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Gestohlene Wahrheit

Gestohlene Wahrheit

Titel: Gestohlene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Ann Walker
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und unglaublich unansehnlichen grauen Bündel in ihren Armen ausging.
    »Da hast du ja was angestellt! Jetzt will Peanut bestimmt von jedem herumgetragen werden, und dafür bin ich einfach nicht stark genug!«, rief Frank Knight, ein Riese von einem Mann, der im Gegensatz zu seinen Worten so kräftig aussah, dass er vermutlich sogar ein Auto stemmen konnte, über die laute Musik hinweg. Er war aus einer der Türen an der Seite des Raums gekommen und hatte sich neben ihr ans Geländer gelehnt.
    »Peanut?« Befremdet sah sie in das pelzbedeckte, graue Gesicht, das vermutlich nur eine Mutter lieben konnte. Der Kater hatte seine goldenen Augen vor lauter Zufriedenheit halb geschlossen, und Ali wurde die zweifelhafte Ehre zuteil, dass er seine Krallen durch den dünnen Stoff ihres T-Shirts in ihre Haut bohrte. »Er sieht eher aus wie ein Goliath oder ein Brutus. Aber Peanut? Heißt er wirklich so?«
    »Ja.« Frank lachte und strich sich mit einer Hand durch seine zerzausten braunen Locken, während er dem Geschehen im Erdgeschoss zusah. Doch sein Lächeln verblasste schnell, als er die Frau sah, die einen Rodeoreiter nachzuahmen versuchte, nur, dass ihr Ross aus Stahl und nicht aus Fleisch und Blut war.
    Ali glaubte, ihn »Heilige Scheiße« murmeln zu hören, doch dann zwang er sich, den Blick abzuwenden. »Als wir dieses Gebäude bezogen haben, wimmelte es hier nur so von Ratten, und dieses Kerlchen«, er streckte eine riesige Hand aus und kraulte das Kinn des Katers, woraufhin er noch lauter schnurrte, sodass es in Alis Brust vibrierte, »hatte sein Lager auf einem Haufen alter Erdnusssäcke aufgeschlagen, daher hat er diesen Namen bekommen. Wir sind alle Ratten losgeworden und brachten Peanut dann bei einer netten Dame aus der Nachbarschaft unter, die streunende Katzen aufnimmt, doch nach zwei Tagen stand er wieder bei uns vor der Tür. Ich bin übrigens Frank Knight. Ich würde Ihnen ja die Hand schütteln, aber Sie scheinen ja beide Hände voll zu haben.« Er zwinkerte ihr zu, sodass man die vielen Fältchen in seinen Augenwinkeln sehen konnte.
    »Ich weiß, wer du bist. Grigg hat oft von dir erzählt. Er hatte eine sehr hohe Meinung von dir und respektierte dich sehr.«
    Der große Mann verzog das Gesicht. »Ich habe ihn ebenfalls sehr respektiert. Grigg war … nun ja …« Er strich sich erneut mit seiner riesigen Hand über das Gesicht und schnitt eine Grimasse, während er seine Schultern zusammenzog, als würde ihm diese Bewegung Schmerzen verursachen. »Ich kann es einfach nicht in Worte fassen. Er war der Beste. Ihr Verlust tut mir außerordentlich leid. Wir waren alle am Boden zerstört.«
    Und … so ein Mist! Erneut standen ihr die Tränen in den Augen.
    Gerade als sie glaubte, sie müsse sich abwenden, um nicht vor seinen Augen die Fassung zu verlieren und wie ein kleines Mädchen zu heulen anzufangen, brach um sie herum die Hölle los.

3
    »Ich hab’s!«, brüllte Becky Reichert, als der letzte Bolzen endlich gelockert war und der verbogene Rotor mit lautem Knall auf den Boden fiel. Das Geräusch hallte von den Wänden wider und klang in dem Lagerhaus, als wäre eine Kanone losgegangen.
    Danach herrschte Stille, und ihr fiel auf, dass der ohrenbetäubende Lärm auch Rick Springfield zum Schweigen gebracht hatte, was ihr durchaus recht war. Ozzie hatte einen furchtbaren Musikgeschmack. Sie versuchte immer wieder, ihm nahezubringen, dass in den letzten zwanzig Jahren jede Menge hervorragende Musikstücke geschrieben worden waren, aber er schien immun gegen ihre Bekehrungsversuche zu sein. Dass er ihr gelegentlich gestattete, The Killers zu spielen, stellte bisher ihren einzigen Sieg dar, und so hatte sie sich angewöhnt, fast immer die Kopfhörer ihres iPods zu tragen und sich mit ihrer eigenen Musik zu beschallen, um Ozzies Musik auszublenden.
    Gestern hatte sie jedoch vergessen, den MP3-Player aufzuladen, sodass sie den ganzen Morgen mit Achtziger-Rockballaden gefoltert worden war. Da sie die Kopfhörer nicht trug, konnte sie das schreckliche Kreischen hören, das dem lautstarken Klappern des heruntergefallenen Rotors folgte.
    Sie sah nach oben und erblickte am Geländer eine Frau, die einen grauen Katzenhut zu tragen schien. Da sie jedoch mit den Armen herumwedelte und Peanut wild fauchte, schien diese modische Extravaganz nicht ganz freiwillig zu sein.
    Gleich kommt’s. Gleich kommt’s …
    »Rebecca! Verdammt!«
    Ah ja, da war es ja.
    Frank »Boss« Knight hatte eine ganz besondere Art, ihren

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