Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gestohlene Wahrheit

Gestohlene Wahrheit

Titel: Gestohlene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Ann Walker
Vom Netzwerk:
von dir? Mir ist gestern aufgefallen, dass du Farbe am T-Shirt hattest.« Ali fuhr mit dem Finger einem Strich geistergrauer Farbe auf dem handgefertigten Tank der Phantom nach.
    »Ja, das ist mein Werk.« Es ließ sie für einige Zeit vergessen, dass sie nach einem Mann verrückt war, der …
    Nein. Sie musste aufhören, an ihn zu denken. Sie musste ihr eigenes Leben in den Griff kriegen und nicht länger kindischen Träumen nachhängen, in denen sie sich erhoffte, die Liebe eines Ritters in schimmernder Rüstung zu gewinnen, der sie auf seinem glänzenden weißen Ross davontrug.
    Dabei war ihr durchaus bewusst, dass Frank mit Nachnamen Knight hieß und dass Boss Hog zufälligerweise mit glänzender weißer Farbe lackiert war.
    Was für eine Ironie!
    »Du bist sehr talentiert«, stellte Ali fest und strich über das Gesicht des Phantoms, das mitten auf dem Tank prangte und dennoch kaum zu erkennen war. »Es ist erstaunlich, wie du den Effekt geschafft hast, dass dieses geisterhafte Gesicht so aus dem Nebel auftaucht.«
    »Danke, ich …«
    »Ist alles bereit?« Auf einmal materialisierte sich Ghost neben ihnen.
    Ein Phantom, das aus dem Nebel auftaucht? Ghost, der sich aus dem Nichts materialisiert? Wow, perfektes Timing.
    Becky starrte die Bikerstiefel mit den dicken Sohlen an, die er trug, und schüttelte den Kopf. Sie würde nie begreifen, wie er sich so anschleichen konnte.
    »Brauchst du bestimmt nicht noch mehr Feuerkraft?«, fragte sie mit unschuldiger Stimme, als sie mit ansah, wie Ghost drei Waffenkoffer in den Satteltaschen der Phantom verstaute.
    Einer davon enthielt sein M-40 A5-Präzisionsgewehr mit dem Spitznamen Sierra. Dazu gehörte ein abnehmbares PBS 27-Nachtsichtgerät und ein austauschbares zehnschüssiges Magazin, das 7,62 x 51 NATO-Geschosse abfeuerte. Auf neunhundert Meter hatte diese Waffe mehr kinetische Energie als eine 357er, die schnurgerade abgefeuert wurde. Damit hatte man genug Mannstoppwirkung.
    Sie hoffte, dass Ghost ihr eines Tages zeigen würde, wie man damit schoss, aber er hatte ihr gesagt, dass sie erst krabbeln lernen müsse, bevor er ihr das Laufen beibringen könne, daher übte er vorerst mit ihr an einer Remington Model Seven.
    Aber eines Tages … eines Tages würde er ihr die gute alte Sierra in die Hand legen.
    Ghost warf ihr einen amüsierten Blick zu, um sich dann vorzubeugen, ihr einen schweren Arm um den Hals zu legen und ihr über den Kopf zu streichen. Ja, ja, sie war eben für alle nichts als die kleine Schwester.
    »Wir sind morgen Abend wieder da«, meinte er zu ihr. »Versuch bitte zu vermeiden, dass Boss in der Zwischenzeit einen Herzinfarkt kriegt.«
    »Ich werd’s versuchen.« Sie knuffte ihn gegen den Arm. »Und du passt auf, dass du bis dahin niemanden erschießt.«
    Sie sahen beide gleichzeitig zu den prallen Satteltaschen hinüber.
    »Was wetten wir, dass ich meinen Teil des Deals besser einhalte als du deinen?«
    »Klugscheißer«, knurrte er fast schon liebevoll und schwang ein Bein über das Motorrad.
    »Jetzt oder nie, Schwester.« Becky drehte sich zu Ali um, während Ghost die Phantom anließ.
    »Kann ich mich für ›nie‹ entscheiden?«, brüllte Ali über das laute Motorgeräusch hinweg.
    Becky grinste nur und drückte Ali einen Helm in die zitternden Hände. »Ich kann mich irren, aber hast du nicht selbst darum gebeten, mitfahren zu dürfen? Warst es nicht du, die sich geweigert hat zu verraten, wo der USB-Stick zu finden ist, weil du unbedingt dabei sein wolltest?«
    Becky musste es ihr zugutehalten, dass sie hartnäckig war. Hätte Nate sie mit diesem schwarzen Laserblick angestarrt, dann wäre sie prompt wie ein Pokerspieler mit schlechtem Blatt ausgestiegen, doch Ali hatte einfach das Kinn in die Luft gereckt, als könne man es ihr unmöglich wieder ausreden.
    Doch jetzt sah die arme Frau nicht mehr so selbstsicher aus. Ihre nächsten Worte bestätigten die Vermutung. »Ist es zu spät, um meine Meinung noch mal zu ändern?«
    Gut, dass Ghost das aufgrund des lauten Röhrens der Phantom nicht gehört hatte, denn sonst hätte er die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und Ali zurückgelassen. Doch Becky war der Ansicht, dass diese kleine Reise gut für die beiden sein würde.
    »Halt dich einfach gut fest«, sagte sie und nahm die besorgte Ali kurz in den Arm. »Das ist der einzige Rat, den ich dir geben kann.«
    Ali schnitt eine Grimasse, setzte sich dann den Helm auf und stieg hinter Nate auf das Motorrad. Sie rutschte hin und her, bis

Weitere Kostenlose Bücher