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Gestohlene Wahrheit

Gestohlene Wahrheit

Titel: Gestohlene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Ann Walker
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dem er während seiner Zeit beim Marine Corps als Scharfschütze geschossen hatte.
    »Ich mag die Art, wie du redest«, meinte er nur.
    Wieso musste sie jetzt an Billy Bob Thornton in
Sling Blade – Auf Messers Schneide
denken? Sie unterdrückte ein Grinsen.
    Dann realisierte sie auf einmal, was er da gesagt hatte, und sie starrte ihn an. »Wirklich?«
    »Ja.« Er nickte, wobei ihm eine glänzende schwarze Locke in die Stirn fiel. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund hätte sie sie am liebsten gestreichelt. Um zu sehen, ob sie so kühl und seidig war, wie sie sie in Erinnerung hatte. Was eigentlich merkwürdig war, da sie ihn doch nicht leiden konnte. Ihr war es doch viel lieber, wenn er so weit wie möglich von ihr entfernt war.
    Tja … mit Ausnahme dieses Tags am Strand …
    Die Trauer. Das war die Trauer gewesen, nichts weiter … oder?
    Ja, höchstwahrscheinlich. Alles andere war zu bizarr, um auch nur darüber nachzudenken.
    Sie schüttelte den Kopf. »Aber … aber immer wenn ich ins Plappern komme, siehst du mich an, als wäre ich eine Art seltsamer Käfer, der dir gerade über den Schuh krabbelt.«
    Ethan/Ozzie kicherte, was er mit einem Hustenanfall zu übertönen versuchte, und ihr fiel wieder ein, dass sie nicht allein waren. Sie blickte zu dem jungen Mann hinüber, der gerade äußerst beschäftigt wirkte und mit dem schwarzen zauberstabähnlichen Ding über ihrem leeren Koffer herumwedelte.
    Ach, auch egal.
Diese Unterhaltung war viel zu faszinierend, um sich wegen etwas so Unbedeutendem wie weiteren Zuhörern Gedanken zu machen.
    Als sie Nate abermals ansah, hatte er wieder diesen Blick drauf. »Da, siehst du?«, meinte sie und zeigte auf sein Gesicht. »Du tust es schon wieder.«
    Er seufzte schwer und begann mit einer ausgiebigen Musterung seiner Stiefel. »Ich mache das nicht mit Absicht, und ich halte dich auch nicht für einen Käfer. Ich denke, du bist …« Er schüttelte den Kopf und warf Ethan/Ozzie einen Blick zu, der inzwischen aufgegeben hatte, so zu tun, als würde er ihnen nicht zuhören. Jetzt starrte er sie fast schon mit offenem Mund staunend an.
    Nate schnitt eine Grimasse, bevor er fortfuhr, wobei er die richtigen Worte zu suchen schien. »Wenn du redest, klingst du immer so glücklich, so unbeschwert.«
    Ali war wie erstarrt. Ihr Herz raste, und sie konnte keinen klaren Gedanken fassen.
    Das wurde immer merkwürdiger. Als hätte der ganze Tag, nein, die letzten drei Monate ihre Welt nicht längst auf den Kopf gestellt, jetzt war Nathan »Ghost« Weller auf einmal auch richtig … nett zu ihr. »Ich denke … das ist wohl das Netteste, das je jemand zu mir gesagt hat«, gestand sie ihm.
    Er zuckte erneut mit den Achseln, und sie glaubte, dass sich auf seinen Wangen eine leichte Rotfärbung abzeichnete.
    Nate wurde rot? Er bildete ganze Sätze? Er lächelte tatsächlich? Hatte sie irgendwo die Warnsignale übersehen und war in eine Parallelwelt versetzt worden? Eine Parallelwelt, in der sich Nathan Weller wie ein menschliches Wesen benahm …
    »Grigg hat mir erzählt, dass du nur selten den Mund aufmachst, aber wenn du es tätest, dann hättest du auch was Schlaues zu sagen«, berichtete sie ihm und beobachtete dabei genau, ob er gleich wieder etwas Seltsames tun würde. »Damals habe ich ihm nicht geglaubt. Jetzt tue ich es.«
    Sofort verdunkelte sich seine Miene.
    Erschrocken über den Stimmungswechsel, zog sie die Augenbrauen hoch. »Möchtest du nicht über ihn reden?«
    »Nein.«
    Sie schnaufte. Er hatte die Worte mit zusammengebissenen Zähnen herausgebracht. »Dann sind wir also wieder bei deinen einsilbigen Antworten angekommen?«
    Er knurrte nur, und ihr wurde klar, dass sie noch einen Schritt weiter und jetzt wieder bei bloßen gutturalen Lauten angekommen waren.
    »Großartig. Das ist ja wirklich großartig«, zischte sie und biss ebenfalls die Zähne zusammen. Und sie hatte schon geglaubt, sie würden Fortschritte machen …
    Was für ein Witz.
    Sie wirbelte herum und marschierte zur Toilette, um ihre Unterwäsche auszuziehen. Dabei wollte sie nicht einmal daran
denken
, wie peinlich es gleich sein würde, ihm ihr
schmutziges
Höschen auszuhändigen.
    Was für ein Schlamassel!

4
    »Warum fängst du nicht damit an, dass du uns erzählst, warum du hierhergekommen bist, Ali?«, meinte Frank, als sich die drei anwesenden Knights rund um den Konferenztisch versammelt hatten. Sie waren mächtig ausgedünnt, da Steady in Kalifornien auf irgendeiner hochtrabenden

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