Gestohlene Stunden des Glücks (Julia) (German Edition)
Panik.
Während der letzten Wochen war sie viel zu beschäftigt gewesen, um sich Gedanken über die Hochzeitsnacht zu machen, jetzt aber …
„Wir hätten ihn nicht wegschicken müssen“, sagte sie, ohne Santo eines Blickes zu würdigen. Wie du mir, so ich dir. „Er stört ja nicht gerade bei einer romantischen Hochzeitsnacht. Warum etwas vortäuschen, was nicht ist?“
Die Antwort war Schweigen.
Als sie nach einer Weile entnervt einen Seitenblick riskierte, sah sie direkt in seine Augen, schwarz wie die Nacht und verheißungsvoll glitzernd.
„Du meinst, er würde nicht stören?“ Sanft legte er eine Hand in ihren Nacken und zog ihr Gesicht zu sich heran. „Willst du ihn wirklich dabeihaben, wenn wir unserer Leidenschaft freien Lauf lassen?“ Seine Stimme war rau und dunkel. „Ich jedenfalls werde mich nicht zurückhalten. Das habe ich lange genug getan, und es treibt mich zum Wahnsinn.“
Sie sah das unverhohlene Verlangen in seinem Blick, spürte, wie er besitzergreifend die Finger in ihr Haar grub. Seine Erregung übertrug sich auf sie. Flammende Begierde breitete sich wie Feuer in ihr aus. Sie wusste nicht, was passiert wäre, hätte sich nicht in diesem Moment jemand diskret neben ihnen geräuspert.
Es war Cristiano, Santos älterer Bruder, der Einzige, der sie recht kühl behandelt hatte. Ihn würde sie nicht so leicht für sich gewinnen können wie Dani.
Bruderliebe, dachte sie betrübt. Das war etwas, was sie nicht kannte. Ihr eigener Bruder war egoistisch und verantwortungslos gewesen. Jede Wärme zwischen ihnen hatte nur in ihrer Einbildung existiert. Nicht wie bei den Ferraras, die so eng miteinander verbunden waren.
Widerstrebend nahm Santo die Hand von ihrem Nacken. „Bin gleich zurück.“ Er schlenderte mit seinem Bruder davon.
Fia nutzte die Gelegenheit, um sich davonzustehlen. Sie hatte keine Lust, auf ihn zu warten. Die Situation war nervenaufreibend genug. Was immer er geplant hatte, ein romantischer Strandspaziergang war es sicher nicht.
Eilig schlug sie den von sanft schimmernden Solarleuchten und üppigem Grün gesäumten Weg zur Villa ein, wie gemacht war für ein verliebtes Pärchen. Die untergehende Sonne tauchte den Horizont in leuchtendes Rotgold, das rhythmische Zirpen der Zikaden erfüllte die laue Abendluft, leise schlugen die Wellen an den Strand.
Eine perfekte Idylle, die im krassen Gegensatz zur Realität stand. Sie kam Fia ebenso unpassend vor wie das duftige Hochzeitskleid aus cremefarbener Seide, das Dani für sie ausgesucht hatte.
Ich hätte Rot tragen sollen, dachte sie unglücklich. Rot für Gefahr.
An der Villa angekommen, fiel ihr Blick zunächst auf die spiegelglatte Wasseroberfläche des riesigen Pools, bevor sie wie angewurzelt stehen blieb. Jemand hatte den Ort in ein Liebesnest für Frischvermählte verwandelt. Die Terrassentüren zum Schlafzimmer standen weit offen. Auf dem Nachttisch wartete eine eisgekühlte Flasche Champagner auf die Liebenden, überall im Raum verteilt brannten Kerzen. Rote Rosenblätter markierten den Weg zu dem opulenten Doppelbett.
Den Champagner und die Kerzen hätte sie ja noch verkraftet, aber die Rosenblätter waren einfach zu viel.
Rosenblätter waren Romantik pur.
Und mit Romantik hatte ihre Beziehung zu Santo nun gar nichts zu tun.
Mit einem Mal brachen sich die Gefühle, die sich seit ihrem ersten Wiedersehen in ihr aufgestaut hatten, ungehemmt Bahn. Wild entschlossen, dem Zauber von Kerzenlicht und Rosenduft ein Ende zu bereiten, schaltete sie die helle Deckenbeleuchtung ein und machte sich daran, die Rosenblätter mit den Händen zu einem Haufen zusammenzuschaufeln.
„Was, zum Teufel, machst du da?“ Sie sah nicht einmal auf.
„Wonach sieht es denn aus? Ich beseitige die Spuren von jemandem mit einem sehr kranken Humor.“ Sie war jetzt richtig in Fahrt, doch Santo setzte ihrem Treiben ein Ende, indem er sie an den Schultern packte und hochzog.
„Was, bitte, ist krank daran?“
„Diese Dekoration ist der blanke Hohn!“, keuchte sie. „Da will sich jemand über mich lustig machen. Über uns.“
Seine dunklen Augenbrauen zogen sich zusammen. „Dieses Zimmer ist auf meinen Wunsch hin so hergerichtet worden, wie es für Flitterwochen-Paare üblich ist. Wir sind frisch verheiratet, und ich will nicht, dass es Gerüchte gibt. Luca könnte darunter leiden.“
Selbst die Rosenblätter waren also für Luca, nicht für sie.
„Ich sehe hier weder unseren Sohn noch irgendwelche Reporter, also können wir
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