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Gestohlene Wahrheit

Gestohlene Wahrheit

Titel: Gestohlene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Ann Walker
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er.
    »Verdammt noch mal!« Er riss die oberste Schreibtischschublade auf, holte einen Root-Beer-Lolli heraus, riss das Papier ab und schob ihn sich in den Mund.
    Der metallische Geschmack von Blut füllte Nates Mund, während er sich wie besessen durch die dicken Seile nagte, die mit Sand und Gott weiß was noch verkrustet waren. Er musste aus dieser Zelle raus und Grigg finden.
    Er war fast verrückt geworden, weil er Griggs Schreie hatte mit anhören müssen.
    Jetzt war alles ruhig. Zu ruhig.
    Zuvor hatten er und Grigg sich noch flüsternd durch die dicken Schlammwände der Hütte unterhalten und ermutigen können, als ihre Wächter sich ihr tägliches Besäufnis gönnten. Sie hatten versucht, herauszufinden, wo sie waren, und sich das Gehirn und ihre angeschlagenen Körper zermartert, um einen Fluchtweg zu finden. Doch jetzt hatte er Griggs Namen zehn Minuten lang immer wieder laut herausgebrüllt, ohne eine Antwort zu erhalten, und daher beschlossen, seine Fesseln durchzubeißen, wobei er sich nicht gerade besonders vorsah, ob er gerade Seil oder Haut traf.
    »Grigg!«, schrie er erneut. »Antworte mir, verdammt …« Er beugte sich vor und bekam einen heftigen Hustenanfall.
    Ihre Wächter machten sich einen Spaß daraus, ihn mit Waterboarding zu quälen. »Auf die amerikanische Art«, hatten sie lachend gespottet. Inzwischen war Nate davon überzeugt, dass er eine dazu passende »amerikanische« Lungenentzündung bekam.
    Als er endlich aufhörte zu husten und gequält nach Luft schnappte, was sich anfühlte, als würde er Feuer einatmen, spuckte er Blut auf den pulvrigen Sand zu seinen Füßen.
    Scheiße. Er hoffte, dass das Blut von seinem zerfetzten Zahnfleisch und nicht aus den Tiefen seiner Lunge kam.
    Letzteres würde böse enden.
    Nicht so böse, wie wenn man beispielsweise von einer Gruppe Terroristen entführt und ohne erkennbaren Grund drei Tage lang gefoltert wurde. Er wusste nur, dass die Typen ausgemachte Sadisten waren und ihren Hass auf Amerika an den beiden Amerikanern ausließen. Aber das hier würde dennoch böse enden. Es war sozusagen das Sahnehäubchen auf seiner ohnehin schon beschissenen Lage.
    »Grigg!«, rief er erneut und musste wieder husten. Erneut landete Blut auf dem Sand zu seinen Füßen.
    Okay, das kam definitiv aus seinen Lungenflügeln.
    Er hatte also eine Lungenentzündung. Daran bestand kein Zweifel.
    Na, wie großartig! So eine Scheiße!
    Er machte sich wieder daran, mit den Zähnen das Seil durchzubeißen, mit dem man ihm die Hände vor dem Körper gefesselt hatte … und Hurra! Die linke Fessel löste sich auf. Schnell befreite er seine rechte Hand und begann dann, die Fußfesseln zu lösen. Die Knoten waren aufgequollen, weil sein Blut in die Fasern eingedrungen war – die es aufgesaugt hatten, als wären sie Vampire –, und sie waren so eng, das er sich beinahe einen Fingernagel abgerissen hätte bei dem Versuch, sie zu lockern. Nach vielen Flüchen und Stoßgebeten war er endlich frei. Halleluja.
    Er stand auf …
    Oha.
    Die Welt drehte sich um ihn herum.
    Er schloss ganz fest die Augen, schluckte schwer und konzentrierte sich darauf, tief einzuatmen. Das half, wenn auch nur ein wenig, denn der Raum, seine Gefängniszelle in den letzten drei Tagen, roch stark nach frisch vergossenem Blut und dem noch übleren Gestank seiner eigenen Exkremente.
    Endlich, nach weiteren ruhigen Atemzügen, konnte er sich vorwärtsbewegen, ohne dass die Wände Tango tanzten. Er nahm sein KA-BAR, das auf dem klapprigen Holztisch lag, wo seine Wächter es liegen lassen hatten, und verzog das Gesicht. Oh Mann, wie sehr hatte es ihnen gefallen, ihm mit seinem eigenen Messer den Oberschenkel aufzuschlitzen, während er an den Stuhl gefesselt war. Zweimal.
    Er sah auf sein geschwollenes, blutendes Bein hinab und spürte, wie sich ihm der Magen umdrehte. Wenn er nicht bald zu einem Arzt kam und eine ordentliche Antibiotikainfusion bekam, dann standen die Chancen gut, dass er sein Bein verlor. Schon jetzt drang stinkender, grüner Eiter aus der Wunde aus und glitt zähflüssig an seinem Knie herunter.
    Scheiße, Scheiße
, Scheiße!
    Er wollte erneut Griggs Namen schreien, aber ihm war klar, dass er nur wieder einen neuen Hustenanfall bekommen würde, also hielt er den Mund und nahm stattdessen all seine Kraft zusammen, um zur Tür zu schlurfen.
    Verschlossen.
    Natürlich. So viel Glück konnte er einfach nicht haben.
    Er versuchte, das Schloss mit seinem Messer zu knacken, aber es war aus

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