit einem eindeutig britischen Akzent zurück, den er zuvor nicht gehabt hatte. »Sie wollen sie? Dann müssen Sie schon herkommen und sie sich selber holen!«
Ein leises Lachen schien ganz aus der Nähe zu kommen. »Tja, Bertrand, ich hätte nicht damit gerechnet, Ihnen hier über den Weg zu laufen. Und dann auch noch mit ihr.«
Bertrand? Kat traten die Schweißtropfen auf die Stirn. Was in Gottes Namen ging hier vor?
Rechts von ihr raschelte es im Gestrüpp. In dem schwachen Licht konnte sie nicht mehr als Bäume und Büsche erkennen. Konnte sie es riskieren wegzulaufen, während diese beiden sich mit Worten und Kugeln untereinander bekämpften? Sie sah wieder Halloway an … oder
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