Gestohlene Liebe - Naughton, E: Gestohlene Liebe
legte den halben Weg über die Brücke zurück, ehe sie stehen blieb, um noch einmal zurückzublicken. Obwohl er sich damit zu einem kompletten Vollidioten machte, machte sein Herz einen Satz.
Sie achtete darauf, ihm nicht in die Augen zu sehen, sondern konzentrierte sich auf einen Punkt irgendwo in der Nähe seiner Füße. »Du hattest recht. Weißt du noch, an jenem letzten Tag in Kairo, als wir uns in meiner Wohnung gestritten haben? Du hattest recht, als du gesagt hast, ich wüsste nicht, wie man Leuten vertraut. Ich glaube nicht, dass ich es je gelernt habe. Ich wünschte, ich hätte es. Ich wünschte … ja, ich wünschte mir so einiges.«
Ihr Blick hob sich allmählich. Und als ihre Schokoladenaugen sich auf ihn hefteten, war ihm, als blickte er in die Vergangenheit. Auf ein ganzes Leben voller Dinge, die er nicht hätte tun sollen und die er wünschte, ändern zu können. Und die Erkenntnis, dass er an allem jetzt überhaupt nichts mehr ändern konnte, traf ihn wie ein Schock. Insbesondere an allem, das mit ihr zu tun hatte.
Sie war fort, ehe er antworten konnte.
Pete blieb wie angewurzelt im kalten Novemberwind stehen und sah zu, wie sie und Halloway den Weg auf der anderen Seite des kleinen Bachs entlanggingen und hinter der Anhöhe verschwanden. Sie machte sich nicht die Mühe, noch einmal zurückzublicken, und genau genommen konnte er ihr das auch nicht verübeln. In den letzten vierundzwanzig Stunden hatte er nicht ein einziges Mal den Versuch unternommen, den gesamten Hergang aus ihrer Perspektive zu betrachten. Zwar hatte er sich ihre Geschichte angehört, aber dann hatte er sich über ihre Motive lustig gemacht und ihr zu verstehen gegeben, dass er nichts mit ihr zu tun haben wollte. Zwar hatte er sie nach Philadelphia gefahren und sogar ein bisschen mit ihr geplaudert, aber als sie dichtgemacht hatte, hatte er sie nicht gedrängt, sich ihm zu öffnen, damit er verstehen konnte, was sie durchgemacht hatte. Und er hatte ihr nicht das kleinste bisschen Hilfe angeboten.
Als er ihre Stimmen oder Schritte nicht mehr hören konnte, holte er tief Luft. Und spürte, wie sich sein Innerstes nach außen kehren wollte.
Er ging den Weg zurück, den sie gekommen waren. Mit gesenktem Kopf, um den beißenden Wind abzuwehren, die Hände tief in den Taschen der Jeans vergraben, die nicht ihm gehörte. Als er bei dem Mietwagen angekommen war, ließ er sich hinter das Steuer fallen, schloss die Tür und saß einfach so da in der Stille.
Kats Duft schwebte noch um ihn herum, und aus irgendeinem verrückten Grund blitzte eine Erinnerung vor ihm auf. Wie sie nackt und frisch geduscht an der Frisierkommode in ihrer Wohnung saß und sich am ganzen Körper mit jener violetten, nach Jasmin dufteten Lotion einrieb, die sie so liebte. Wie sie ihn über die Schulter hinweg anlächelte, als er ihr seine Hilfe anbot. Wie sie sich umdrehte und ihm mit einem lustvollen Lächeln, das die Fantasien von heißen, ungehörigen Dingen in ihm wachrief, die Lotion reichte.
Benutzte sie sie immer noch? Dachte sie an ihn, wenn sie sie auf ihrem Körper verteilte?
Er sah zu dem leeren Platz hin, auf dem sie gesessen hatte, und entdeckte ihren Rucksack. In ihrer Aufregung wegen des Treffens mit Halloway hatte sie ihn vergessen.
Ihn ihr zu bringen, war keine Ausrede, sie noch mal zu sehen. So oder so würde nichts, was er zu ihr sagen konnte, noch etwas ändern. Aber zumindest war es eine Gelegenheit, ein wenig wiedergutzumachen, dass er ihr gegenüber den ganzen letzten Tag lang ein absoluter Idiot gewesen war.
Er beugte sich hinüber und hob ihn hoch. Dann stutzte er, als ihm etwas einfiel.
Wie viele Frauen würden daran denken, ihre Handtasche mitzunehmen, wenn sie von einem Psychokiller gejagt wurden? Wann hatte sie ihn in den Wagen geworfen? Und warum hatte sie sich das verdammte Ding an die Brust gepresst, als sei es ihre letzte Hoffnung?
Er klappte die Lasche hoch und spähte hinein. Dann senkte er voller Verwirrung die Augenbrauen. Zwei Perücken. Eine blond, eine andere dunkelbraun. Ein kleiner Behälter mit farbigen Kontaktlinsen. Pässe, drei verschiedene, alle mit ihrem Bild und unterschiedlichen Decknamen. Eine Reihe Führerscheine aus diversen Staaten, die Fotos sahen nach ihr aus, aber auf jedem stand ein anderer Name. Und eine Pistole.
Eine Beretta.
Er nahm die Feuerwaffe hoch, drehte sie um und checkte das Magazin. Als er sie zurücklegte, streiften seine Fingerspitzen etwas Hartes. Den kauernden Pharao, den er aus
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