Gestohlene Wahrheit
diesem Tag am Strand noch sagen? Nachdem er aus eigener Erfahrung wusste, wie es sich anfühlte, wenn ihre zarten Arme um seinen Hals lagen, ihre weichen Brüste sich fest und eng an seine Brust drückten und ihre bewegliche Zunge sich in seinen Mund schob?
Ja, er hätte ihm einiges darüber sagen können, wie heiß diese Frau wirklich war.
Sie war der Hammer.
»Ich meine, sie ist wirklich
heiß
«, beharrte Ozzie. »Sie bringt mein Blut echt in Wallung, wenn du verstehst, was ich meine. Natürlich kriege ich von knapper Frauenunterwäsche einen Ständer, seitdem ich mit zwölf den Dessous-Katalog der älteren Schwester meines besten Freundes entdeckt habe, daher bin ich vielleicht ein wenig vorbelastet. Außerdem stand ich schon immer auf rote Spitze.« Der Junge hielt einen roten Spitzen-BH in die Luft und wackelte mit den Augenbrauen.
Großer Gott. Solche Details wollte Nate gar nicht über ihn wissen.
Außerdem bewirkte der Anblick von Alis Unterwäsche in den Händen eines anderen Mannes, dass er ihn am liebsten zu Brei schlagen wollte, insbesondere da er jetzt wusste, wie sehr das den kleinen Pisser antörnte.
Da er jedoch nicht gewalttätig werden wollte, sagte er etwas, von dem er nicht geglaubt hätte, dass er es in seinem ganzen traurigen Leben jemals sagen würde: »Mann, halt einfach die Klappe und sing weiter.«
Worüber redeten sie da?
Ali sah zu den beiden Männern, die gerade in ihrer Unterwäsche herumkramten, hinüber und …
Ganz dumme Idee.
Ozzie/Ethan hielt ihren roten BH hoch und wackelte dabei mit den Augenbrauen.
Super. Einfach großartig. Dieser Tag wurde ja von Minute zu Minute besser.
Um sich abzulenken, lehnte sie sich über das schwere Geländer und sah nach unten.
Die Entfernung zum unteren Stockwerk war so groß, dass ihr schwindlig wurde. Die viereinhalb Meter hohen Karikaturen, die in bunten Farben an die Ziegelsteinwände gemalt worden waren und so lebendig und kraftvoll wirkten, dass sie nur einem unglaublich kreativen Kopf entsprungen sein konnten, dem sie sich nicht gewachsen fühlte, verstärkten dieses Gefühl nur noch mehr. Die Bilder ließen das riesige Gebäude wie eine Mischung aus einer Kirmesattraktion und einer Werkstatt wirken. Jede der cartoonhaft übertriebenen Gestalten entsprach offensichtlich einem der Angestellten von Black Knights Inc. Mit ihren dicken Muskeln und hervorstehenden Sehnen sahen sie alle aus, als wären sie einem Comic entsprungen.
Der Betonboden glich einer faszinierenden Landschaft aus Flecken, die von uralten bis hin zu frischen Öllachen stammten und wie ein riesiger Rorschachtest auf Speed wirkten. An den bunt bemalten Wänden standen riesige Werkzeugschränke auf Rollen, und überall in dem großen Raum waren sehr technisch aussehende Maschinen in diversen Formen und Größen aufgebaut. Sie hätte beim besten Willen nicht eine einzige davon identifizieren können.
Was sie jedoch eindeutig zuordnen konnte, waren die in einer Reihe aufgestellten handgefertigten Motorräder, die in allen möglichen Farben von dunkel bis leuchtend bunt bemalt waren und so entweder düster oder verspielt wirkten. Sie bildeten eine beeindruckende Reihe aus glänzendem Chrom und funkelnder Farbe und bezeugten, dass hier tatsächlich zumindest einige Motorräder gebaut wurden.
Beinahe hätte sie sich täuschen lassen und wirklich geglaubt, dass Black Knights Inc. nichts anderes als das war, was man nach außen vorgab, hätte in einem Teil der »Werkstatt« nicht ein … Ja, da stand ohne Zweifel ein Hubschrauber!
Ein Hubschrauber, auf dessen Rotor eine kleine blonde Frau saß, während ein Mann, der unten stand, ihr über die Musik von REO Speedwagon hinweg Anweisungen zurief. »Wenn du den Bolzen lockerst, wird das ganze Scheißteil runterfallen!«
Ali nahm an, dass es sich bei der Blondine um die brillante Mechanikerin von Black Knights Inc. handelte, deren Namen ihr jedoch beim besten Willen nicht einfallen wollte.
War es Renegade? Irgendetwas in der Art, aber sie wusste es einfach nicht mehr.
»Aber darum geht es doch!«, brüllte Renegade alias die Hubschrauberfrau oder wie auch immer ihr Name war zurück, und man konnte ihrer Stimme anhören, dass sie genervt war.
Alis Zweifel an dem, was hier eigentlich gemacht wurde, wurden noch dadurch verstärkt, dass es sich bei dem schwarzen Ungetüm da unten nicht um einen typischen zivilen Hubschrauber handelte. Dagegen sprachen schon allein die bedrohlichen Maschinengewehre, die an beiden Seiten
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