Gestohlene Stunden des Glücks (Julia) (German Edition)
Italienisch, das sie nicht verstand.
Sie fühlte sich ihm so nah wie nie zuvor.
Vielleicht, dachte sie verträumt, wird doch noch alles gut. So wunderbarer Sex war doch ohne Gefühle gar nicht möglich, oder? Und wenn der Sex wunderbar war, würde der Rest auch wunderbar werden.
Sein zärtliches Streicheln löste noch etwas anderes in ihr aus. Es machte sie weicher, verletzlicher. Der zu Eis erstarrte Teil ihrer Persönlichkeit, der sich hartnäckig weigerte, sich einem anderen Menschen anzuvertrauen, begann aufzutauen. Unsicher sah sie zu ihm auf, hoffend, dass er die richtigen Worte finden würde, wenn sie sie schon nicht fand. Santo Ferrara war nie um Worte verlegen, weder in geschäftlichen Dingen noch im Umgang mit Frauen. Er würde genau das Richtige sagen, um diesen besonderen Moment einzufangen.
Eine Hand an ihrem Rücken, drehte er mit der anderen das Wasser ab.
Fia wartete mit angehaltenem Atem auf eine Äußerung von ihm. Sie hatte das Gefühl, an einem Wendepunkt zu stehen. Was immer er jetzt sagte, würde richtungsweisend für ihre Beziehung sein.
„Ab in die Federn“, flüsterte er, die dichten dunklen Wimpern schwer vor Nässe. „Diesmal schaffen wir es ins Bett.“
Ins Bett.
Ihr zarter Hoffnungsschimmer wich der Ernüchterung. „Ist das alles?“
Er musterte sie amüsiert. „Mir geht es nur um deine Bequemlichkeit. Wir hatten Sex im Stehen, Sex auf dem Boden und Sex unter der Dusche. Ich dachte, wir könnten es zur Abwechslung mal im Bett versuchen, aber wenn du etwas anderes ausprobieren möchtest … bitte, ich bin dabei. Du bist unglaublich, weißt du das?“
„Du …“ Sie war so wütend, dass sie kaum sprechen konnte.
Er hatte sie innerhalb von Minuten aus dem siebten Himmel in den Abgrund tiefster Verzweiflung gestoßen. Gefühle? Dass ich nicht lache, dachte sie bitter.
„Ich hasse dich, Santo Ferrara“, stieß sie hervor und wusste doch im selben Augenblick, dass es nicht stimmte. Was sie nur noch wütender machte. Was war nur mit ihr los? Sie kannte ihn kaum und hatte ihm doch erlaubt, so unglaublich intime Dinge mit ihr anzustellen.
Scham, Erregung, Demütigung, verletzter Stolz … alles stürmte gleichzeitig auf sie ein. Sie kam sich vor wie der größte Dummkopf aller Zeiten.
Er musterte sie aus schmalen Augen. „Intensiver Sex löst bei Frauen manchmal sehr emotionale Reaktionen aus.“
„Der Sex ist nicht der Grund für meine emotionale Reaktion, du bist es. Du bist ein herzloser, eiskalter, arroganter, sex…“
„Sexgott?“
„Sexbesessener Chauvi!“ Sie schäumte vor Wut. Mühsam ein- und ausatmend versuchte sie, sich zu beruhigen, doch sein lässiges Schulterzucken brachte sie gleich wieder auf die Palme.
„Das war ein Scherz“, meinte er müde, „aber dir scheint es bitterernst zu sein. Es hat dich wohl erschreckt, wie heiß es zwischen uns zugeht. Freu dich doch, dass unsere Ehe wenigstens in dieser Hinsicht ein voller Erfolg ist. Darauf können wir aufbauen. Mir ist Sex wichtig, und es sieht ganz so aus, als würden wir im Bett keine Probleme bekommen. Oder im Bad. Oder auf dem Boden …“ Sein laszives Lächeln war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
„So, glaubst du? Dann habe ich Neuigkeiten für dich. Wir werden sogar große Probleme bekommen. Sex ist Sex, nichts weiter. Darauf kann man nichts aufbauen. Schon gar nicht auf dem olympiareifen Hochleistungssex, den du hier veranstaltest, als wäre es eine sportliche Übung ohne jedes Gefühl.“
„Von der du während der letzten drei Stunden allerdings nicht genug bekommen konntest, oder warum hast du mich angefleht, nur ja nicht aufzuhören?“ Ungerührt griff er an ihr vorbei nach einem Handtuch. „Und was Olympia betrifft, hätten wir sicher eine Goldmedaille gewonnen.“
„Hau ab.“ Sie stemmte die Hände an seine breite Brust und versuchte, ihn wegzudrängen, doch er rührte sich keinen Millimeter von der Stelle. Wie ein Fels in der Brandung stand er da, muskelbepackt, sonnengebräunt und aufregend sexy in seiner Nacktheit. „Ich will keinen Sex mit dir, weder im Stehen noch auf dem Boden, im Bett oder sonst irgendwo. Ich will gar keinen Sex. Rühr mich nie wieder an!“ Sie schob sich an ihm vorbei und schnappte sich ein Handtuch. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass die Rosenblätter in der Dusche zu Matsch geworden waren.
Endlich das passende Symbol für unsere Beziehung, dachte sie aufgewühlt.
Kaputt, ruiniert, ein komplettes Desaster.
7.
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