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Gestohlene Wahrheit

Gestohlene Wahrheit

Titel: Gestohlene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Ann Walker
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Fantasien er in Bezug auf Becky hatte, dann würde sie ihn vermutlich mit einem ganz anderen Blick bedenken. So einem, wie man ihn dem Nachbarn zuwarf, dem man gerade mitten im Juli nur mit einem Trenchcoat bekleidet in der Nähe des Kinderspielplatzes begegnete, denn genauso kam er sich vor, wenn es um Rebecca Reichert ging. Wie ein schmutziger alter Mann.
    Scheiße.
    »Danke«, sagte Ali und holte ihn damit wieder in die Wirklichkeit zurück. »Jetzt fühle ich mich gleich ein bisschen besser. Eine Zeit lang dachte ich schon, ich würde durchdrehen. Und auch wenn es merkwürdig klingt, bin ich eigentlich ganz froh, dass ihr all die Wanzen bei mir gefunden habt. Jetzt weiß ich wenigstens, dass ich nicht den Verstand verliere.«
    »Du kommst also nach Hause und weißt, dass jemand in deiner Wohnung gewesen ist«, wiederholte Ozzie. Wie üblich war der Verstand des jungen Mannes zehn Schritte voraus, sammelte Informationen und sortierte sie zu erkennbaren Mustern. »Was ist danach passiert?«
    »Nichts.« Ali hob eine Schulter und rutschte unbewusst ein Stückchen tiefer. Bald würde sie nicht mehr sitzen, sondern liegen. »Einige Tage lang geschah gar nichts. Ich dachte schon, ich wäre paranoid und würde mir das einbilden, weil mein persönliches Radar aufgrund von Griggs Ableben völlig durcheinander war.«
    Ableben.
    Frank hasste diesen Euphemismus, den manche Menschen benutzten, wenn sie über den Tod sprachen. Was war so falsch an diesem Wort? Tod. Sterben. Tot. Es war direkt, simpel und weitaus einfacher als beispielsweise zu sagen, er habe den Löffel abgegeben, sei über den Jordan gegangen oder sähe sich den Rasen von unten an. Auch wenn Letzteres technisch gesehen am zutreffendsten war, klang es seiner Meinung nach dennoch unpassend. Vielleicht lag das daran, dass er den Großteil seines Lebens als Erwachsener auf die eine oder andere Weise mit dem Tod zu tun gehabt hatte, aber er nannte die Dinge nun mal gern beim Namen.
    Grigg war tot. So einfach und so kompliziert sah die Sache aus.
    »Aber eine Woche später«, fuhr Ali fort, »kam ich morgens zur Arbeit und … empfand genau dasselbe. Ich hatte das Gefühl, dass irgendjemand dort gewesen war. Aber dieses Mal konnte ich es beweisen. Als ich das Systemprotokoll meines Rechners aufrief, sah ich, dass er gegen Mitternacht eingeschaltet worden war.«
    »Konntest du auch erkennen, wonach sie gesucht haben? Auf welche Dateien sie zugegriffen haben?«, wollte Ozzie wissen.
    »Nein … Ich, äh, kenne mich dann doch nicht so gut damit aus. Und im Nachhinein denke ich, dass ich vielleicht einen Spezialisten hätte rufen sollen, damit er herausfindet, was mit meinem PC gemacht wurde, aber dann fingen die Sommerferien an, und ich begann, ihn zu sehen, und vergaß meinen Computer.«
    »
Ihn zu sehen?
« Dan »The Man« Currington stellte die Frage, die ihnen allen durch den Kopf ging.
    »Ja.« Sie machte eine hilflose Handbewegung. »Gewissermaßen.«
    »Kannst du das vielleicht genauer erklären?«, bat Dan sie.
    Erneut holte Ali tief Luft und rutschte auf ihrem Stuhl noch ein Stück tiefer. Sie legte den Kopf auf die Rückenlehne, sah zur Decke und blinzelte einige Male schnell, dann richtete sie sich auf einmal wieder auf.
    Gutes Mädchen, reiß dich noch ein wenig zusammen.
    »Okay, aber auch jetzt solltet ihr im Hinterkopf behalten, dass ich geglaubt habe, ich werde verrückt, weil ich diesen Mann ständig aus dem Augenwinkel gesehen habe. Nie direkt von vorn. Ich konnte nur hier und da einen flüchtigen Blick auf ihn werfen. Auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums, an der roten Ampel einige Wagen hinter mir, auf dem Weg zur Eisdiele gegenüber dem Laden, in dem ich mir immer meinen Kaffee hole. Es war immer so, dass ich ihn gerade entdeckt hatte, und dann war er auch schon wieder weg. Aber gestern, direkt nachdem so ein riesiger Kerl versucht hat, mich zu überfallen …« Sie machte eine abwehrende Handbewegung, als alle besorgt aufstöhnten. »Keine Sorge, ich wurde nicht verletzt, und der Typ konnte mir dank einer Monsterhummel und einem Baguette auch nicht die Handtasche stehlen.« Erneut schnitt sie mit der Hand durch die Luft. »Aber das kann ich ein anderes Mal erzählen. Wie dem auch sei, als der Straßenräuber gerade wegrannte, sehe ich den Mann, der mir seit Monaten folgt, gegenüber auf der anderen Straßenseite aus dem Schnellrestaurant kommen. Mein Adrenalinspiegel war aufgrund des Überfalls noch verdammt hoch, also habe ich ihn gerufen,

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