Gestohlene Wahrheit
erfahren, wo sich die Dateien befanden, dachte er mit nagender Unruhe, und sie hatten ihn immerhin drei ganze Tage lang in ihren Klauen gehabt. Vielleicht waren sie also doch nicht so gut darin, Informationen zu beschaffen, wie sie immer behaupteten.
Dieser Gedanke war überaus ärgerlich. Er hatte es Weller aus einem einzigen Grund gestattet zu überleben, nachdem er dem grausamen Tod, den Aldus für ihn geplant hatte, entronnen war: weil er davon ausging, dass Weller absolut nichts wusste.
Hatte er sich vielleicht geirrt?
Aber nein. Wenn Weller eingeweiht gewesen wäre, dann wäre er mit seinen Informationen zu den Behörden gegangen.
Niemand weiß etwas über den Deal
, versicherte er sich und atmete zur Beruhigung einmal tief durch. Diejenigen, die davon gewusst hatten, waren alle tot … Was ihn wieder zu seiner aktuellen Misere führte. Er musste diese gottverdammten Dateien von Alisa Morgan bekommen.
»Ich bin es leid, darauf zu warten, dass Sie sich mit dieser Frau anfreunden, Z. Jetzt machen wir es auf
meine
Weise«, instruierte er seinen Untergebenen mit entschlossener Stimme. »Warten Sie, bis sie wieder geht, und dann schnappen Sie sie sich. Finden Sie diese Dateien.«
Himmel, das wurde ja mit jedem Tag zu einem größeren Schlamassel, und er hatte zunehmend genug davon, sich darum kümmern zu müssen.
Es wäre vermutlich deutlich einfacher und definitiv zweckmäßiger, sie einfach zu beseitigen, dachte er und ließ das Wagenfenster wieder hochfahren, um den Gestank von der Tankstelle auszusperren. Anstatt Johnny und seine Leute anzuheuern, hätte er die Sache lieber seinen tollpatschigen Leuten aus Las Vegas überlassen sollen, die sich um seine … gewalttätigeren Aufträge kümmerten. Sie hätten beispielsweise einen tödlichen Autounfall inszenieren können, um Ms Morgan auszurauben, wie damals bei dem FBI-Agenten, der zu neugierig geworden war.
Das war auf jeden Fall sehr verlockend …
Doch in Situationen wie dieser zahlte es sich nie aus, zu voreilig zu sein. Die Ermordung von Amerikanern auf amerikanischem Boden war riskant, insbesondere wenn er sich nicht sicher sein konnte, dass der Tod von Ms Morgan auch zur Zerstörung der Dateien führte.
Daher behielt er diese Möglichkeit lieber noch in der Hinterhand.
Vorerst.
»Sir.« Zoelner klang beunruhigt. »Ich habe eine Frage.«
»Worum geht’s?«, knurrte er, da er mit jedem Tag, der ergebnislos verstrich, mehr die Geduld mit Zoelner verlor.
»Haben Sie den Überfall von gestern autorisiert?«
»Was?«, ereiferte er sich und spielte den Unschuldigen. »Ich kann nicht glauben, dass Sie denken, ich wäre zu so etwas fähig. Ich heiße Gewalt nicht gut, und das wissen Sie.«
»Und wie würden Sie Ihren Vorschlag, Ms Morgan zu entführen, dann nennen?«
»Das ist eine Notwendigkeit, Z. Ich vertraue darauf, dass Sie sie mit Samthandschuhen anfassen.«
Das Schweigen am anderen Ende der Leitung war vielsagend. Zoelner war nicht mit dem Plan einverstanden, dieser widerlich aufrichtige Bastard.
Tja, Pech für ihn. Er hatte genug davon, darauf zu warten, dass Zoelner endlich mit seiner Denkweise einverstanden war.
»Passen Sie auf, Z«, fauchte er ins Telefon, während ihm das Blut ins Gesicht stieg und seine Ohren und seine Wangen prickelten, weil er dermaßen wütend war. »Ich zahle Ihnen nicht gerade wenig Geld dafür, dass Sie Ihren verdammten Job machen. Da sollte ich doch davon ausgehen können, dass diese Summe Sie auch dazu bringt, Ihre Bedenken zu vergessen. Habe ich mich da geirrt? Soll ich mir jemand anderen suchen, der etwas mehr Grips und auch ein wenig mehr Mumm in den Knochen hat?«
»Nein, Sir.«
Zoelner antwortete sofort, aber sein Tonfall klang nicht gerade sehr versöhnlich, und Aldus’ ohnehin schon angespannten Nerven standen kurz vor dem Zerreißen. Er war einer der mächtigsten Männer des gottverdammten Landes, und niemand sprach in diesem Tonfall mit ihm. Am liebsten hätte er durch das Telefon gegriffen und diesen impertinenten kleinen Wichser stranguliert.
Vielleicht würde er, wenn all das vorbei und er endlich Präsident war, diesen Idioten eliminieren lassen. Der Gedanke war so beruhigend, dass sein Blutdruck sogleich wieder deutlich sank.
»Gut«, schnaubte er und richtete seine seidene Brioni-Krawatte. »Halten Sie mich auf dem Laufenden.«
»… But I know the neighborhoooood, and talk is cheap when the story is goooood …«
Das war ja ein Irrenhaus.
Anders ließ sich das, was sich um Ali
Weitere Kostenlose Bücher